Mediengespräch bei Köhl in Erftstadt

„Ich glaube an den Mehrwert des Persönlichen“

4. September 2013
Redaktion Börsenblatt
Sein Geschäft sei wieder auf gutem Kurs, sagte Buchhändler Rolf Köhl der Presse. Er setzt auf die Initiative „Buy Local“, erweitert eine Filiale zum Musikalienhandel und will „Crowdfunding“ für sein Geschäft nutzen.
Vorausgegangen sind sehr schwierige Jahre. Rolf Köhl hatte sechs Filialen im Erftkreis aufgebaut, außerdem einen Versandbuchhandel in Neuruppin. Als 2007 Thalia nach Brühl kam und die Mayersche dann auch noch nach Düren, konnte er den übermächtigen Gegnern nicht standhalten. Er gab alle Standorte bis auf den in Erftstadt-Liblar auf und gründete eine neue Filiale in Lechenich, die nach fünf langen Jahren jetzt bei den Kunden angekommen ist.

Für Freudensprünge reicht der Umsatz nicht, auch stagniert er in diesem Jahr. Aber die zwei Köhl-Buchhandlungen auf 220 und 230 Quadratmetern mit insgesamt elf Mitarbeitern sind stabil. An seinen bisherigen Konzepten und Ideen hält der Inhaber fest: an der Arbeitsgemeinschaft Marketing (AGM), die er mit ins Leben gerufen hat, an der von ihm mitgegründeten Händlerinitiative „Buy Local“ und daran, mit seinen engagierten Mitarbeitern viele Veranstaltungen durchzuführen.

Auch Neues kommt hinzu. Weil die Musikschule in die Nähe der Filiale in Liblar umzieht, nimmt Köhl Musikalien in sein Sortiment, in enger Zusammenarbeit mit der Musikschule und dem Musikverleger Ralph Voggenreiter. Das bisher große Angebot an Schreib- und Büromaterial wird dafür zurückgefahren. „Das können Discounter günstiger auf den Markt bringen. Wir aber bieten mit CDs, DVDs, Noten und Instrumenten etwas, was hier in der Region schon seit langem nicht mehr zu kaufen ist“, sagt Rolf Köhl. „Vor allem aber gibt es bei uns gut ausgebildete Mitarbeiter, Beratung und den Mehrwert des Persönlichen.“

Eine andere Idee lässt er zurzeit auf Machbarkeit prüfen: Er möchte „Crowdfunding“, das bisher im Internet eingesetzt wird, auch für sein Geschäft nutzen. Seine Idee ist, dass Interessenten sich an seiner Buchhandlung beteiligen können mit einem Mindesteinsatz von 500 Euro bei 5 Prozent Zinsen. „Finanziell wäre das eine win-win-Situation, da die Sparzinsen bei den Banken deutlich niedriger und die Dispozinsen deutlich höher sind, die wir bei der Überziehung unserer Konten zahlen müssen.“ Außerdem setzt Rolf Köhl darauf, die Kunden so enger an sein Geschäft zu binden.

Nicht allzu weit weg in Köln und Bonn wurden große Buchhandlungen geschlossen wie Bouvier, nachdem es von Thalia übernommen worden war. Rolf Köhl glaubt trotzdem an die Zukunft des Buchhandels, jedenfalls wenn er regional verankert und vernetzt ist: mit Internetangebot, vor allem aber mit persönlicher Beratung, Engagement und vielen Ideen. Auch heute gab es eine neue: nicht nur, wie bisher, mit Kunden zur Buchmesse, sondern auch zur Musikmesse nach Frankfurt zu fahren.