Offener Brief an den AkS

"Zusammen sind wir stark"

24. April 2013
Redaktion Börsenblatt
Buchhändler Richard Illig, der nach mehr als 30 Jahren seinen Kaspar-Hauser-Buchladen in Ansbach geschlossen hat, fordert in einem offenen Brief an den Arbeitskreis unabhängiger Sortimente AkS mehr Biss gegenüber den Lieferanten und ein stärkeres Zusammenstehen der Sortimente. Dazu der AkS-Specherkreis Stellung genommen.

Hier nun Richard Illigs offener Brief an den AkS im Wortlaut:

"Werte Kolleginnen und Kollegen,

bevor ich an Sie schreibe, ist es wohl angebracht, mich kurz vorzustellen. Ich bin ja bei der AKS-Jahrestagung 2013 nicht nur nicht anwesend, sondern nicht einmal mehr Mitglied, denn ich habe im Febraur 2013 meine Buchhandlung, den Kaspar-Hauser-Buchladen in Ansbach, beendet. Die Gründe dafür sind hier nicht ausschlaggebend, aber ich bin wohlauf und kann mich jetzt gewissermaßen "freier" äußern. Und ich muss mich nicht mehr über supergescheite Berater (auch im Börsenblatt...) ärgern, die uns seit Jahren weismachen wollen, wir könnten am Handel mit E-Books verdienen, anstatt Klartext zu reden, und über die Ratschläge von der Art, wir sollten unser Heil in sozialen Netzwerken und Ähnlichen suchen. Ich konnte es zum Schluss wirklich nicht mehr hören...

Manche von Ihnen kennen mich vielleicht noch, denn ich war einige Jahre lang regelmäßig bei den AKS-Tagungen anwesend und auch durchaus an der AKS-Arbeit interessiert, habe auch einige Beiträge geliefert, an die sich vielleicht manche noch erinnern. Sie liefen in der Mehrheit darauf hinaus, dass ich forderte, die AKS-Mitglieder - wie überhaupt alle Sortimenter - müssten von ihren Lieferanten (Begriffsklärung: damit meine ich alle Firmen, von denen wir unsere Waren, mit denen wir handeln, beziehen, also Verlage, Verlagsauslieferungen und Zwischenhändler) das einfordern, was ihre Kunden bei Strafe der Abwanderung für selbstverständlich halten: nämlich Kundenorientierung dem Sortiment gegenüber.

Und das ist auch jetzt mein Anliegen. Ich habe mich in den letzten Jahren vom AKS immer mehr verabschiedet, weil ich den Eindruck hatte, der AKS wird zunehmend zur Wellness-, Fitness- und Service-Einrichtung für Sortimenter. Aber er war einmal kämpferischer - und zwar den Lieferanten gegenüber; nach dem Motto: Wir wollen und können uns nicht mehr gefallen lassen, dass wir von unseren Lieferanten so behandelt werden, wie es der Fall ist, und zusammen sind wir stark, denn wenn wir uns zusammentun und unseren Marktanteil klarmachen, müssen sie auf unsere Forderungen auch eingehen.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Wellness und Service sind wichtige Dinge, und ich will auch die Dienstleistungen der äußerst hilfreichen Agentur Wulff & Partner in keiner Weise schmälern. Und ich habe mich auf den AKS-Tagungen durchaus wohlgefühlt und - neben manchem gewinnbringenden Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen bei manch gutem Schluck Wein - auch die Fitness-Angebote des zu Recht allseits beliebten Herrn Hoffmann immer als bereichernd empfunden.

