Für zwei spannende Jahre war des traumhaft schöne Ladenlokal neben dem "Ring-Café", das einst einen Herrenausstatter beherbergte, Buchhandlung. Seiteneinsteiger René Pölzing bot ein kleines, handverlesenes Sortiment aus Büchern und Journalen an, wollte mit seinem Veranstaltungsprogramm statt der üblichen "Wasserglaslesung" Diskurse stiften − über Folgen der Globalisierung, über Street Art oder junge Leipziger Verlage – und braute nebenbei einen der besten Kaffees der Stadt.
Der Standort war, obwohl nur einen Steinwurf vom Augustusplatz entfernt, keine Lauflage, doch dass dem handgeschriebenen Zettel in der Tür ("Kommen Sie herein, auch wenn Sie nur Wechselgeld brauchen!") am Ende immer weniger Menschen folgen konnten, lag nicht zuletzt an der Dauerbaustelle vor und am Haus. Mit dem Vermieter, der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB), konnte sich Pölzing nicht auf einen den extremen Rahmenbedingungen angepassten Mietpreis einigen; am Ende zog er die Reißleine.
Auf seiner Website schreibt Pölzing:
"Die LWB als Vermieterin und meine Wenigkeit als Mieter haben recht unterschiedliche Vorstellungen darüber, welcher Mietpreis für ein Ladengeschäft angemessen ist, welches seit seiner Öffnung im Juni 2011 seit 15 Monaten von Baustellen betroffen ist. Es ist schwierig ein Geschäft zu entwickeln, welches jeweils in den warmen Monaten in Dreck, Lärm und hinter Gerüsten verschwindet. Die LWB wiederum ist nicht bereit das in angemessener Form zu berücksichtigen. Wir haben gekämpft und verloren. Wir hoffen, dass es an einem anderen Platz weitergeht. Bleibt dran. Wir würden uns freuen."
Am heutigen Dienstag ist die Buchhandlung ein letztes Mal geöffnet; der Name "Kapitaldruck" erscheint nun wie ein sarkastischer Kommentar zur Lage.