Anti-Amazon-Preisaktion in den USA

Overstock lässt die Bücherpreise schmelzen

5. August 2013
Redaktion Börsenblatt
Overstock gefällt sich in der Rolle des Preisbrechers: Der US-Onlinehändler verkauft seit Ende Juli Bücher zu einem Preis, der nach eigenen Angaben zehn Prozent unter dem von Amazon.com liegt − und damit bis zu 60 Prozent unterhalb des Listenpreises. Nun entschied CEO Patrick M. Byrne: Die Aktion wird fortgesetzt.
"Die Aktion ist so erfolgreich, dass wir uns entschieden haben, sie zu verlängern", so Byrne, der keinen Hehl daraus macht, worum es ihm dabei vor allem geht: Amazon contra zu geben und Marktanteile hinzu zu gewinnen. Im Durchschnitt biete er Produkte bereits jetzt neun Prozent billiger an als Amazon, eine ähnliche Preisstrategie verfolge man nun eben auch bei Büchern, lässt sich Byrne in einer Pressemitteilung zitieren. "Es ist eine großartige Zeit, um Bücher zu kaufen."


Overstock hatte am 25. Juli damit begonnen, in großem Stil die Preise zu reduzieren – die Aktion umfasst nach Angaben des Unternehmens Hunderttausende gedruckter Bücher; laut Werbeaussage kosten sie "mindestens zehn Prozent weniger als bei Amazon.com". Wie es heißt, soll die Aktion, die in der US-Branche vom Start weg für Debatten sorgte, bis Ende dieser Woche weitergehen.

David gegen Goliath?

Das Onlinekaufhaus Overstock existiert seit 1999, verschickt seine Waren mittlerweile auch weltweit. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte das Unternehmen  nach eigenen Angaben 1,1 Milliarden US-Dollar um, was vergleichsweise wenig ist: Amazon steigerte sich, wie berichtet, 2012 auf 61 Mrd. US-Dollar.  

Der Wettbewerb findet weitab vom Listenpreis statt
 
Preisturbulenzen sind auf dem US-Buchmarkt seit Jahren an der Tagesordnung; sie werden befeuert durch die Tiefpreisstrategie von Amazon – und die regelmäßigen Versuche anderer, dem Konzern genau auf diesem Feld in die Quere zu kommen. Zu den anderen gehören (und gehörten) etwa  Walmart und die Supermarktkette Target. Eine Stichprobe (siehe unten) zeigt, dass auch Barnes & Noble, größter Buchfilialist in den USA, zum Rotstift greift − der Wettbewerb um Marktanteile wird nach wie vor über den Preis geführt.   

Der Preiskampf in der Praxis: Preisvergleich zu Hardcover-Topsellern (Stand: 5.8.2013):   

“The Cuckoo's Calling” von J. K. Rowling erschienen bei Mulholland Books (Hachette), Listenpreis: 26 US-Dollar

  • Amazon.com: 15,19 US-Dollar (rd. 42 Prozent unter dem Listenpreis)
  • barnesandnoble.com: 15,49 US-Dollar
  • Overstock.com: 15,52 US-Dollar
  • Walmart: 15,19 US-Dollar


"Inferno" von Dan Brown erschienen bei Doubleday (Random House), Listenpreis: 29.95 US-Dollar

  • Amazon.com: 14,09 US-Dollar
  • barnesandnoble.com: 16,82
  • Overstock.com: 12,63 US-Dollar (rd. 58 Prozent unter dem Listenpreis)
  • Walmart: 15,38 US-Dollar


"This Town: Two Parties and a Funeral-Plus…"
von Mark Leibovich erschienen bei Blue Rider Press (Penguin Group), Listenpreis: 27,95 US-Dollar

  • Amazon.com: 14,68 US-Dollar
  • Barnesandnoble.com: 15,52 US-Dollar
  • Overstock.com: 13,29 US-Dollar (rd. 52 Prozent unter dem Listenpreis)
  • Walmart: 20,37 US-Dollar