Stimmen aus der Branche

"Schlechtes Branchensignal"

14. Januar 2014
Redaktion Börsenblatt
Klaus Kluge, Marketingchef bei Bastei Lübbe, lobt die kompetenten Weltbild-Mitarbeiter und die starke Marke, Verleger Klaus Schöffling war in der Vergangenheit genervt von Carel Halffs Belehrungsversuchen zur Zukunft der Branche. Stimmen zur Weltbild-Insolvenz. 

Heinrich Riethmüller, Osiandersche und Vorsteher des Börsenvereins: 

Für die Buchbranche insgesamt ist es eine schlechte Nachricht, wenn einer der größten Marktteilnehmer insolvent geht. Leid tun einem vor allem die vielen Mitarbeiter, die (wieder einmal) in eine unsichere Zukunft gehen. Wenn Weltbild nicht gerettet werden kann, wird das Buch ein Stück weniger sichtbar, den Verlagen geht ein wichtiger Handelspartner verloren und Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Aber: Das ganze ist keine Krise des Buchhandels, der im letzten Jahr wieder Schwung gewonnen und sich stabilisiert hat, sondern vielmehr eine Unternehmenskrise, wie es sie immer schon gegeben hat.

Klaus Kluge, Bastei Lübbe:

Wir können auch ohne Weltbild, aber wir wollen nicht - Weltbild ist eine starke Marke, bei der wir uns mit unseren Produkten immer gut aufgehoben gefühlt haben. Die extrem kompetenten Mitarbeiter dort haben einen klaren Blick auf den Markt, der ja nur ein Teilmarkt ist - die Weltbild-Klientel, wenn es sie denn gab, wurde optimal bedient. Ich glaube nicht, dass der Buchbereich an der Schieflage beteiligt war, das müssen andere Faktoren gewesen sein. Unstrittig ist, dass die Weltbild-Insolvenz ein schlechtes Branchensignal ist. Positiv gewendet, könnte die Weltbild-Pleite aber auch eine Chance für den mittelständischen Buchhandel sein, wenn er sie denn nutzt. Hugendubel sehen wir von den Entwicklungen bei Weltbild völlig losgelöst. Und in der Kreide steht Weltbild auch nicht bei uns. Weltbild ist immer ein vernünftiger Zahler gewesen.    

Klaus Schöffling, Schöffling & Co.: 

Wir sind zum Glück nicht betroffen, weil wir mit unserem Programm bei Weltbild nicht vertreten waren. Mich haben in der Vergangenheit vor allem die Belehrungsversuche von Carel Halff zur Zukunft der Branche genervt. Dass er selbst nicht wusste, wo die Reise hingeht, sieht man ja spätestens jetzt. Ich hoffe nicht, dass die Insolvenz eine Kettenreaktion in der Branche auslöst. Die Warnsignale vor der Insolvenz müssten eigentlich für alle Verlage unübersehbar gewesen sein.

Mirjam Berle, Unternehmenssprecherin Thalia:

Thalia hat mit Bedauern die Nachricht zur Insolvenz von Weltbild vernommen. Inhaltlich können wir dazu nicht weiter Stellung nehmen. Was die Tolino-Allianz betrifft, werden wir gemeinsam mit unseren Partnern beurteilen müssen, ob und wenn ja, welche Auswirkungen die Insolvenz von Weltbild für die Partnerschaft hat. Insgesamt sehen wir derzeit keine Beeinträchtigung für den weiteren Erfolg des tolino. Der tolino hat sich als Marke im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich positioniert, daran wird sich auch künftig nichts ändern. Das Gerät war bei Thalia der Topseller im Weihnachtsgeschäft – sowohl stationär als auch online. Der tolino wird auch künftig eine wichtige Rolle im hiesigen digitalen Markt spielen. Dazu tragen wir als Buchhändler genauso wie auch unser Technologiepartner die Deutsche Telekom bei.

Annette Beetz, Rowohlt: 

Ich würde mir wünschen, dass Weltbild aus dem Insolvenzverfahren gesund, sicherlich kleiner und schlanker hervorgehen und in der Folge Kapital aus seiner Stärke, der tiefen Kenntnis seiner Zielgruppen und Kundenprofile schlagen kann. Das wäre ein sehr gutes Ergebnis. 

Weltbild ist eine Marke, die sich neu erfinden und seine Kunden nicht nur bedienen, sondern auch begeistern kann  - im innovativen Zusammenspiel aus Interaktion mit den Kunden in digitalen und physischen Kanälen und atmosphärisch aufgeladenem Katalog. Kleiner, feiner, jünger (im Geiste) - das  kann ein Ziel sein. Genügend Talente dafür hat Weltbild unter seinen Mitarbeitern. Ich wage zu hoffen, dass die Umsetzung von Vision und Innovation auch und gerade in einer solchen Situation möglich ist, und dass die erfolgreiche Umsetzung von "Träumen" nicht nur der "Garage" und dem Geist des Gründertums vorbehalten ist. 

Das wäre eine gute und wichtige Botschaft in unsere Branche und auch aus ihr heraus, nicht zuletzt an die jungen Talente, die wir für uns gewinnen und an uns binden möchten.