Aber ich war und bin der Meinung, das kann nicht ausreichen, und es war wohl auch einmal anders. Es gab einmal eine grundsätzliche Unzufriedenheit des AKS mit der Art, wie das Sortiment von den Lieferanten behandelt wird, vielleicht war das sogar der eigentliche Existenzgrund für den AKS in den 90er Jahren. Ich zitiere die damalige AKS-Sprecherin Ilona Rehme aus einem Buchmarkt-Artikel (Ausgabe 5/1997) mit der Überschrift: "Gemeinsam unausstehlich stark" auf die Frage, wie das Sortiment auf unakzeptables Verhalten von Verlagen reagieren sollte (es ging da um das konkrete Bespiel, dass Verlage bei der Buchmesse massenhaft Bücher an Endkunden verschenkt oder billig abgegeben haben, also um klare Verstöße gegen die Preisbindung): "Es ist uns nicht erlaubt, in einem (solchen) Fall zum Boykott eines Lieferanten aufzurufen. (...) Ich will aber nicht verhehlen, daß ich mich über jede Nachricht aus dem Sortiment freue, das die Einkäufe bei einem solchen Verlag einschränkt und den Vertreter nicht mehr empfängt".

Aber leider hat es auch die kämpferische Ilona Rehme nicht geschafft, die Mitglieder des AKS zu einer insgesamt kritischeren Haltung den Lieferanten gegenüber zu bringen, geschweige denn zu Forderungen oder gar Aktionen, die etwas bewirkt hätten. Vielleicht liegt es daran, dass AKS-Tagungen oft genug Veranstaltungen waren, die von Großverlagen oder Mega-Zwischenhändlern gesponsert waren, weshalb dort dann auch mehr das Motto "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" zu spüren war und wenig Bereitschaft, als AKS den Lieferanten gegenüber wenigstens auf gewissen Minimalforderungen zu bestehen, geschweige denn, etwas davon erkämpfen zu wollen. Vielleicht liegt es aber auch an dem (im Geschäftsleben verglichen mit anderen Branchen absolut einmaligen) Tatbestand, dass das Sortiment in Deutschland mit seinen Lieferanten im gleichen Dachverband, dem Börsenverein, sitzt, was zwar gewisse Vorteile hat, z.B. die Außenwirkung durch das gemeinsame Auftreten für das Medium Buch, z.B. auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, aber auch gravierende Nachteile, weil in diesem Dachverband Interessenskonflikte eben immer glattgebügelt werden.

 

Und darauf will ich hinaus: Es gibt eine Reihe massiver Interessenskonflikte zwischen dem Sortiment und seinen Lieferanten, oder anders und aus der Sicht des Sortiments gesagt: es gibt Verhaltensweisen von Lieferanten dem Sortiment gegenüber, die so massiv inakzeptabel sind, dass sie das Sortiment sich einfach nicht länger gefallen lassen darf. Das ist in verschiedener Hinsicht festzustellen, die drei wichtigsten Bereiche sind aus meiner Sicht:

1. Verhalten der Mahnabteilungen; Liefersperren und Inkassoverfahren,

2. Direktbelieferungen an Endkunden, sowie

3. Verstöße gegen die Preisbindung.

 

1. Ich glaube, es wird viel zu wenig darüber geredet (geschweige denn geschrieben, etwa im Börsenblatt...), weil sich die Sortimenter das einfach nicht anzusprechen trauen, vielleicht auch, weil sie sich schämen, wenn es ihnen passiert und sie es deshalb lieber für sich aushalten. Aber was sich die Mahnabteilungen unserer Lieferanten an schikanösem Verhalten leisten, ist einfach nicht hinnehmbar und gehört endlich öffentlich angeprangert. Welcher Sortimenter könnte es sich erlauben, von einem Kunden, beispielsweise einem Lehrer, der eine Klassenlektüre auf Lieferschein erhalten und nach 8 Wochen noch nicht bezahlt hat (kennt doch jeder von Ihnen, oder?), bei einer Neubestellung Vorkasse zu verlangen? Welcher Sortimenter könnte es sich leisten, wenn ihm eine Hochschulbibliothek im November einen Auftrag erteilt, aber gleichzeitig dazusagt, es sei Kassenschluss und mit einer Bezahlung der Rechnung sei frühestens Mitte Februar zu rechnen, diesen Auftrag abzulehnen? Und welcher Sortimenter könnte es wagen, bei einem guten Rechnungskunden bei Zahlungsverzug auf der Bezahlung von Mahngebühren zu bestehen, mit einem Inkasso-Verfahren zu drohen, oder gar ein solches einzuleiten, ohne vorher mit ihm gesprochen zu haben? Jeder Sortimenter weiß, dass er mit einem solchen Verhalten direkt und ohne Wenn und Aber genau eines erreichen würde: nämlich dass er diesen Kunden für immer verloren hat - und er weiß, dass er das nicht darf, weil er sich das nicht leisten kann.

