Die Sonntagsfrage an die Deutsche Bahn

Stellen Bahnhofsbuchhändler die richtigen Weichen, Herr Mutsch?

21. April 2013
Redaktion Börsenblatt
Bahnhofsbuchhändler werden von der Deutschen Bahn nach wie vor hofiert, doch auch für sie bleibt die Zeit nicht stehen. Wie es für das Buch am Gleis weitergeht, ob ihm digitale Angebote den Platz streitig machen und was die Bahn unternimmt, um ihren Mieter zu halten: Antworten von Horst Mutsch, Leiter der Geschäftseinheit Vermietung, Marketing, ServiceStore der DB Station&Service AG.
Der Bahnhofsbuchhandel gehört zu den wichtigsten Komponenten der Reisendenversorgung in den Bahnhöfen. Der Konsum digitaler Medien hat hier bisher keine wesentlichen Auswirkungen gezeigt: Bücher werden im Bahnhofsbuchhandel, insbesondere im Taschenbuchsegment, weiterhin stark nachgefragt. Der Buchhandel wird deshalb auch in Zukunft seinen hohen Stellenwert bei unseren Kunden in den Bahnhöfen behalten. Als TOP-Mieter ist der Bahnhofsbuchhandel aus unseren Bahnhöfen nicht wegzudenken.

Aufgrund der in Deutschland einmaligen Angebotsvielfalt im Presse- und Zeitschriftenhandel sowie durch die gute Lage der Bahnhofbuchhandlungen im Reiseverkehrsstrom wird auch im Buchsektor eine hohe Anzahl von Impulskäufen getätigt. Trotz aller modernen Kommunikationsmethoden kann das klassische Lesen im Zug weiter seinen Spitzenplatz unter den Beschäftigungen während der Bahnreise halten. Damit hat der Bahnhofsbuchhandel seinen festen Platz in der Reisekette. Zudem werden die Standorte des Bahnhofsbuchhandels aufgrund der Sortimentsbreite sowie der ausgedehnten Öffnungszeiten an 365 Tagen im Jahr auch von zahlreichen Zielkunden frequentiert.

Dennoch gilt es, neue Trends zu erkennen und das bestehende Angebot entsprechend sinnvoll zu ergänzen. Die gemeinsame Entwicklung innovativer Konzepte mit neuen Impulsen und die Einbindung professioneller IT-Kompetenz in das Angebot sind wichtige Parameter, um digitale Medienformen im Bahnhofsbuchhandel einzubinden und dessen Attraktivität zu steigern.

Die DB Station&Service AG wird als Vermieter diese Entwicklung aktiv begleiten. Die Risiken, welche durch den wachsenden Konsum digitaler Medien für den Absatz von Printprodukten entstehen, werden somit deutlich minimiert – beziehungsweise kompensiert.

Was den hohen Konzentrationsgrad bei den Akteuren angeht:  Für uns ist es wichtig, zuverlässige und leistungsstarke Geschäftspartner zu haben. Der zunehmende Filialisierungsgrad im Bahnhofsbuchhandel ist eine Folge der enorm steigenden Anforderungen an die Betreiber. Kontinuierliche Investitionen in die Shopgestaltung, die Sortimentspräsentation sowie die Mitarbeiter-Qualifikation zur Steigerung
der Attraktivität und Qualität sind erforderlich, um neue Maßstäbe zu setzen.

Viele Einzelbetreiber konnten den damit verbundenen Aufwand nicht mehr leisten. Der immer schneller werdende Wandel am Markt und der damit verbundene finanzielle Aufwand für die Betreiberfirmen haben im Laufe der Jahre zu dieser starken Konzentration geführt. Dennoch: Es gibt auch weiterhin mittelständische Firmen, die qualifiziert hochwertigen Bahnhofsbuchhandel betreiben.

 

Ab morgen treffen sich die Mitglieder des Verbands der Bahnhofsbuchhändler (VDBB) in Berlin zu ihrer Jahrestagung – um über aktuelle Marktveränderungen zu reden; ca. 300 Teilnehmer werden erwartet. Die 29 Mitgliedsfirmen des Verbands sind derzeit an knapp 370 Bahnhöfen und Flughäfen vertreten, mit rund 500 Verkaufsstellen; ein Viertel ihres Umsatzes erwirtschaften sie mit Büchern (Umsatz 2011, inkl. Presse: 352 Mio. Euro, minus 2,2 Prozent zum Vorjahr).