"Das Käuferverhalten verändert sich, die Märkte verschieben sich, der Wettbewerbsdruck steigt, bei vielen Verlagen ist Amazon der größte Kunde", analysierte Bastei Lübbe-Geschäftsführer Klaus Kluge am Samstag auf der AkS-Jahrestagung in Mainz den bundesdeutschen Buchmarkt. "Aber es muss doch möglich sein, die Begeisterung, die zum Beispiel junge Menschen beim Einkauf in Hollister-Läden haben, auf Buchhandlungen zu übertragen." Dazu hat der Kölner Verlag in den vergangenen Monaten andere Märkte unter die Lupe genommen und die Präsentionsformen von Waren etwa in Baumärkten, Computer- und Optikerläden im Laufe der Jahrzehnte verglichen. "Überall wird inzwischen die Ware großzügig in Szene gesetzt", erklärte Bastei Lübbe-Vertriebsleiterin Stefanie Folle. "Beim Buchhandel herrscht aber meist immer noch gedrängte Enge, nicht zuletzt, weil Verlage ja auch möglichst viele Titel verkaufen wollen", merkte sie kritisch an.
"Bastei Lübbe glaubt, dass es Alternativen zum Online-Handel gibt und will mit dem Concept Store experimentieren", sagte Klaus Kluge und versicherte, die Buchhandlung solle kein Bastei Lübbe Store werden. Titel des Verlags würden höchstens fünf Prozent des Buchangebots ausmachen. "Es wird garantiert keine Dan-Brown-Stapel geben, es wird überhaupt keine Stapel geben." Ziel des Ladens mit dem Namen "Siebter Himmel" sei, "das inszenierte Buch in einer Erlebniswelt wahrzunehmen. Wir wollen die Möglichkeiten für Spontankäufe ausloten, herausbekommen, welche Erlebniswelten den Kunden interessieren." Dazu sollten auch regelmäßig am Samstag Lektoren des Verlags bedienen, "um mitzubekommen, wie schwierig es ist, Bücher zu verkaufen, und herauszukriegen, wie die Kunden ticken." Entscheidend sei das Besondere im Warenangebot, statt Allerweltsware die Produkte kleiner Hersteller, Manufakturen, das was man nicht überall bekomme.
Derzeit sind die 250 Quadratmeter im Belgischen Viertel noch eine Baustelle, das Souterrain mit minimalem Tageslichteinfall stellt die Innenarchitektin vor Herausforderungen. Angelockt werden sollen die Passanten durch das 30 Quadratmeter große Schaufenster mit drei wöchentlich wechselnden Thementischen und persönlichen Buchtipps der Mitarbeiter. In der Buchhandlung mit rund 4.000 ausgewählten Artikeln wird der Kunde durch verschiedene Bereiche geleitet; es gibt
- eine Designwelt
- ein Büdchen mit Angeboten, wie sie die Wasserhäuschen und Minikioske haben
- eine Abteilung "Erlesenes und Erhabenes" mit Kunst- und Bildbänden, Literatur, Erstausgaben, ausgewählten Buchobjekten
- den "Cotton-Club" mit Spannungsangeboten in gedruckter Form, als Hörbuch, DVD, E-Book
- ein Spielzimmer mit Kinderbüchern und Spielzeug
- und einen Laufsteg mit Kuschelcouch, Belletristik, Ratgebern, Kleidung, Schmuck, Modeartikeln.
Online wird der Bastei Lübbe Concept Store einen White-Label-Shop von Libri haben, es gibt Newsletter, Kundenbindungsprogramme, ein Testleser-Forum und eine eigene App. Befürchtungen der anwesenden Buchhändler, der Verlag wolle nun zum Filialisten werden und Köln sei nur der Auftakt, wandte sich Kluge entgegen: "Wir haben nicht die Intention, zu einem regulären Buchhändler zu werden, sondern wollen mit unserem Laden alle Möglichkeiten eines stationären Geschäfts ausloten - davon können dann auch andere profitieren. Ich würde mich freuen, im nächsten Jahr wieder bei Ihnen auf der AkS-Jahrestagung sein zu dürfen - als AkS-Mitglied."