Schweiz

Marktreport aus dem Buchhandel

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) legt neue und detaillierte Kennzahlen zur Marktentwicklung in der Deutschschweiz vor. Demnach hat der Buchhandel im Nachbarland 2012 rund eine Milliarde Franken umgesetzt.

Der Marktreport, den der "Schweizer Buchhandel" in seinem aktuellen Newsletter vorstellt, wird künftig jährlich in Zusammenarbeit mit Media Control publiziert. Die Zahlen gehen stärker in die Tiefe als bislang beim Branchen-Monitor Buch D.A.CH., der im Januar unter anderem immer die Entwicklung der drei deutschsprachigen Buchmärkte vergleicht.

Eckdaten aus der Erhebung für 2012 (hier die ganze Studie)

  • Im Schweizer Buchhandel sind 2012 rund eine Milliarde Franken umgesetzt worden (rund 820 Millionen Euro). Davon entfallen 840 Millionen Franken auf Einkäufe in der Schweiz. 630 Millionen werden in der Deutschschweiz erwirtschaftet, auf das Konto des Sortimentsbuchhandels gehen 410 Millionen Euro (ohne Rechnungsgeschäft, Non-Books etc.).
  • Nach vier Jahren, in denen die Umsätze zum Teil massiv gesunken sind, fiel der Rückgang 2012 mit minus 1,1 Prozent nicht mehr ganz so deutlich aus. Seit 2007 hat die Schweizer Buchbranche 12,2 Prozent ihrer Einnahmen eingebüßt.
  • Der Online-Handel steuert mittlerweile laut SBVV-Schätzung rund 22 Prozent zum Gesamtumsatz der Branche bei, der Umsatzanteil der E-Books liegt bei geschätzten drei Prozent.
  • Der Durchschnittspreis eines Buches beträgt 20 Franken, in der Belletristik sind es 17,50 Franken.
  • Verlage aus der Deutschschweiz kommen in ihrer Heimat auf einen Anteil von 14,7 Prozent an den Buchverkäufen, in Deutschland liegt der Anteil der Deutschschweizer Verlage bei 2,4 Prozent. Ein Großteil dieser Umsätze wird dem Marktreport zufolge vom Diogenes-Verlag erzielt, "dem einzigen Schweizer Unternehmen unter den 20 größten
    deutschsprachigen Publikumsverlagen".
  • Leser in der Deutschschweiz haben im vergangenen Jahr knapp 20 Millionen Bücher gekauft. Vier von zehn verkauften Büchern sind Romane (39,3 Prozent). Stärkster Treiber des Belletristik-Umsatzes war im vergangenen Jahr die "Shades of Grey"-Reihe.
  • Hinter der Belletristik folgen Kinder- und Jugendbücher (18,7 Prozent), auf Platz drei stehen Ratgeber (14,8 Prozent). Der Anteil der Sachbücher an der Gesamtmenge verkaufter Titel beträgt 7,8 Prozent, wie bei der Warengruppe Reisen.

Zur Situation des stationären Buchhandels heißt es in der Studie: "Der Trend von durchschnittlich zehn Buchhandelsschließungen pro Jahr hat sich auch 2012 fortgesetzt – ein im Vergleich mit den Nachbarländern hoher Wert. Erste Kleinstädte wie Rorschach haben inzwischen gar keine Buchhandlung mehr". Nicht allein stehe die Schweiz bei der Entwicklung, dass Filialisten ihre Flächen verkleinern oder Standorte ganz aufgegeben, so der Marktreport. Ex Libris habe beispielsweise angekündigt, zusätzlich zu den Geschäftsaufgaben im vergangenen Jahr 2013 rund 25 weitere Filialen zu schließen.

Die Schweizer Verlage, die exportieren, hätten in den letzten Jahren insbesondere unter dem Kurszerfall des Euro gelitten, erläutert die Studie. Hier habe der stabile Frankenkurs 2012 für etwas Entspannung gesorgt. "Trotzdem haben auch die Schweizer Verlage hartes Brot zu essen", so der SBVV in seinem Marktbericht. Die im Abstimmungskampf um die Buchpreisbindung gemachten Versprechungen für "bessere Fördermittel" seien noch nicht eingelöst. Geld für kurzfristige Fördermaßnahmen sei nicht vorhanden, stattdessen verweise die Politik auf die geplante Kulturbotschaft 2016. Ziel des SBVV sei es, in der neuen Kulturbotschaft endlich die Literaturförderung zu verankern.

Auch auf die Schweizer Mehrwertsteuerpläne geht die Studie ein. Für den SBVV sei es "schwer verständlich", dass der Bundesrat rund ein Jahr nach dem definitiven Aus für die Buchpreisbindung in der Schweiz eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für Bücher vorschlage. Die parlamentarischen Beratungen sollen im Frühjahr beginnen. "Es ist zu hoffen, dass das Parlament diese zusätzliche Schwächung der Schweizer Buchhandels- und Verlagslandschaft verhindert", so der SBVV. Weiteres Ziel des Verbands: Auch E-Books sollten dem reduzierten Mehrwertsteuersatz unterliegen. Eine entsprechende Eingabe des Politikers Dominique du Buman sei allerdings vom Bundesrat mit Hinweis auf die laufende Mehrwertsteuer-Revision ablehnend beantwortet worden.