Und was tun Verlage und Lieferanten? Ich habe Unglaubliches erlebt (und jetzt kann ich es endlich laut aussprechen und bin mir sicher, dass Ähnliches jeder der Kollegen im Sortiment auch kennt) und bin immer noch empört. Ich habe z.B. erlebt, dass ein großer Buch- und Spieleverlag aus dem Südwesten bei einer als eilig aufgegebenen Klassensatzbestellung nach dem dritten telefonischen Nachfragen am vierten Tag nach der Bestellung die Auskunft gegeben hat, es bestünde Liefersperre wegen einer nicht bezahlten Rechnung, dann aber am nächsten Tag das Paket mit den Novitäten des selben Verlags (die weiß Gott nicht so eilig gewesen wären) eingetroffen ist - mit offener Rechnung. Ich habe erlebt, dass ein großer juristischer Verlag aus München wegen eines Zahlungsverzugs (der aber rechnerisch gegenstandslos war wegen gleichzeitig zu verrechnender Remissionsgutschriften) nicht nur mich auf Lieferstopp gesetzt hat, sondern auf Grund dieser Liefersperre auch die Direktlieferungen von Zeitschriften-Fortsetzungen (für die die Jahres-Rechnungen bezahlt waren!!!) an meine Kunden eingestellt hat, ohne irgendjemanden in irgendeiner Form darüber zu informieren. Ich habe so vieles erlebt, was ich eigentlich für unfassbar halte, und könnte ein Buch darüber schreiben. Und ich frage mich: warum lassen wir uns das gefallen? Warum startet der AKS nicht eine Aktion mit dem Ziel der Erfassung dieser Missstände und der Erörterung von Konsequenzen? Warum wird nicht Ernst gemacht mit der Einsicht, dass sich Verlage und Lieferanten so etwas nur erlauben können, weil sie nicht befürchten müssen, Sortimenter als Kunden zu verlieren?

 

2. Aber was machen Verlage stattdessen? Während sie sich dem Sortiment gegenüber so gebärden, als müsse es dankbar sein, wenn es überhaupt beliefert wird, beliefern sie lieber Hunderttausende von Endkunden. Ich kenne die Zustände jetzt, weil ich seit drei Jahren als Lehrer tätig bin, von innen: Schulen und Lehrer werden mit Direktwerbung und Angeboten, direkt bei den Schulbuchverlagen zu bestellen - vorgefertigt auf Formularen, auf denen die Existenz des Sortiments noch nicht einmal mehr erwähnt wird! - geradezu flächenbombardiert, mit kostenlosen Probeexemplaren zugeschüttet und ohne jegliche Bonitätsprüfungen in offener Rechnung beliefert, dass es eine wahre Pracht ist. Ich will hier keine Pauschalurteile fällen, aber ich habe da so meine Erfahrungen gemacht mit der Zahlungsmoral von Lehrern, habe genügend Beispiele erlebt, dass Bücher, die am Schuljahrsanfang bestellt wurden, an Weihnachten noch nicht bezahlt waren, "weil sich das Einsammeln so hinzieht" etc. - aber bei den Direktkunden sind die Verlage anscheinend großzügig und tragen alles mit. Ich kenne jedenfalls keinen Lehrer, der nach einem Zahlungsverzug nicht mehr beliefert worden wäre.

