Deutsche Schillerstiftung

Ehrengabe 2017 an Lyriker Thomas Rosenlöcher

13. Dezember 2016
von Börsenblatt
Der Lyriker Thomas Rosenlöcher erhält die Ehrengabe 2017 der Deutschen Schillerstiftung. Der Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis 2017 geht an Judith Zander, meldet das Deutsche Literaturarchiv Marbach. Beide Auszeichnungen sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert.

Thomas Rosenlöcher, geboren 1947 in Dresden, debütierte 1982 mit dem Band "Ich lag im Garten bei Kleinzschachwitz", dem vor der Wende dann noch der Gedichtband "Schneebier" folgte. Die Jury würdigt Rosenlöcher als "einen Meister der melancholischen Ironie; zugleich war das die Haltung, mit der er dem Staat begegnete, in dem er lebte und schrieb. Seine oft mit genauer Naturbeobachtung einsetzenden Gedichte behaupten eine romantisch-widerständige Nischenexistenz, die er dann, unter geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen, im vereinigten Deutschland fortführte. Mit seinem Dresdner Wende-Tagebuch 'Die verkauften Pflastersteine' wurde er einem westdeutschen Publikum bekannt, weitere Prosabände folgten. Sein Hauptwerk aber gilt dem Gedicht, dem er in unverwechselbarer Handschrift Töne ablockt, die bitter fehlten, gäbe es sie nicht – nachlesbar zuletzt in dem Band 'Hirngefunkel' (Insel Verlag 2012), der ausgewählte und neue Gedichte des Autors vereinigt."

Thomas Rosenlöcher studierte zunächst Betriebswissenschaft. Hierauf folgte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Zuletzt erschienen von ihm neben dem Roman "Hirngefunkel" (Insel Verlag, 2012) "Das Gänseblümchen, die Katze & der Zaun" (Tyrolia, 2015). 

Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis 2017 an Judith Zander

Obwohl das poetische Werk der 1980 in Anklam geborenen, heute in Berlin lebenden, Judith Zander erst aus zwei Gedichtbänden – "oder tau" (dtv verlagsgesellschaft, 2011) und "manual numerale" (dtv verlagsgesellschaft, 2014) – bestehe, sei bereits erkennbar, dass sie eine der aufregendsten Lyrikerinnen unserer Zeit ist. Ihre Gedichte umkreisen die klassischen Themen der Lyrik: Herkunfts- und Landschaftsgedichte fänden sich in ihrem Werk ebenso wie Liebes- und Dinggedichte. Ihr zweiter Gedichtband "manual numerale" sei aufgebaut wie ein Diarium. Das Datum legt die Anzahl der Gedichtzeilen fest und zeige, – gleichsam en passant – wie strenge Formvorgaben zu einem poetischen Spiel werden können. "Ihre Lyrik sprüht vor Wortlust, sie ist angereichert mit Neologismen, Einsprengsel aus dem Englischen, dem Plattdeutschen und aus der populären Kultur. Judith Zander ist eine Meisterin des Nichteindeutigen, sie spielt mit Lauten, Bedeutungs- und Sprachebenen und zeigt sich dabei als fundierte Kennerin der deutschen und angloamerikanischen Dichtungsgeschichte und ihrer häufig schon vergessenen Formen. Vielleicht am schönsten: Immer wieder blitzt in ihren Gedichten ein verschmitzter Humor auf", so die Jury.

Die beiden Auszeichnungen werden am 5. Mai 2017 im Deutschen Literaturarchiv in Marbach verliehen. Beide werden zum vierten Mal vergeben.

Mit der Entscheidung folgte das Kuratorium der Deutschen Schillerstiftung von 1859 dem Votum ihrer Jury (Thomas Geiger, Norbert Hummelt, Katrin Lange, Antje Weber und Helge Pfannenschmidt).