Appell des PEN-Zentrums Deutschland

Buchmesse soll Auftritt rechtsextremer Stiftung unterbinden

15. September 2017
von Börsenblatt
Das PEN-Zentrum Deutschland fordert die Leitung der Frankfurter Buchmesse auf, einen Auftritt der rechtsextremen Stiftung "Europa Terra Nostra", hinter der NPD-Vorstandsmitglieder federführend stehen, zu unterbinden. Die Organisation hatte angekündigt, eine Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse durchzuführen.

Anfang der Woche hatte die "Frankfurter Rundschau" über den geplanten Auftritt von "Neonazis" (gemeint ist "Europa Terra Nostra") auf der Frankfurter Buchmesse berichtet. Katja Böhne, Kommunikationschefin der Messe, sagte dazu beim Vorab-Pressegespräch zur Frankfurter Buchmesse am Dienstag: "Es wird nicht zu Veranstaltungen kommen, bei denen Neonazis auftreten könnten. Veranstaltungen sind nur erlaubt, wenn ein Verlag eine Standfläche gebucht hat." Dies treffe auf den neurechten Antaios Verlag vor, so Böhne. Sollte dieser an seinem Stand zu Veranstaltungen einladen, ließe sich dies nicht unterbinden, solange er nicht gegen deutsches Recht verstieße, sagte Buchmesse-Direktor Juergen Boos: "Wir können in einem solchen Fall nicht einschreiten, weil dies gegen die Meinungsfreiheit wäre." Das Problem rechter Auftritte betreffe viele Buchmessen, so beispielsweise Göteborg im vergangenen Jahr. Im gemeinsamen Netzwerk der Buchmessen, in dem auch die Frankfurter Buchmesse vertreten ist, teile man diese Haltung, so Boos.

Dazu erklärt das PEN-Zentrum Deutschland nun:

"Eine Buchmesse steht für eine Vielfalt der Meinungen ebenso wie für die Toleranz gegenüber der Meinungsvielfalt. Die politischen und gesellschaftlichen Ziele rechtsextremer Organisationen widersprechen indes in eklatanter Weise einer solchen Grundhaltung. Die Freiheit des Wortes als Grundlage allen literarischen und journalistischen Schaffens hätte in durch rechtsextremes Gedankengut dominierten Gesellschaften keine Existenzgrundlage. Das Exil deutscher Autoren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Mahnung und Auftrag zugleich.

Es wäre falsch verstandene Toleranz, solchen Organisationen, die sich dezidiert und aggressiv gegen den Pluralismus wenden, gerade auf der Frankfurter Buchmesse als Ort, der nur dank der Vielfalt der Meinungen existieren kann, eine Bühne zu bieten. Die Frankfurter Buchmesse darf gerade jenen keinen Platz einräumen, die Toleranz mit Füßen treten."

Regula Venske, Präsidentin des deutschen PEN und Mitglied im Präsidium von PEN International, fügt hinzu: "Laut der Charta des internationalen PEN sind alle PEN-Mitglieder verpflichtet, mit äußerster Kraft für die Bekämpfung von Rassen-, Klassen- und Völkerhass und für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit zu wirken. Gerade weil wir das Recht auf freie Meinungsäußerung als hohes Gut, ja, Grundlage der Demokratie wertschätzen, sagen wir: 'Wehret den Anfängen!'"