Das trifft in gleicher Weise zu für juristische Verlage, medizinische Verlage und viele andere Fachbuchverlage: der Aufwand für Direktwerbung und Direktbelieferung wird ohne Rücksicht auf Verluste (insbesondere des Sortiments) in immer abenteuerlichere Höhen getrieben. Ob Belletristikverlage schon angefangen haben, auch Adressen von Lesekreisen ausfindig zu machen, ihnen kostenlose Probeexemplare zu schicken und sie aufzufordern, ihre Krimis und sonstigen Romane direkt beim Verlag zu bestellen, weiß ich nicht. Aber während die Verlage und ihre Auslieferungen den Sortimentern gegenüber - obwohl jahrzehntelang treue Kunden, die sich für ihre Programme weiß Gott einsetzen - sich immer mehr so gebärden, als würden sie hinsichtlich ihres Zahlungsverhaltens ständig mit Argusaugen beobachtet und beim kleinsten Fehlverhalten von der Gnade der Belieferung ausgeschlossen, buhlen sie um jeden Endkunden und konterkarieren mit bemerkenswertem Eifer den Sinn des Einzelhandels, nämlich Einzelsendungen und Einzelrechnungen zu vermeiden, und überwachen lieber den Zahlungsverkehr mit Hunderttausenden von Endkunden als ein paar tausend Sortimentern.

Es ist nicht nur das vielgescholtene Internet oder Amazon, die dem Sortiment das Wasser abgraben: Während sich der Anteil des Sortiments am gesamten Buchabsatz bei 50 % eingependelt hat und der des Internets inklusive Amazon bei 18% und des übrigen Buchversandhandels bei 12% liegt, verbleibt ein Rest von fast 20% - undwer macht den? Die Verlage mit Direktbelieferung (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 13.3.2013, Artikel "Buchhandel - Der letzte Schrei"). Und sie wollen das noch ausbauen!

Das gehört angesprochen und nach Kräften bekämpft. Aber was macht der Börsenverein dagegen? Nichts. Und der AKS als Teil des Sortimenterausschusses? Auch nichts, denn man ist ja im gleichen Dachverband. Das ist so, als wären Fleischverkäufer, die selbstverständlich erklärtermaßen Fleisch verkaufen wollen, und Vegetariergruppen, die von ihrem Selbstverständnis her dazu auffordern, kein Fleisch zu essen, im gleichen Berufsverband.

Mir ist jedenfalls das Gefühl, dass ich es als Sortimenter bei Verlagen mit Partnern zu tun habe, die verstanden haben, dass sie zu ihrem eigenen Wohl mit dem Sortiment zusammenarbeiten sollten, in den letzten Jahren gründlich vergangen. Um nur noch ein Beispiel anzuführen: es gibt einen bedeutenden Schul- und Abiturhilfenverlag aus Freising, der beliefert alle Schulklassen, Lehrer und Schulen in meinem Umkreis am liebsten direkt. Warum tut er das, anstatt sie auf das Sortiment zu verweisen, frage ich mich, also habe ich aufgehört, deren Produkte auf Lager zu halten. Wenn es so etwas wie Solidarität im Sortiment gäbe und alle das tun würden, würde sich vielleicht etwas ändern. Aber nein, die Buchhandlung nebenan macht ein Sonderfenster mit den Abiturhilfen dieses Verlags...

