Buchtage Berlin: Finanzbericht des Schatzmeisters

"Der Spielraum des Verbands ist eingeschränkt"

13. Juni 2017
von Börsenblatt
Wie der Börsenverein unter wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen haushaltet und wie sich Einnahmen und Ausgaben entwickeln: Das legte Schatzmeister Matthias Heinrich auf der Hauptversammlung dar – und sprach dabei auch schon konkret das Thema Beitragserhöhungen an. Außerdem wurde ein neuer Haushaltsausschuss gewählt.

"Die Finanzen des Börsenvereins sind von Realitäten geprägt, die den Spielraum des Verbandes einschränken", resümierte Heinrich, bevor er den anwesenden Mitgliedern die Zahlen präsentierte.

Jahresabschluss 2016

Das Jahr 2016 sei durch schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen gekennzeichnet gewesen, sagte der Schatzmeister und nannte unter anderem die Stichworte VG Wort und Urheberrecht. Auch der Rückgang der Mitgliederzahlen setze sich fort. Habe der Verband 2016 noch 4.816 Mitglieder gehabt, werden es 2018 wohl nur noch um die 4.300 sein, so die Prognose. Damit würde es für den Börsenverein immer schwieriger, sich über Beiträge zu finanzieren. Dennoch: Das Jahr 2016 wurde mit einem Jahresüberschuss von 287.000 Euro abgeschlossen, abzüglich der Kosten für das Projekt Buchmarketing (147.000 Euro) steht unter dem Strich ein Jahresüberschuss von 140.000 Euro.

Zu dem positiven Abschluss kam es unter anderem, weil die neutralen Erträge deutlich über Budget gelegen hätten, berichtete Matthias Heinrich. Auch die sonstigen Einnahmen hätten einen Aufschwung erfahren, mit den Stiftungen von vier Sparda-Banken seien Sponsoren für den Vorlesewettbewerb gewonnen worden, die Personalkosten würden unter Plan liegen. Höher als vorgesehen fielen dagegen die Rechts- und Beratungskosten aus (VG Wort, Audible). Außerdem seien die Lizenzgebühren des Börsenblatts rückläufig. Beim Börsenblatt jedoch "geht es vom Umfang her wieder in Richtung Telefonbuch", so Heinrich. "Die Anzeigen im Börsenblatt nehmen wieder zu. Es ist ein Instrument, mit dem Sie sich bei der Zielgruppe vermarkten und dem Börsenverein zugleich Einnahmen bescheren können. Jede Anzeige mehr ist viel wert."

Heinrich hob hervor, dass die Wirtschaftsbetriebe des Börsenvereins einen guten und geregelten Gang gingen, was sich im Umsatz von rund 50 Millionen Euro und dem Jahresüberschuss von ca. 1,7 Millionen Euro zeige. Auch die liquiden Mittel der Börsenvereinsgruppe stellten sich mit 15,765 Millionen Euro erfreulich dar.

Erfreulich: Die Börsenvereinsgruppe hat keine große Schulden. Sämtliche Darlehen würden solide getilgt, die Restdarlehenssumme für das Gebäude an der Braubachstraße beträgt noch 2,7 Millionen Euro, wie der Schatzmeister deutlich machte.

Auch die Mitglieder zeigten sich einverstanden mit dem Jahresabschluss und genehmigten ihn.

Ausblick 2017

Das betriebswirtschaftliche Ergebnis 2017 könnte sich gegenüber dem Budget verbessern, stellte Heinrich in Aussicht, operativ könnte sich eine rote Null ergeben. Als großes Projekt, das aber nicht zu Lasten des regulären Börsenvereins-Haushaltes gehen soll, könnte sich ein Gutachten zur Preisbindung erweisen. Die geschätzten Kosten dafür liegen zwischen 500.000 Euro und einer Million Euro. Die letzte Studie stamme aus dem Jahr 1998 und habe keinerlei Gültigkeit mehr, sagte Heinrich. Finanziert werden solle das Gutachten über eine Sonderausschüttung der Wirtschaftsbetriebe, kündigte der Schatzmeister an. Der Vorstand werde in seiner nächsten Sitzung über die mögliche Beauftragung eines Gutachtens entscheiden.

Budget 2018

Die Mitgliedsbeiträge werden 2018 erstmals die Fünf-Millionen-Grenze unterschreiten, so die Prognose von Heinrich. In Summe wird mit ordentlichen Erträgen von 8,24 Millionen Euro gerechnet. Die ordentlichen Aufwendungen sollen bei 8,401 Millionen Euro liegen, am Ende wird mit einem Jahresüberschuss ohne Buchmarketing in Höhe von 39.000 Euro gerechnet. Das Ergebnis inklusive Buchmarketing weist einen Jahresfehlbetrag von 7.000 Euro aus. Diese Prognose haben die Mitglieder akzeptiert und das Budget verabschiedet.

Ausblick 2019

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und ungünstiger Prognosen bei einigen Einnahmepositionen komme den Beiträgen künftig eine noch höhere Bedeutung zu, zeigte Heinrich auf. "Wir müssen entscheiden, ob der Leistungsumfang zusammengestrichen wird oder ob man einen schlagkräftigen Verband präferiert, der uns etwas wert ist." Dann sei es legitim, dass die Beiträge steigen.

Die Leistungen seien ja auch kein Selbstzweck, sondern kämen den Mitgliedern zu Gute. "Ich gehe davon aus, dass ich nächstes Jahr vor Ihnen stehen und einen Vorschlag zur Beitragserhöhung unterbreiten werde", kündigte der Schatzmeister an.

Die Mitglieder haben bei der Hauptversammlung am Dienstag auch einen neuen Haushaltsausschuss und neue Rechnungsprüfer gewählt.

Im Haushaltsausschuss sind künftig vertreten:

  • Rainer Bartle, Konrad Wittwer, Stuttgart
  • Volker Dabelstein, Schäffer-Poeschel

  • Michael Justus, S. Fischer

  • Ludger Wicher, HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice

Ersatzmitglied:

  • Bernd Braunbarth, Braunbarth Buchhandlung, Bruchsal

Als Rechnungsprüfer wurden gewählt

  • Yorg Bieger, Psychiatrie Verlag
  • Gerrit Schooff, Der Zauberberg