Fusion Thalia / Mayersche: Erste Details

"Aufbruch in eine neue Dimension"

10. Januar 2019
von Tamara Weise
Thalia und die Mayersche machen in neuer Konstellation weiter – der gemeinsame Weg muss sich aber wohl erst noch weisen: ein FAQ.

Von Aachen aus beantworten Michael Busch (Thalia) und Hartmut Falter (Mayersche) am Mittag die Fragen von Journalisten, per Telefonkonferenz. Busch und Falter sind kollegial, verbindlich, innig – haben viel Lob füreinander dabei und wirken auch sonst mit sich und ihrer Entscheidung im Reinen. Das Wichtigste aus dem Pressegespräch im Überblick:

1_Wie geht es für das Filialnetz weiter?

Laut Thalia-Chef Michael Busch soll alles bleiben wie gehabt: "Es wird keine einzige Buchhandlung geschlossen", verspricht er im Pressegespräch. Was die Verwaltungsstandorte angeht, an denen derzeit insgesamt 600 Leute für Thalia arbeiten: Auch da gebe es keine Absichten, etwas zu verändern; nach der Fusion komme bloß noch ein Verwaltungsstandort hinzu: Der Mayersche-Hauptsitz Aachen.

Nicht zum ersten Mal erklärte Busch zudem, dass es aus seiner Sicht ohne starkes Filialnetz nicht geht. Gegenüber den Journalisten wiederholte er seine Multichannel-These: Je stärker man vor Ort sei, umso schneller käme man auch im Onlinehandel voran, das Netz an Buchhandlungen werde deshalb eher noch dichter werden als Löcher bekommen. Auch das Interesse an weiteren Übernahmen ist mit dem Deal noch nicht erloschen: „Es gibt keine Einschränkungen bei der Expansion“, so Busch, der mögliche Wachstumsbereich erstrecke sich auf den gesamten deutschen Sprachraum.

2_Was wird aus der Marke "Mayersche"?

Zu dieser Frage äußerten sich beide: Falter betonte zunächst, dass in diesem Punkt "noch keine abschließende Entscheidung getroffen" worden sei – zu sensibel sei das Thema. Und er fügte auch noch hinzu, dass es damit (mit der Entscheidung) auch so schnell nichts werde: Man wolle das Thema zurückstellen und erst mit den Mitarbeitern besprechen. Derzeit gehe er davon aus, dass die Marke eigenständig bleibe.

Von Busch kam dazu kein Widerspruch – er erinnerte vielmehr daran, dass Thalia ohnehin schon mit mehreren Marken präsent sei, zum Beispiel in der Schweiz mit Orell Füssli (Anteil: 50 Prozent): Die Marke Orell Füssli nicht aufzugeben, "war genau richtig", so Busch.

3_Wie reagieren die Mitarbeiter?

Auf den ersten Überraschungseffekt folgte Stolz – sagte Hartmut Falter. Auch sie würden hier die Gelegenheit sehen, "einen Aufbruch in eine neue Dimension" zu schaffen. "Wir sind sehr happy und optimistisch, dass die Entscheidung richtig war." An den Verträgen werde man unverändert festhalten, so Falter. Busch ergänzte noch, der Deal sei keinesfalls mit einem Personalabbau verbunden. „Wir brauchen das Know-how.“

4_Das Kartellamt muss dem Deal noch zustimmen. Mit welchem Feedback rechnen Thalia und die Mayersche?

Hartmut Falter geht davon aus, dass das Kartellamt den Plänen zustimmt, den Zusammenschluss also genehmigt – in zwei bis sechs Monaten. Klappt das, soll die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2019 greifen.

5_Wollen Thalia und die Mayersche durch den Deal Kosten sparen?

Eine kurzfristige Kostenersparnis sei nicht der Fokus – das ist die Position von Hartmut Falter, verweist dabei auf seine Aussagen zu den Mitarbeitern und den Filialen. Genauer wurde er im Pressegespräch bei den Themen nicht.

6_Wieso kam es nicht zur Fusion mit Osiander – sondern mit Thalia?

Die Frage ging an Hartmut Falter, klar. Er antworte ohne Umschweife: „Ein Zusammenschluss war bei uns nie ein Thema“, eher – Zusammenarbeit. Falter zufolge gebe es eine Marketing- und eine Technologiekooperation (SAP), die auch weiterlaufe. Busch ergänzte, mit Blick auf die nach längerer Entwicklungszeit im Sommer anstehende SAP-Einführung bei der Mayerschen und Osiander: "Das steht die Mayersche im Wort" – und werde sich daran halten.  

Das interne System von Thalia basiert laut Busch ebenfalls auf SAP, mit dem der Mayersche ließe es sich später verbinden.

Noch mal zur Fusion: Thalia ist anders als die Mayersche – und umgekehrt. Aus diesen Unterschieden, und nur aus diesen, könne Neues entstehen, auch da sind sich Busch und Falter einig. Falter: „Wir wollen nicht nur 1 und 1 addieren, sondern im Verbund eine neue Qualität entwickeln.“ (Was da mitschwingt: Ein Zusammengehen mit Osiander hätte das bedeutet – 1 plus 1.)

7_Bleibt die Familie Herder Mehrheitsgesellschafter?

Die Fusion hätten alle gemeinsam auf den Weg gebracht, so Manuel Herder, der telefonisch zugeschaltet war. Auch wenn sich die Konstellation jetzt ändere: Herder halte nach wie vor die Mehrheit am Unternehmen. Für ihn sei es „der richtige Schritt“, er betrachtet den Deal als ein "Zusammengehen auf Augenhöhe" – getragen von "Persönlichkeiten, die sich verstehen".