Deutsche Hörbuchpreise 2014 bei Gala in Köln verliehen

Feier der besonderen Stimmen

6. Juli 2015
Max Florian Kühlem
Am Mittwochabend wurden zum Auftakt der lit.Cologne im Kölner WDR-Funkhaus die Deutschen Hörbuchpreise 2014 überreicht. Moderiert wurde die Veranstaltung von Katty Salié und Max Moor. Boersenblatt.net war vor Ort.

Eine Feier der besonderen Stimme − das ist die Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises. Katharina Thalbach hat nicht nur eine besondere Stimme, eine Collage ihrer Hörbuch- und Hörspielperformances auf der Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises klang gleich wie ein ganzer Chor aus Sprecherinnen und Sprechern. Aus den Händen des bewährten Moderatorenpaars Katty Salié und Max Moor nahm sie am Mittwochabend im Kölner WDR-Funkhaus den Sonderpreis für ihr Lebenswerk entgegen.

Moor, der zum ersten Mal nicht unter seinem Geburtsnamen Dieter moderierte, bewies dabei, dass er derzeit generell gut im Umbenennen ist: Weil der Preis fürs Lebenswerk für eine gerade mal 60-Jährige einen deprimierenden Beigeschmack haben kann, moderierte er ihn kurzerhand als "Hörbuchpreis für das vorläufige Lebenswerk" an. Katharina Thalbach bekam zum Trost außerdem eine famose Laudatio ihrer Tochter: "Beliebig ist es nie − gelesen wird nur, was Katharina gefällt", erklärte Anna Thalbach und stellte ob der beeindruckenden Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme fest: "Das kleinste Kollektiv ist meine Mutter."

Mit Unterstützung des gewohnt prätentiösen musikalischen Leiters Mike Herting und der extra für die Gala formierten "Ladys in Jazz" gab Katharina Thalbach auch ein beeindruckendes Beispiel ihrer Kunst: Brechts Moritat von Mackie Messer klang bei ihr reich wie ein ganzes Musical. Ein glamouröser Moment war das auf einer kurzweiligen Verleihung, die allerdings auf einige Stargäste verzichten musste.

Matthias Brandt etwa nahm den Preis für Das besondere Hörbuch / Beste Science Fiction in einem Videoeinspieler entgegen, weil er auf Dreharbeiten weilte. Katty Salié war dafür zu ihm nach Berlin gereist und entlockte ihm die Erinnerung, dass er das Aldous Huxleys dystopischen Zukunftsroman "Schöne neue Welt" als Schüler eher lustlos gelesen habe. Für das prämierte Hörbuch gab er sich hingegen redlich Mühe.

Auch Laura Maire, sie seit 2007 immer wieder an mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichneten Produktionen beteiligt ist, war dieses Jahr verhindert. Max Moor traf sie ebenfalls im Videoeinspieler auf der Dachterrasse des Kölner Schokoladenmuseums. Die Jury lobte ihre Performance von Elisabeth Herrmanns "Schattengrund" unter anderem für den "unangestrengten und beiläufigen" Ausdruck. Ganz beiläufig bekannte die Schauspielerin, dass sie ihre Hörbuchpreise im Freien auf der eigenen Terrasse aufbewahre. Max Moor Nachfrage "Sind die eigentlich rostfrei?", blieb allerdings unbeantwortet.

Traditionell ist auf der Hörbuchpreisverleihung verdienstvollen Leistungen für Kunst, Kultur und das intellektuelle Leben sowieso mehr Platz reserviert als glamourösen Momenten mit bekannten Stars. So berichtete Autor Maximilian Schönherr wie ihm das berückende Tondokument des DDR-Spionageprozesses gegen Elli Barczatis − mehr zufällig − in die glücklichen Hände fiel. "Es entlarvt die schamlose, ideologiekonforme Art der Prozessführung", würdigte die Jury das beste Sachhörbuch "Fallbeil für Gänseblümchen".

Für den erfolgreich ausgeführten Spagat, Weltliteratur für Kinder ins Hörformat zu bringen ohne belehrend zu wirken oder zu langweilen, durften außerdem die Hörcompany-Verlegerinnen Andrea Herzog und Angelika Schaack auf's Gala-Sofa. "Wir wollten Kindern näher bringen, wo wir herkommen, und wirklich eine Geschichte erzählen − nicht den Reclam-Schauspielführer vertonen", sagte Andrea Herzog. Dass Anlass zur Hoffnung auf ein junges Publikum besteht, begründete Max Moor mit dem Kinoerfolg "Fack ju Göhte": "Da fangen die Kinder am Ende ja auch wie verrückt an zu lernen."