"Finnland. Cool." - Eine Wirkungsanalyse von Helmi-Nelli Körkkö

Sprungbrett Frankfurter Buchmesse

13. Juli 2018
von Börsenblatt
Welche Wirkung das Ehrengastprojekt von Finnland auf der Frankfurter Buchmesse 2014 hatte, hat die Literaturwissenschaftlerin Helmi-Nelli Körkkö untersucht (Iudicium Verlag). Ihr Fazit: Für ein kleines Literaturland kann der Ehrengastauftritt "das Tor zum internationalen Wettbewerb öffnen".

Laut Abschlussbericht der Organisatoren FILI hat der Gastlandauftritt "Finnland.Cool." über 7.700 Medienberichte generiert. 128 Zeitungsartikel aus zehn deutschen Tages- und Wochenzeitungen der Publikumspresse hat die Wissenschaftlerin Helmi-Nelli Körkkö untersucht. Dafür hat sie 23 Hauptthemen und 33 Unterthemen differenziert, neben Autorenporträts und Rezensionen auch solche wie Tango und Sauna. "Als die Buchmesse vorbei war, wussten die meisten Zeitungsleser in Deutschland, was für ein Land Finnland ist, was für eine Literaturszene es hat, warum junge finnische Autorinnen über gewisse historische Themen schreiben, oder wenigstens, dass es im Norden zwischen Schweden und Russland ein Land namens Finnland ist", so das Fazit von Helmi-Nelli Körkkö nach ihrer detaillreichen Analyse.

Sauna, saufen, Kiefernwälder

Kritisiert worden sei von Vertretern des finnischen Verlagswesens - zum Teil in unveröffentlichten Projektberichten, die der Autorin vorlagen -, dass der tatsächliche Literaturexport eine zu kleine Rolle gespielt hätte und professionelle Rezensionen von anderen Themen überdeckt worden seien.

Zu viel Klischee, zu wenig Literatur? Schneeweiß mit glänzendem weißen Boden zeigte sich der Messepavillon 2014 beim Finnland-Auftritt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Buchmesse wurde der Messepavillon von Studierenden entworfen. Als Inspiration diente ihnen die finnische Winterlandschaft mit Eis und Schnee: Stereotypes Finnland-Image? Die Organisatoren hätten sich laut Körkkö jedenfalls dafür rechtfertigen müssen, dass sie mit zuviel Klischee für die finnische Literatur geworben hätten. 

Internationalisierung: Sprungbrett Buchmesse

Das Budget des Projekts hat laut Körkkö 3,7 Millionen Euro betragen - im Vergleich zu den vorherigen Ehrengästen ein durchschnittliches Budget. Insgesamt wurden während der Buchmesse über 500 Veranstaltungen zum Thema Finnland organisiert, davon 320 auf dem Messegelände.

Was wollten die Finnen erreichen? Ganz oben im Strategiepapier stand der Rechtehandel: 200 veröffentlichte Übersetzungen sollten Körkkö zufolge anfänglich das Ziel sein; im Laufe des Projekts wurde diese Zahl auf 120 reduziert. Und am Ende wurden 130 in Deutschland veröffentlicht; 60 Verlage waren daran beteiligt. Absatzzahlen der übersetzten Bücher fehlen leider. Nur soviel: Die Hälfte der für den Schlussbericht befragten deutschen Verleger hätten sich bessere Verkaufszahlen für ihre Bücher im Messejahr gewünscht.

Außerdem könne festgestellt werden, so Körkkö, dass als Folge des Buchmessenauftritts der deutsche Buchmarkt nicht mehr das Hauptziel des finnischen Literaturexports bilde. Die Übersetzungsstatistiken würden einen Anstieg bei den auf Englisch veröffentlichten Titeln zeigen, doch für einen längerfristigen Zuwachs im Export habe der Messeauftritt nicht ausgereicht.          (sve)

Bibliographie:
Helmi-Nelli Körkkö: "Finnland.Cool. - zwischen Literaturexport und Imagepflege: Eine Untersuchung von Finnlands Ehrengastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2014"
Iudicum Verlag
255 Seiten, 30 Euro