bvh-Analyse zum Onlinehandel

Im Schatten des großen A

2. Juli 2013
Redaktion Börsenblatt
Amazon erzeugt im Web einen enormen Sog – beherrscht den Onlinehandel fast auf ganzer Linie. Dreiviertel aller Buchkäufer, die im Netz unterwegs sind, zieht es mittlerweile zum Onlinekaufhaus mit dem großen A. Wo da noch Platz für andere bleibt? Ergebnisse einer Langzeitanalyse des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh).
Die Auswertung basiert auf Verbraucherumfragen der vergangenen Jahre und zeigt aus Sicht des bvh vor allem eines: "Dass die stationären Händler auf die Kraft ihrer ‚Marke‘, die im Straßenbild bekannt ist, nicht allzu viel geben dürfen." Dem Kunden sei die Marke im Web ziemlich egal – "das Angebot muss stimmen".

Das zentrale Warenhaus für Dinge aller Art 

Für unterschiedliche Warengruppen – angefangen Bekleidung bis hin zu Lebensmitteln – hat der bvh für den Zeitraum 2006 bis 2012 ermittelt, wie viele Internetkäufer bei Amazon ordern. Bei Büchern ist der Anteil am höchsten, am niedrigsten ist er bei Bekleidung. Da gibt es für Amazon offenbar noch Nachholbedarf.  

Ein Blick auf die Kurve (siehe Grafik) zeigt zudem, wie stark Amazon in den vergangenen Jahren zulegen konnte – und wie sehr sich der Kundenstrom verbreitet hat. 2006 ging laut bvh etwa jeder zweite Online-Buchkäufer bei Amazon vor Anker (50,5 Prozent), im Jahr 2008 waren es 59,1 Prozent, 2010 dann 64,1 Prozent und 2012 bereits erwähnte 75,15 Prozent.

Nur die vielen Sonstigen legen über die Jahre noch stärker zu 

Eine weitere bvh-Grafik erklärt, wann Amazon zum großen Durchmarsch ansetzte – es war das Jahr 2007. Seitdem hat sich die Reichweite des Konzerns in Deutschland exorbitant erhöht, während andere, auch größere Unternehmen, zurückfielen.

"Die Grafik ist, genau genommen, nicht mehr als eine Wasserstandsmeldung aus dem Mahlstrom, der gerade den Einzelhandel umwälzt", schreibt der bvh in seinem Blog dazu. "Wer früher mal Top-Anbieter war, ist in der Bedeutung am Markt bald nur noch ein relativ kleines Licht – verglichen mit Amazon überhaupt, aber auch mit anderen Newcomern und Online-Categorykillern in anderen Kategorien." Der Mittelstand existiere zwar noch, aber die ehemals mittelgroßen Unternehmen werden auf der einen Seite von den Amazon und Zalando, Zooplus, Reuter, auf der anderen Seite von vielen kleinen Händlern in die Zange genommen.

Denn die, das mag den stationären Handel vielleicht etwas trösten, konnten dem bvh zufolge seit 2008 ebenfalls zulegen – noch deutlicher sogar als Amazon. Sie werden zusammengefasst in der Gruppe "Sonstige". Um den Sprung da raus zu schaffen und eine höhere Relevanz bei Käufern zu erreichen, rät der Verband zu "entschiedenen Investitionen". Sonst drohe tatsächlich die Konsolidierung auf allen Kanälen – "weil die stationären Umsätze nicht mehr hinreichen, die Onlineumsätze noch nicht und auf Sicht auch die Rückgänge nicht kompensieren können." Immerhin steht mittlerweile aus Sicht des bvh jedoch auch eines fest: "In Summe sei das Vertrauen der Konsumenten so weit, dass auch kleinere Shops für mehr als jeden dritten Onlineeinkauf genannt werden."