Konjunkturumfrage des Börsenvereins

Voller Tatendrang

9. Oktober 2013
Christina Schulte
Vor dem Weihnachtsgeschäft legen die Sortimenter Optimismus an den Tag. Der Verlauf der vergangenen Monate hat für positive Überraschungen gesorgt − und das lässt auch die Erwartungen an die zweite Jahreshälfte steigen. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Börsenvereins.

Die Bilanz spricht für sich: Per Ende August − die September-Zahlen liegen noch nicht vor − haben die Sortimenter ihren Umsatz im Vorjahresvergleich um 0,9 Prozent gesteigert. Damit schneiden sie einen Hauch besser ab als alle Vertriebswege gemeinsam (plus 0,8 Prozent). Das zeigen die Ergebnisse des Branchen-Monitors Buch. Der leichte Aufwärtstrend müsste die Stimmung im Buchhandel eigentlich heben. Oder etwa nicht?

Bei der Konjunkturumfrage des Börsenvereins lassen die Unternehmer das erste Halbjahr Revue passieren und formulieren ihre Erwartungen an die Monate Juli bis Dezember. Rund 470 Buchhändler haben sich diesmal beteiligt und auf die Frage nach ihren Umsatz­erwartungen für das zweite Halbjahr Folgendes angeführt:

  • 29,3 Prozent rechnen damit, dass sich ihre Einnahmen gut entwickeln werden, 4,5 Prozent geben bei der aktuellen Konjunktur­umfrage gar ein "sehr gut" zu Protokoll (siehe Grafik 1).
  •  Etwas weniger als die Hälfte der  Buchhändler geht von stagnierenden Umsätzen aus.
  • Dass sie weniger einnehmen werden als im Vorjahresvergleich − das glauben 18,9 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Interessant bei den Antworten: Der Optimismus nimmt mit zunehmender Betriebsgröße spürbar ab. Während sich von den kleinen Sortimenten mit Einnahmen bis zu 250.000 Euro 42,2 Prozent guten Mutes zeigen, sind es bei den Betrieben mit einem Umsatz zwischen einer und 2,5 Millionen Euro nur noch 31,9 Prozent, die glauben, dass sich ihre Geschäfte gut bis sehr gut entwickeln werden. Bei den Firmen ab 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz hat gar niemand einen guten oder sehr guten Fortgang auf dem Zettel, allenfalls einen mittleren Wert.

Weil sich der Erfolg allerdings selten von allein einstellt, sind die meisten Sortimenter dazu bereit, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Geschäfte in den nächsten Monaten weiter in Schwung zu bringen (siehe Grafik 2). Ganz oben auf der Agenda stehen

  • das Feilen an der Sortimentsstruktur, das sich alles in allem 31,2 Prozent der Umfrageteilnehmer vornehmen;
  • eine Neugestaltung des Verkaufsraums, für die sich gut ein Fünftel der Befragten ausspricht;
  • die Ergänzung des Sortiments um Non-Books (13,6 Prozent) sowie das Angebot von E-Books (12,9 Prozent).

Weniger erfreulich ist jedoch die Tatsache, dass immerhin ein Drittel der Buchhändler den Status quo beibehalten möchte − und keine Modifizierungen oder neuen Aktivitäten plant. Das sind deutlich mehr als bei der letzten Konjunkturumfrage − damals waren es 25 Prozent.

Warum die Quote derer, die nichts verändern wollen, so hoch ist, lässt sich möglicherweise mit der Geschäftsentwicklung des ersten Halbjahres begründen:

  • Mehr als ein Drittel der Sortimenter konnte den Barumsatz von Januar bis Juni steigern (siehe Grafik 3).
  • Gleich geblieben sind die Umsätze bei 30 Prozent der Befragten.
  • Nahezu ebenso viele beklagen verschlechterte Einnahmen, 7,2 Prozent gar eine stark verschlechterte Umsatzsituation.

Die besten sechs Monate erlebten die Sortimenter mit Einnahmen zwischen einer und 2,5 Millionen Euro. 42 Prozent der Unternehmen in dieser Größenklasse erwirtschafteten mehr als im Vorjahresvergleich. Bei den Großbuchhandlungen mit über fünf Millionen Euro waren es hingegen nur 23 Prozent, bei denen die Geschäfte besser liefen.

Die Kundenfrequenz könnte einen Erklärungsansatz bieten. Rund 30 Prozent der Buchhandlungen zählten mehr Besucher, ein Drittel berichtet von einer unveränderten Kundenanzahl im Laden. 45 Prozent der Sortimente melden eine gesunkene Kundenfrequenz. Eng damit verknüpft ist der Umsatz je Kunde, der bei einem Drittel der Händler höher ausgefallen ist als im Jahr zuvor. Einen schlechteren Wert gaben dagegen nur etwas mehr als 20 Prozent der Händler zu Protokoll.

Bei der Frage, welche Produkte sich besser verkauften, antworteten fast 30 Prozent der Teilnehmer, dass elektronische Bücher stärker nachgefragt würden als noch vor zwölf Monaten. Mehr Interesse an Lesegeräten konstatierten zwölf Prozent. Die Nachfrage nach Non-Books ist bei gut 27 Prozent nach oben gegangen. Bei den Warengruppen hat sich die Belletristik am besten geschlagen. 32,5 Prozent der Buchhändler konnten mehr Romane verkaufen.