Die Sonntagsfrage

"Gibt es ein Erfolgsrezept für Lesereihen in der Region?"

7. September 2014
Redaktion Börsenblatt
Trommeln gehört zum Handwerk, auch für kleinere Verlage, die in der Region verankert sind. Angelika Schulz-Parthu, Verlegerin des Leinpfad Verlags in Ingelheim, hat gastronomisch begleitete Lesereihen als Möglichkeit entdeckt, um neue Kunden zu gewinnen. Wie das gelingen kann, schildert sie in ihrer Antwort auf unsere Sonntagsfrage.

Seit einiger Zeit haben wir unerwartet viel Erfolg mit unseren Lesereihen in der Region. Vor allem die monatliche Reihe "Am 7ten um 7", die wir zusammen mit dem Weingut Wasem Kloster Engelthal veranstalten, trifft offenbar bei den Menschen einen Nerv. Im Schnitt haben wir 85 Gäste pro Abend, und selbst bei der letzten Lesung am 7. August – mitten in den Ferien – kamen 79 Gäste. Es gibt sogar Besucher, die sich für alle Lesungen angemeldet haben. Das spricht für einen großen Vertrauensvorschuss. Man kann sich den immer wiederkehrenden Termin gut merken, und der Eintrittspreis ist mit fünf Euro pro Abend moderat. Ob die "super" Autorinnen und Autoren des Leinpfad Verlags oder die "guten" Weine den Ausschlag für den Besuch geben, will ich gar nicht entscheiden. Offenbar funktioniert das Zusammenspiel hervorragend.

Weingut und Verlag haben beide etwas davon: Der Verlag stellt das Programm zusammen, konzipiert und layoutet einen vierseitigen Flyer; die Druckkosten teilen sich beide Partner. Außerdem macht der Leinpfad Verlag die Pressearbeit und führt die Reservierungslisten; das Weingut stellt uns den jeweiligen Raum kostenlos zur Verfügung, sorgt für die Bewirtung.

Die Presse kündigt die Lesungen an und berichtet über sie. Im Allgemeinen ist es so, dass vorher schon einige Bücher im Buchhandel gekauft werden, nachher wieder einige und einige an dem Abend direkt bei uns. Die meisten Lesungen bewerben unsere Backlist. Und außerdem ist eine solche Lesereihe natürlich eine tolle Autorenpflege: Unsere Autorinnen und Autoren freuen sich sehr über diese Lesemöglichkeiten. Sie sind mit 50 Prozent am Eintritt beteiligt, bekommen aber auch ein Garantiehonorar in Höhe von 100 Euro, wenn mal weniger kommen. Was in diesem Zusammenhang auch wichtig ist: Der Leinpfad Verlag ist ein regionaler Verlag, auch unsere Autorinnen und Autoren kommen aus der näheren Umgebung. Unnötig zu erwähnen: Beide Partner, Weingut und Verlag, sind glücklich über die PR.

Übrigens: Heute abend liest Petra Urban bei "Am 7ten um 7" aus ihrem im Leinpfad Verlag erschienenen Roman "Die Flaneurin".