Insolvenzverfahren bei Weltbild plus eröffnet

53 Filialen sollen schließen

28. April 2014
von Börsenblatt
53 der insgesamt 220 Filialen von Weltbild plus sollen in den nächsten zwölf Monaten im Zuge der Sanierung des Unternehmens geschlossen werden. Das teilte der Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz mit. Zudem habe das Amtsgericht Augsburg heute das Insolvenzverfahren eröffnet.

Den Angaben zu Folge habe man zur Sanierung von Weltbild plus eine Verkleinerung des Filialnetzes beschlossen. "Nach heutigem Stand", so der Sprecher Patrick Hacker weiter, sollen die ersten 24 Filialen im Juli schließen (Liste, siehe unten). Betroffen sind 293 Mitarbeiter (von insgesamt rund 1.300). Die Einrichtung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft sowie zahlreicher weiterer Sozialleistungen sei vereinbart worden.

"Trotz der zunehmenden Bedeutung des Online-Geschäfts ist der stationäre Buchhandel auch heute noch eine strategisch relevante Säule für Weltbild", sagt Christian Plail von der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner, der als Sachwalter für Weltbild plus bestellt wurde. Er kündigte für die Sanierung eine Reihe von Maßnahmen an, "die das Einkaufserlebnis für Kunden kontinuierlich aufwerten werden".

In der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft sollen 179 Mitarbeiter bis zu einem Jahr unter Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld eine Aufstockung auf bis zu 100 Prozent ihrer bisherigen Nettoeinkommen erhalten, so Hacker weiter. Hinzu kommen Weiterbildungs- und Vermittlungsmaßnahmen. Wenn die Mitarbeiter den Wechsel akzeptieren, behalten sie sämtliche Sozialleistungsansprüche und werden nicht arbeitslos.

Dagegen werden die 114 betroffenen geringfügig Beschäftigten auf 450 Euro-Basis entlassen und eine Abfindung erhalten.

Sozialauswahl über "Wirtschaftsräume"

Von den Entlassungen beziehungsweise dem Wechsel in eine Transfergesesllschaft wären laut Hacker jedoch nicht zwangsläufig die Mitarbeiter einer Filiale betroffen, die geschlossen wird. Unter Einbeziehung des Gesamtbetriebsrats habe man Kriterien zur Sozialauswahl abgestimmt, die der Mitarbeiterstruktur Rechnung tragen − und dazu sogenannte "Wirtschaftsräume" definiert. Diese bestehen aus mehreren, nahe beieinander liegenden Weltbild- und Jokers-Filialen. "Mitarbeiter einer Schließungsfiliale, die aufgrund ihrer sozialen Schutzwürdigkeit nicht von dem Stellenabbau betroffen sind, erhalten ein Versetzungsangebot zu einer anderen Filiale im jeweiligen Wirtschaftsraum", so Hacker.

Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Sanierung habe man in Verhandlungen von Sachwalter, Unternehmensleitung und dem Gesamtbetriebsrat von Weltbild plus beschlossen. Das Amtsgericht Augsburg habe heute (28. April) für die Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH & Co. KG das Verfahren eröffnet und weiterhin Eigenverwaltung angeordnet. Rechtsanwalt Christian Plail von der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner wurde als Sachwalter bestellt. Die Mitarbeiter seien sofort nach der Verfahrenseröffnung informiert worden.

Folgende 24 Weltbild plus- oder Jokers-Filialen sollen laut Mitteilung im Juli schließen:

Aachen, Aachen-ArkadenBayreuthBerlin, AlexaBochum, Uni-CenterDinslakenDresden, ElbeparkDürenHanauHeidelberg, Hauptstraße 72 (Jokers)HildenIngolstadtKulmbachLeipzig, Marktgalerie (Jokers)LübeckMainz, Große Bleiche (Jokers)München, MIRAOffenbachOldenburg, Lange Straße 51Rostock, Kröpeliner Straße 86 (Jokers)Stuttgart, Cannstatter CarréStuttgart, Schwaben-GalerieUlmWeiterstadt, Loop 5Worms

Jokers ist ein Weltbild-plus-Label. Über die Filialen, die zum Jahresende 2014 und Frühjahr 2015 geschlossen werden, werde rechtzeitig informiert, so Hacker.