 

3. Und - abgesehen von Fällen wie dem oben angesprochenen, dass Verlage ihre Bücher an Endkunden verschenken - den Eindruck, dass Verlage Umsatz machen wollen, egal auf welch fragwürdige Art und mit wem, habe ich auch beim Thema der Preisbindung. Ich habe mich auch in diesem Bereich jahrelang engagiert und im AKS Anträge gestellt (erinnert sich noch jemand an den netten Preisbindungsbevollmächtigten Herrn Reiner Moog?). Aber auch da ist nicht viel geschehen, so weit ich sehe. Im Gegenteil, ich hatte immer nur das gut belegbare Gefühl, dass ich der Dumme bin und dafür bestraft werde, wenn ich mich für die Preisbindung einsetze. Wenn ich einer Schule oder irgendeiner Institution, die unerlaubte Nachlässe gefordert hat, gegenüber erklärt habe, dass ich das nicht darf und dazu nicht bereit bin, habe ich kein einziges mal erreicht, dass dem Fall nachgegangen worden wäre und irgendein Verlag jemals ein Interesse an einer Aufklärung oder Unterbindung des Verstoßes gezeigt hätte oder etwa eine Belieferung an einen Mitbewerber, der die Preisbindung sehr wahrscheinlich unterläuft, unterlassen hätte.

Stattdessen habe ich im Fall meines Engagements gegen den eindeutig preisbindungswidrigen Knebelvertrag des Landkreises Ansbach mit der sogenannten "AG Schulbuch", einer dubiosen Arbeitsgemeinschaft von Buchhändlern (der darauf hinauslief, alle Einzelposten übers Jahr hinweg zu Konditionen zu liefern, die nur bei einem Gesamtauftrag in der Höhe des Maximalwerts des damals gültigen Preisbindungsrevers erlaubt gewesen wären), weder vom Büro der Preisbindungstreuhänder Wallenfels und Partner noch von der Rechtsabteilung des Börsenvereins Unterstützung erhalten, sondern Bescheide, die mich als unliebsamen Querulanten hinstellten und mich aufforderten, die normalen Abläufe nicht weiter zu stören. Es ist nach wie vor (wie von mir bereits in einem Antrag für die AKS-Jahrestagung im April 1999 dargestellt) ein unerträglicher Tatbestand, dass ein Sortimenter, der zur Preisbindung steht, im Fall eines begründeten Verdachts eines Verstoßes gegen die Preisbindung kein Instrument zur Verfolgung und Unterbindung dieser Verstöße in der Hand hat, sondern alleine gelassen wird und im Zweifelsfall von seinem Engagement keinen Nutzen, sondern eher noch Schaden hat. Und es ist nach wie vor so, dass Verlage viel größeres Interesse zeigen, aktiv zu werden, wenn einem Sortimenter ein Fehler bei einer Preisauszeichnung im Eurobereich unterläuft als dann, wenn es darum geht, 50 Fachbücher zum Stückpreis von 40 Euro an wen auch immer zu liefern, wenn dem Verlag mitgeteilt wurde, dass da ein Endkunde versucht, sich einen Vorteil zu holen, der der Preisbindung widerspricht.

Dies, werte Kolleginnen und Kollegen, waren meine Hauptanliegen. Es gäbe noch viel mehr Beklagenswertes über das Verhalten unserer Lieferanten zu berichten, zu besprechen und anzupacken: Konditionen, Versandkostenberechnungen, Verhalten bei Reklamationen, Remissionsregelungen und vieles mehr. Ich bin ja jetzt nicht mehr selber betroffen, aber die Situation des Sortiments beschäftigt mich nach wie vor. Die Zeiten werden mit Sicherheit nicht leichter, auch nicht für die Verlage, und deshalb werden sie auch nicht von sich aus ein freundlicheres Verhalten gegenüber dem Sortiment an den Tag legen. Aber wir (wenn ich das noch sagen darf), die Sortimenter, wissen, was Kundenorientierung heißt, weil wir es jeden Tag erleben, dass Kunden empfindlich sind, und jeden Fehler auf diesem Feld bitter bezahlen müssen. Und es gibt keinen Grund, unseren Lieferanten länger zu erlauben, mit uns anders als mit empfindlichen Kunden umzugehen. Ich habe in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, sie haben vergessen, dass sie auf uns angewiesen sind. Sorgt dafür, dass sie das wieder lernen! Wer, wenn nicht der AKS, soll es denn sonst tun?

