Bodo Harenberg wird 80

"Ein Urgestein"

24. Juli 2017
von Börsenblatt
Heute wird Bodo Harenberg 80 Jahre alt. Der Dortmunder Verleger gründete das Branchenmagazin "buchreport" und den Harenberg Verlag, der auflagenstarke Chroniken, Lexika und Kalender produzierte. Ein Geburtstagsgruß von Hans-Peter Übleis, bis vor kurzem verlegerischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Droemer Knaur.

Eines muß man ihm lassen − es gibt kaum einen höheren Innovationsgipfel zu erklimmen als den Mount Harenberg. Staunend blicken wir zu diesem Urgestein (jetzt stimmt diese vielstrapazierte Ausdruck endlich einmal!) auf, während allzuviele in unserer geliebten Branche in den Untiefen des business as usual verharren und Veränderung als permante Bedrohung begreifen, statt die vorhandenen Chancen beim Schopf zu ergreifen. Knaurs Kulturführer, die legendären Chroniken, Buchreport und Bestsellerliste − Bodo Harenberg hat die Branche mit Büchern und Kalendern, mit Inhalt wie mit Marketing erneuert, erregt, bereichert & umgekrempelt wie wohl kein anderer. Viele seiner Ideen, seine DNA leben im Medien- und Buchgeschäft weiter − und das ist gut so. Chapeau und herzlichen Glückwunsch zum großen Geburtstag eines ganz Großen!

Hans-Peter Übleis

Auch die Börsenblatt-Redaktion würdigt den Jubilar:

Der am 26. Juli 1937 in Magdeburg geborene Verleger studierte an der Magdeburger Hochschule vier Semester Maschinenbau und volontierte 1956 bei den "Ruhr-Nachrichten" in Dortmund. Anschließend arbeitete er bei der "Nürnberger Zeitung", bei der Aral AG und erneut bei den "Ruhr-Nachrichten", bevor er sich als Journalist und Marketing-Berater auf eigene Füße stellte. Aufsehen erregte er mit kritischen Berichten über die Zusammenhänge von Wirtschaft und Sport; für das Psychogramm des Boxers Peter Müller in der "Zeit" wurde er 1966 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Daneben entwickelte er Marketing-Konzeptionen für Firmen wie Aral (etwa den "Schlemmer-Atlas") und die Deutsche Bundesbahn. 1968 gründete er ein Redaktionsbüro.

Als Harenberg als Autor eines Weltmeisterschaftsbuchs Econ-Verleger Erwin Barth von Wehrenalp nach einer entsprechenden Werbung fragte, schickte ihm der Verleger eine Anzeige aus dem Börsenblatt. Die Reaktion darauf beschrieb Heidi Dürr 1978 in der "Zeit": "Als Harenberg diese Form des Marketing als nicht ausreichend monierte, erklärte ihm sein Verleger: 'Wenn Ihnen das nicht gefällt, müssen Sie sich Ihr Börsenblatt selber machen.'" Worauf Harenberg dann zur Buchmesse 1970 die Fachzeitschrift "buchreport" herausbrachte.

1973 gründete Harenberg den gleichnamigen Verlag in Dortmund. Als der Spiegel, zu dessen langjährigen Redakteuren Harenbergs Bruder Werner gehörte, einen neuen Produzenten für seine Bestseller-Liste suchte und Angebote einholte, entschied er sich für Harenberg, der anbot, jeweils 500 Buchhandlungen zu befragen. Die Bestsellerliste des "buchreport" wurde anschließend als Plakat in die Buchhandlungen verteilt. Der Verlag veröffentlichte zudem Werbemagazine wie "buch aktuell", aber auch Bücher, die hohe Auflagen erreichten wie die 1982 unter dem Imprint Chronik-Verlag herausgegebene "Chronik des 20. Jahrhunderts"; das Imprint wurde 1994 an den Wissen Media Verlag abgegeben. Später erschienen in der Harenberg Kommunikation Verlags- und Werbe GmbH & Co KG, die Bodo Harenberg und seiner Frau Marianne Harenberg-Aldick gehörte, auch weitere Produkte wie das Harenberg-Literaturlexikon und das Harenberg Personenlexikon unter den Labeln Harenberg Lexikon-Verlag (der seit 2004 zum Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus gehört) sowie Harenberg Kalender Verlag (der seit 2008 zu KV & H gehört). Der Harenberg Verlag selbst wurde 2007 an die Spiegel-Gruppe verkauft.

1994 baute Bodo Harenberg in Dortmund das 70 Meter hohe Harenberg-City-Center mit 29.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, dessen Inhaber er bis 2007 war; heute gehört das 19-stöckige Gebäude der JP Morgan Bank. Ab 1998 war Harenberg auch österreichischer Generalkonsul. Heute pendeln Harenberg und seine Frau zwischen Wien und Schwerte, wo sie in einem 200-jährigen Bauernhaus leben.