Der Startschuss ist gefallen, die ersten Kunden sind im Laden. Ihre Ziele am Tag eins?
Simone Hehl: Die letzten Tage waren ganz schön stressig. Alles musste Hand in Hand gehen, Kisten auspacken und Ware auszeichnen zwischen letzten Elektro - und Schreinerarbeiten, dann noch rasch die Baustellenlesung mit Mario Giordano organisieren - wir sind froh, dass wir das nun förmlich in letzter Minute geschafft haben - und freuen uns auf die ersten Gäste heute Abend.
Siebter Himmel – für eine Buchhandlung ist das ein nicht gerade alltäglicher Name. Denken Sie, Ihre Kunden fragen danach?
Hehl: Wir wissen, dass wir mit diesem Namen und diesem Konzept gewisse Erwartungshaltungen wecken. Ich bin aber überzeugt, dass wir dem gerecht werden. Wenn nicht, dann werden Fragen kommen.
Welche Vorbilder hatten Sie, als Sie den Laden eingerichtet haben?
Hehl: Die grundsätzlichen Planungen waren, als Maja Kuß und ich im Mai zu Bastei Lübbe kamen, bereits abgeschlossen und zwischen unserem Vorstand und der Innenarchitektin abgestimmt. Anregungen zum Konzept gab es viele, gerade auf Messen kommt man auf sehr kreative Ideen; letztlich hat sich aber die gestalterische Hand unserer Innenarchitektin durchgesetzt. Alles ist individuell entworfen und auf Mass geschreinert, nichts ist von der Stange. Was uns drei besonders beeindruckt hat: wie kreativ großer Kostendruck macht. Denn es gab eine harte Kostenvorgabe vom Haus, und die wurde eingehalten.
Zweidrittel Bücher, ein Drittel Non-Books: Ist das die Formel für einen perfekten Mix?
Hehl: Ich glaube, viel entscheidender als die Frage nach prozentualen Anteilen ist, was wie kombiniert wird. Die Kunst der Inszenierung,die wollen wir üben. Bekanntes mit Unbekanntem verbinden. Ein bisschen verblüffen. Wir wollen ja zum Kauf verführen.
Wie hoch ist der Anteil an Produkten aus dem eigenen Haus?
Hehl: Die entspricht so ziemlich genau unserem Marktanteil, also in der Belletristik zwischen sechs und sieben Prozent. Es ist kein Bastei Lübbe-Store. Es ist auch kein Bestseller- oder Schnelldreher-Sortiment. Wir setzen stark auf die persönliche Empfehlung, auf unsere ganz eigene Handschrift.
Gibt es etwas, dass Sie Ihren Kunden besonders gern empfehlen werden?
Hehl: Mutig zu sein. Sich für etwas zu entscheiden, was er nicht an jeder Ecke findet. Das hängt aber natürlich auch sehr davon ab, mit welcher Erwartungshaltung der Kunde kommt. Wir bemühen uns, gerade im Mode- und Accessoirebereich Artikel anzubieten, die es nur bei uns, nur in Köln gibt.
Ihr Eigentümer, Bastei Lübbe, stellt Ihnen eine große Aufgabe: Der Concept Store soll nicht nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch dabei helfen, die Möglichkeiten für Spontankäufe und die Grenzen von Erlebnispräsentationen auszuloten. Was können Kunden bei Ihnen erleben?
Hehl: Eben das, was Sie ansprechen. Laufend wechselnde Thementischen. Sofortiges Reagieren auf tagesaktuelle Ereignisse. Gestern ist der große Schauspieler Otto Sander gestorben. Wir werden selbstverständlich heute einen Sondertisch machen. Ich hoffe jedenfalls, dass wir das in dem ganzen Eröffnungstrubel nebenbei noch hinbekommen. Vieles muss sich ja auch erst einspielen. Und eines ist wichtig: wir haben kein Patentrezept. Aber wir haben vom Vorstand 'carte blanche', auszuprobieren was geht. Diese Chance wollen wir nutzen.
Bastei Lübbe hält das Konzept für einzigartig – aber doch für übertragbar. Ist der Siebte Himmel also so etwas wie ein Labor für die Branche?
Hehl: Einzigartig ist, so glauben wir, die Chance, ausprobieren zu dürfen, was geht. Mit dem Ziel, Erfahrungen zu sammeln. Natürlich wissen wir, dass sich das Konzept auf Dauer tragen muss, wir werden gewinnorientiert arbeiten. Aber wenn Sie wirklich etwas ausprobieren wollen, werden Sie erst am Ende wissen, ob es sich rentiert. Es sind eine Vielzahl an Ideen und Ansätzen, die - und das ist wichtig - in der Kommunikation mit dem Haus, mit unserem Lektorat, dem Vertrieb, mit Räder und mit fremden Lieferanten entstehen werden. Ausserdem ist es uns wichtig, gemeinsam mit den ansässigen Läden im Viertel neue Ideen zu entwickeln.
Erleichtert es Ihnen den Start zu wissen, dass sich der Laden nicht sofort selbst tragen muss?
Hehl: Ich finde, man muss mit realistischer Einschätzung an ein solches Projekt gehen. Alles andere wäre doch nicht sehr motivierend.
Und was passiert, wenn Sie feststellen sollten, dass sich die Kölner bei Ihnen doch nicht in jeder Hinsicht wie im Siebten Himmel fühlen?
Hehl: Wir werden alles tun, dass er sich hier wie zu Hause fühlt.
Interview: Tamara Weise
Der Concept Store Siebter Himmel liegt im Belgischen Viertel von Köln und misst rund 250 Quadratmeter (Fotos vom Eröffnungstag folgen).