Wie man das anfangen könnte? Erst einmal darüber reden und Erfahrungen sammeln. Dann Listen und Rankings erstellen: Wer sind die schlimmsten, welche Firmen sind gut? Und als Letztes über geeignete Maßnahmen reden: z.B. Briefe schreiben an die Verlage mit konkreten Forderungen und der Aussage, dass man auf die Belieferung durch sie nicht angewiesen ist. Ich habe z.B. bei manchen Verlagen die Erfahrung gemacht, dass sie sogar froh sind, wenn man ihnen mitteilt, wie sich Ihre Auslieferungen gebärden, weil sie das gar nicht wissen. Es ließe sich eine ganze Menge tun, lauter schöne Aufgaben für den AKS - und meiner Meinung nach eigentlich seine Hauptaufgabe (habe ich übrigens alles schon einmal auf einer AKS-Tagung beantragt...)

Wie gesagt, ich bin nicht mehr dabei, aber dennoch würde ich es in diesem Sinne für die AKS-Jahrestagung 2013 begrüßen, wenn diese Anregungen in irgendeiner Form berücksichtigt werden würden, und wünsche gutes Gelingen.

Mit immer noch kollegialen Grüßen

Richard Illig (ehemals Kaspar-Hauser-Buchladen)"

 

 

Auf Illigs offenen Brief hat der AkS-Sprecherkreis gerade geantwortet:

"Sehr geehrter Herr Illig,

vielen Dank für Ihre offenen Worte. Der AkS-Sprecherkreis begrüßt jede konstruktive Kritik aus den Reihen der Mitglieder, auch von ehemaligen, und nimmt gern Stellung zu einigen der von Ihnen vorgebrachten Vorwürfe.

Anders als von Ihnen dargestellt, sehen auch wir vom AkS-Sprecherkreis die Hauptaufgabe des AkS in der Interessenvertretung des unabhängigen Sortiments - gegenüber Lieferanten und innerhalb unseres Verbandes.

Gerade in den letzten Jahren hat der AkS immer wieder öffentlich, aber vor allem auch im direkten Austausch sehr deutlich Position gegen Lieferanten bezogen, die sich dem Sortiment gegenüber unfair verhalten haben. Oft haben wir damit auch eine Kurskorrektur der Betroffenen erreicht.

 

Als Beispiele seien hier genannt:

-  Offener Brief an Ravensburger wegen seines Endkundenmarketings zu TipToi

-  Kritikgespräche an der Bevorzugung anderer Vertriebswege gegenüber dem stationären  

   Sortiment (z.B. bei Erstverkaufstagen und Lieferzeiten)

-  Kritik an der Einführung von Stoppgebühren bei KNV

-  Gespräche zum Thema Benachteiligung kleiner Buchhandlungen beim Verteilen von  

   Vorschauen, Lese-Exemplaren und Werbemitteln

-  Massive Kritik an der Einführung von ebook.de (Libri)

Konditionenvereinbarungen dagegen sind immer Teil des originären Verhältnisses zwischen Händler und Lieferant. Hier kann und will der AkS sich nur dann "einmischen", wenn grundlegende Verabredungen des Spartenpapiers oder die Preisbindung verletzt sind. Das haben wir bisher so gehalten und werden es auch in Zukunft so handhaben.

Wir sind mit Ihnen der Ansicht, dass unabhängige Buchhandlungen ihre spezifischen Anliegen nicht einzeln, sondern nur gemeinsam optimal vertreten und die gewaltigen Veränderungen, denen jetzt und in den kommenden Jahren gerade kleinere Sortimente unterliegen, meistern können. Wir rufen deshalb alle Kolleginnen und Kollegen im unabhängigen Buchhandel auf, sich im AkS zu engagieren und ihrer Stimme so Gehör zu verschaffen.

Mit freundlichen Grüßen

Iris Hunscheid, Andrea Nunne

Vorsitzende des AkS-Sprecherkreises"