Jürgen Petry ist im Alter von 79 Jahren gestorben

Logistiker, Schatzmeister, Buchautor

10. September 2018
von Börsenblatt
Jürgen Petry, ehemaliger Geschäftsführer der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG), ist am 7. September nach kurzer schwerer Krankheit gestorben, im Alter von 79 Jahren. Verleger Klaus G. Saur erinnert in seinem Nachruf an einen "wunderbaren Kollegen und großartigen Freund", der auch sechs Jahre lang Schatzmeister des Börsenvereins war.

Jürgen Petry wurde am 26. November 1939 in Königsberg geboren und begann 1955 eine Lehre in der Buchhandlung Gustav Krause in Delitzsch. Nach der Arbeit als Sortimentsbuchhändler absolvierte er ein Studium an der Fachschule für Buchhandel in Leipzig. Von 1963 bis 1968 war er im Volksbuchhandel tätig, übernahm von 1969 bis 1982 die zentrale Leitung und war gleichzeitig Bezirksdirektor des Volkbuchhandels im Bezirk Leipzig.

1986 wurde er gezwungenermaßen Direktor des Kommissions- und Großbuchhandels. Die Firma war damals in einem desaströsen Zustand und es gelang ihm tatsächlich, sie weitgehend zu sanieren und funktionsfähig zu machen.

1990 wurde Jürgen Petry von der Treuhand als Geschäftsführer der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft eingesetzt, die nun Auslieferungsfunktionen vor allem für ostdeutsche Verlage übernahm - bei einem massiven Personalabbau von 1.200 auf 60 Mitarbeiter.

Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Treuhand konnte Petry die LKG schließlich privatisieren und zusammen mit seiner Frau und einem weiteren Geschäftsführer übernehmen. Mit massiver Hilfe seines Mentors Jürgen Voerster (KNV) entwickelte er die LKG wieder zu einem leistungsfähigen Großhandelsunternehmen und führte es bis 2008. Damals verkaufte er die LKG an die Firmengruppe KNV und verabschiedete sich in den Ruhestand.

"Wir verdanken ihm unendlich viel"

Großes Engagement brachte er vor und nach der Wende auch in den Börsenverein ein. Beispielsweise war er nach der Wiedervereinigung viele Jahre aktives Mitglied im Ausschuss für den Zwischenbuchhandel und von 1998 bis 2004 erfolgreicher Schatzmeister des Börsenvereins. Er schrieb zwei hervorragende Bücher, die sich mit dem Buchhandel in der DDR und seiner Arbeit in der LKG befassten: Zum einen den autobiografisch gefärbten Roman "Subordination" über Nachkriegs- und Lehrjahre (Verlag Sachsenbuch), zum anderen "Das Monopol" über die Geschichte des Leipziger Komissions- und Großbuchhandels (Faber & Faber).

Nach seiner Pensionierung betätigte er sich noch erheblich mäzenatisch im Buchhandelsbereich und unterstützte die Arbeit der Historischen Kommission des Börsenvereins. Er war ein wunderbarer Mensch, dem Raffinesse und Chuzpe nie fern waren und der jede Besprechung oder Unterhaltung erheblich belebte. Wir verdanken ihm unendlich viel und wir haben einen wunderbaren Kollegen und einen großartigen Freund verloren.