Am Ende gab es dazu offenbar keine Alternative mehr: Das erste Halbjahr des Geschäftsjahrs 2013/14 (Juli bis Dezember) war nach Angaben des Unternehmens von Umsatzrückgängen geprägt, "obwohl der Dezember über Planniveau lag". Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppele den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung.
In der Führungsetage ist man überrascht, dass die Gesellschafter die notwendige Summe dafür nicht aufbringen. "Gestern hat sich entgegen der Erwartung der Geschäftsführung heraus gestellt, dass die notwendige Finanzierung nicht zur Verfügung stehen wird", heißt es nun. "Aus diesem Grunde und dem damit verbundenen Wegfall der Fortführungsprognose war zum Bedauern der Geschäftsführung eine unverzügliche Antragstellung unausweichlich."
Der Geschäftsbetrieb soll in Abstimmung mit dem vom Gericht bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz von Schneider Geiwitz & Partner, fortgeführt werden. Geiwitz war auch seit Juni 2013 Insolvenzverwalter für Alpine Bau, die im Dezember 2012 den heutigen Weltbild-Chefsanierer Josef Schultheis geholt hatten, der als CRO (Chief Restructuring Officer) die Restrukturierungsschritte verantwortete. Die Neu-Ulmer Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner gilt als einer der renommierten Spezialisten für Insolvenzverwaltung in Deutschland, der schon bei der Drogeriekette Schlecker und im Sanierungsverfahren des Strumpf-Fabrikanten Kunert tätig war.
Insolvenz betrifft nicht das stationäre Geschäft
Der Insolvenzantrag betrifft ausschließlich die Verlagsgruppe Weltbild GmbH in Augsburg. Nicht betroffen sind insbesondere alle Filialen sowie die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz und bücher.de.
Auf den Geschäftsbetrieb von Hugendubel hat die Insolvenz von Weltbild keine unmittelbaren Auswirkungen. Zusammen betreiben die beiden Unternehmen als Joint venture (Beteiligung 50/50) die Buchhandelskette DBH – mit den Marken Hugendubel, Weltbild und Jokers (ca. 400 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Die geschäftsführenden Gesellschafter der Buchhandlung Hugendubel, Nina und Maximilian Hugendubel, haben die Insolvenz der Verlagsgruppe Weltbild "mit Bedauern zur Kenntnis" genommen: "Sie überrascht uns, da ein Fortbestehen der Verlagsgruppe Weltbild bis zuletzt gesichert schien." Die aktuelle Entwicklung sei für sie nicht vorhersehbar gewesen. "Dennoch trifft uns die Nachricht nicht unvorbereitet. Wir hatten auch dieses Szenario rein vorsorglich in unsere Überlegungen einbezogen und sind bereits in intensiven Gesprächen mit unseren Geschäfts- und Finanzierungspartnern", so Maximilian und Nina Hugendubel.
Auf den Geschäftsbetrieb von Hugendubel habe die Weltbild-Insolvenz keine unmittelbaren Auswirkungen. Hugendubel sei mit der Geschäftsentwicklung, "insbesondere mit dem abgelaufenen Weihnachtsgeschäft, sehr zufrieden" und läge im aktuellen Geschäftsjahr über Plan. Die Multi-Channel-Strategie greife zunehmend besser, was sich an der konstanten Entwicklung der Filialen und am Onlinegeschäft zeige, das zum Teil Zuwächse im dreistelligen Prozentbereich aufweise.