Sie verhandeln exklusiv über das deutschsprachige Geschäft von Swets. Wo stehen Sie in den Gesprächen?
Ich bitte um Verständnis, dass ich wegen der vereinbarten Vertraulichkeit keine Details aus den Gesprächen nennen kann. Ich kann jedoch sagen was das Ziel der Gespräche ist: Zu prüfen, wie sich das deutschsprachige Geschäft von Swets mit unseren Aktivitäten kombinieren lassen, um das Swets-Geschäft im Interesse von Kunden und Mitarbeitern möglichst nahtlos weiterzuführen.
Wären Sie dazu denn in der Lage? Immerhin ist vub Marktbeobachtern zufolge kleiner als Swets...
Wie Sie sehen ist Größe nicht der allein entscheidende Erfolgsfaktor. vub | Wissen mit System ist ein breit aufgestellter Informationsdienstleister für Bibliotheken und den B2B-Bereich, der auch das internationale Abo-Geschäft beherrscht. Swets wiederum beliefert primär akademische Bibliotheken. Insofern ließen sich die jeweiligen Aktivitäten sehr gut zusammenführen.
Der Verbindung steht aus Ihrer Sicht also nichts mehr im Weg?
Es gibt aus unserer Perspektive keinen Grund, an einer nahtlosen Fortführung zu zweifeln, wobei sich für die Kunden die Oberflächen der Software verändern würden und die Dienstleistungen im Zweifel auch bei jedem Kunden neu justiert werden müssten.
Auch Schweitzer Fachinformationen ist an einer Übernahme des Swets-Deutschlandgeschäfts interessiert.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich ein so kompetenter Anbieter nicht völlig passiv verhält und einfach nur die Ergebnisse unserer exklusiven Gespräche abwartet. Für uns ist diese Frage aber sekundär. Wichtig ist uns die qualitativ hochwertige Belieferung von teilweise gemeinsamen Kunden und die Fortführung des Frankfurter Teams. Wir prüfen aktuell die Möglichkeiten und werden sehen, was dabei herauskommt.
Wie reagieren die Kunden und was würde im Fall, dass die Übernahme zustande kommt, mit den Mitarbeitern von Swets in Frankfurt passieren?
Bei beiden ist große Verunsicherung spürbar. Für die Bibliotheken ist der Wegfall eines langjährigen Lieferanten eine Katastrophe. Sie stehen nicht zuletzt wegen der unmittelbar anstehenden Abo-Verlängerungen aber auch wegen noch ausstehender Lieferungen unter Druck. Für die Mitarbeiter von Swets wiederum ist ihre berufliche Zukunft völlig offen. Unser Ziel ist es, die Geschäfte von Swets in Frankfurt fortzuführen und so den Schaden für die Bibliotheken zu minimieren und durch Übernahme kompetenter Swets-Mitarbeiter für personelle Kontinuität zu sorgen. Auszuloten ob und inwieweit das möglich und sinnvoll ist, ist Gegenstand der aktuellen Gespräche.
Was bedeutet die aktuelle Lage für die liefernden Verlage?
Verlage haben sich schon immer darum bemüht, den Handel zu umgehen und direkt an Bibliotheken zu liefern. Das spart den Rabatt und vergrößert den Gewinn des Verlags, schadet aber der Infrastruktur unserer Branche. Hier stellt sich die Frage, ob der Handel für die Bibliotheken eine Funktion hat. Ich bin der Ansicht, dass diese Funktion für Bibliotheken ganz klar gegeben ist, und sogar ausgebaut werden kann: Kein Verlag kann bei gebündelten Datendiensten, der Belieferung oder der Abrechnung übergreifend als Dienstleister funktionieren. Welche Bibliothek will 300 Verlagsportale schulen und bedienen? Die Bündelung bei äußerst knapper Marge ist unsere klassische Aufgabe.
vub zur geplanten Übernahme von Swets
9. Oktober 2014
Die Insolvenz des Fachinformationsdienstleisters Swets schlägt hohe Wellen, und das nicht nur in der Buchbranche. vub|Wissen mit System bemüht sich, wie berichtet, um das deutschsprachige Geschäft. Wie seine Chancen stehen, und was er mit dem Swets-Erbe vorhat: Antworten von vub-Geschäftsführer Christian Preuß-Neudorf.