DLF Kultur, ZDF und DIE ZEIT starten Sachbuch-Bestenliste

Horizonte erweitern

12. Oktober 2017
von Börsenblatt
Deutschlandfunk Kultur, ZDF und die Wochenzeitung DIE ZEIT kündigen eine neue "Sachbuch-Bestenliste" an. Eine Jury aus 30 Kritikern wird ab November monatlich zehn herausragende Bücher, denen sie möglichst viele Leser wünscht, empfehlen, so die Mitteilung. Die Bestenliste wird heute auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert.

Folgende Eckpunkte nennt die Presseinformation zur neuen "Sachbuch-Bestenliste":

  • Die Sachbuch-Bestenliste erscheint künftig elf Mal im Jahr, im August geht die Jury für einen Monat in Sommerpause.
  • Die zehn Buchempfehlungen werden im Programm von Deutschlandfunk Kultur, in der Printausgabe der ZEIT sowie in den Sendungen ZDF aspekte und 3sat Kulturzeit vorgestellt und sind online abrufbar.
  • Erklärtes Ziel sei die Darstellung der ganzen Bandbreite des Sachbuchs – alles jenseits von Belletristik, von der Biografie über die wissenschaftliche Monografie bis zum populären Ratgeber, darf nominiert werden.
  • Empfohlen werden deutschsprachige oder ins Deutsche übersetzte Bücher.

Gründe für den Start der neuen Bestenliste

Die Liste ist vergleichbar mit der derzeit ruhenden Liste "Sachbücher des Monats" von Südeutscher Zeitung und NDR Kultur (zu den Gründen, siehe Archiv: "NDR Kultur geht auf Distanz"). Die Macher der neuen Sachbuch-Bestenliste betonten aber auf Anfrage: "Die Sachbuchbestenliste von DLF Kultur, ZDF und ZEIT ersetzt nichts und löst auch keine andere Bestenliste ab." Sie räumen jedoch ein: "Dass die SZ/NDR-Liste seit Juni nicht mehr erschienen ist, war der äußere Anlass, über die Gründung einer eigenen Liste nachzudenken." Der eigentliche Grund sei allerdings ein anderer: "Orientierung stiften im wichtigen, schwer überschaubaren Angebot der nonfiction-Literatur. Der Auftakt zur Frankfurter Buchmesse scheint uns ein guter Zeitpunkt zu sein, das Projekt zu starten − die enthusiastischen Reaktionen aus der Verlagsbranche bestätigen dies."

Zur Frage nach einigen Juroren, die auch Jurymitglieder der SZ/NDR-Liste waren, ergänzen sie: "Die frühere SZ/NDR-Sachbuchliste ist seit Juni 2017 ausgesetzt, einige Jurymitglieder sind ausgetreten. Grundsätzlich steht es jedem unserer Juroren frei, Mitglied in jeder anderen Jury zu werden, für einen Teil der Jurymitglieder trifft dies ja auch jetzt schon zu."

Die erste Ausgabe der Sachbuch-Bestenliste wird in der ZEIT-Ausgabe vom 2. November erscheinen, so die Herausgeber der neuen Sachbuch-Bestenliste. Danach soll jeweils in der letzten Ausgabe des Vormonats abgedruckt werden.

Bestenliste soll zum Lesen einladen

"Die neue Bestenliste soll zum Lesen von Sachbüchern einladen, weil wir überzeugt sind, dass sie unser Leben und unsere Zeit verständlicher machen und unsere Debatten vertiefen können", so Anne Reidt, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Kultur.

Hans Dieter Heimendahl, Programmchef von Deutschlandfunk Kultur ergänzt: "Jeden Monat erscheint eine überwältigende Zahl neuer Sachbücher. Wir wollen mit der Bestenliste Orientierungshilfe anbieten und setzen dabei auf anerkannte Fachleute, die uns an ihren Lese-Entdeckungen teilhaben lassen."

Ijoma Mangold, Leitung Literatur bei der DIE ZEIT, sagt: "Der Horizont des Sachbuchs ist so weit wie der Horizont der Welt. Deshalb wollten wir in einer großen Jury möglichst viele verschiedene Weltzugänge und Weltneugierden versammeln."

Prozedere der Titelauswahl

  • Die Titel werden durch eine 30-köpfige Jury bestimmt, jeweils sechs Juroren der Kooperationspartner Deutschlandfunk Kultur, ZDF und DIE ZEIT und weitere zwölf Experten von weiteren Medienhäusern und Institutionen.
  • Bei der Auswahl setzt das Gremium auf klare und verbindliche Regeln: Die Juroren vergeben 15, 10, 6 und 3 Punkte an die jeweils vier Bücher, denen sie eine breite Leserschaft wünschen.
  • Punkte können nicht auf ein einziges Buch akkumuliert werden. [Hinweis: Bei der SZ/NDR-Liste war es offenbar möglich, Punkte zu akkumulieren].
  • Jeder Titel darf höchstens drei Mal auf der Bestenliste erscheinen. [Die Punkte für ein Buch werden dabei nicht über die möglichen drei Monate summiert, es wird jeweils die monatliche Punktevergabe berücksichtigt]
  • Der Erscheinungstermin darf dabei nicht länger als ein Jahr zurückliegen, Bücher von Jurymitgliedern sind ausgeschlossen.
  • Bücher, die von den Juroren verfasst wurden, werden nicht berücksichtigt.

Jury der "Sachbuch-Bestenliste" (29 von 30 Mitgliedern, eine Benennung noch offen):  René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralf Bollmann (FAS), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Tagesspiegel),H eike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Svenja Flaßpöhler (Deutschlandfunk Kultur), Jenny Friedrich-Freska (Kulturaustausch), Manuel Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Ekkehard Knörer (Merkur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (Die Welt), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansel (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Elisabeth von Thadden (Die ZEIT),  Julia Voss (Leuphana Universität Lüneburg). Die Jury soll ein möglichst weite Bandbreite abdecken, so der Anspruch der Initiatoren.

Vorstellung der "Sachbuch-Bestenliste" zur Frankfurter Buchmesse:

  • 12. Oktober, 15.00 Uhr, am Stand von DIE ZEIT (Halle 3.1, D13), 16.45 Uhr am Stand von Deutschlandfunk Kultur (Halle 3.1, J37)

Update: Dort sagte Ijoma Mangold (DIE ZEIT), einer der Initiatoren der Liste, man habe das Momentun genutzt: "Es tut der literarischen Öffentlichkeit gut, wenn es eine solche Liste gibt". Wenn es die SZ/NDR-Liste wieder geben sollte, "dann gibt es halt Konkurrenz".