Leipziger Buchmesse: Fachpodium

Filmreif: Der Buchhandel und das DVD-Geschäft

15. März 2013
von Börsenblatt
Über den "Stoff, aus dem die Träume sind'" diskutierte die Branche heute im Fachforum auf der Leipziger Buchmesse. Dabei ging es nicht um Simmels Bestseller, sondern um Umsatzpotenziale im DVD-Geschäft. Ein Schlaglicht: Das Label Good! Movies macht inzwischen mehr Umsatz über KNV als mit Amazon.

Wer Bücher liebt, liebt auch Filme. Stimmt das eigentlich? Und wenn ja: Nutzt der Buchhandel die Chancen, die sich daraus ergeben? In einem Punkt war sich die Runde einig, die auf Einladung des Börsenblatts und unter Moderation von Redakteurin Tamara Weise diskutierte: Buch und Film sind starke Partner - aber: Da geht noch was im Buchhandel.

"Am Anfang vieler Filme steht ein Buch", betonte Oliver Trettin, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Medien. Selbst zu aktuellen Erfolgen wie "Panem" oder "Twilight" würden sich viele Buchhändler nur die gedruckte Vorlage, vielleicht noch das Hörbuch ins Regal stellen: "Doch dann ist Schluss". Dabei basiere gut ein Drittel aller DVD-Bestseller in den Charts auf einer Buchvorlage. Diese Chancen, die in der Verbindung der Medien steckten, würden nicht ausreichend genutzt.
Alexander Här, Key Accounter bei 20th Century Fox, verwies dabei auf das Konsumentenverhalten: "Viele Kunden kaufen ihre Bücher treu bei ihrem Buchhändler - Filme aber ordern sie bei Amazon. Da ist noch einiges Potenzial zu heben". Zumal die großen Elektronikmärkte ihre DVD-Abteilungen eindampfen und nach der Schlecker-Pleite auch ein Anbieter in den Innenstädten weggefallen sei.

Klar ist: Die DVD-Branche hat es zur Zeit nicht leicht. Thalia, Weltbild und Hugendubel teilen sich zwei Drittel aller DVD-Umsätze im Buchbereich. Flächenabbau und Filialschließungen der großen Drei treffen deshalb das Filmsegment besonders. Umso intensiver suchen die Firmen die Nähe zum unabhängigen Buchhandel. Zehn von 60 Unternehmen, die in der Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Medien aktiv sind, präsentieren sich in diesen Tagen außerdem an einem Gemeinschaftsstand auf der Leipziger Buchmesse.

Woran hapert's bei der Zusammenarbeit? Eine Hemmschwelle sieht Matthias Mücke vom Label Good!Movies bei den unterschiedlichen Branchenkulturen. Verlagsauslieferung, Rabatthöhe, Vertretersystem: Der Buchhandel hat spezielle Geschäftsregeln. Good!Movies hat deshalb versucht, sich der Buchbranche anzupassen und Pakete mit verlängerten Zahlungszielen, Rückgaberecht und einem Rabatt von 35 Prozent geschnürt. 200 Buchhandlungen seien mittlerweile bei Good!Movies mit im Boot und über Zwischenbuchhändler KNV mache sein Unternehmen heute mehr Umsatz als über Amazon, zog Mücke Bilanz.

Bei KNV ist der Umsatz mit DVDs 2012 gestiegen, für Einkaufsleiter Markus Fels "aber kein Grund, sich zurückzulehnen". Seine Anregung an die Adresse des Börsenvereins: Dass auch das Thema Film / DVD in der Buchmarketing-Kampagne der Branche aufgegriffen wird.

Kooperationen mit der Kette Cinestar und 20th Century Fox stehen bei der Kampagne fürs Buch ohnehin auf der Agenda. Dass Aktionen im und mit dem Kino für den Buchhandel interessant sein können, machte Martina Michels, Filialleiterin bei Lehmanns in Leipzig, deutlich. Die Buchhandlung bestückt nicht nur eine eigene DVD-Abteilung direkt neben der Hörbuch-Ecke, sondern lädt vier Mal im Jahr zu literarischen Previews in örtlichen Kinos ein, gemeinsam mit Verlag und Verleih. Dazu gibt's einen Büchertisch: "Das sind immer sehr schöne Veranstaltungen", so Michels: "Für die Kunden ist es ein "Goodie" und wir zeigen uns auch außerhalb der Buchhandlung und in einem anderen Zusammenhang".