Katharina Hesse stellt schöne Bücher vor

"PimpUpMyKlassiker-Award" für Alice-Bücher

8. April 2016
von Börsenblatt
Es gibt sie noch, die gut gemachten Bücher. Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stifung Buchkunst, stellt auf boersenblatt.net jeden zweiten Sonntag im Monat ein besonders schönes Buch vor. Diesmal: "Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln" von Lewis Carroll / Floor Rieder aus dem Gerstenberg Verlag.

Der englische "Guardian" nahm sowohl "Alice im Wunderland" als auch und "Alice" hinter den Spiegeln in die Liste der 1.000 Romane auf, die jeder gelesen haben muss. Zahlreiche Ausgaben sind bereits erschienen, zahlreiche auch als Doppelband. Theateradaptionen, Filme – um was es geht, weiß wahrscheinlich nicht nur jedes Kind. Warum also noch eine weitere Ausgabe? Ok – Alice im Wunderland gibt es seit 150 Jahren. Jubiläen sind ein gern genommener Anlass, um Klassiker durch neue Illustrationen moderner oder „schöner“ erstrahlen zu lassen. Diese Ausgabe des Gerstenberg Verlags allerdings verdient den „PimpUpMyKlassiker-Award“.

Dreieinhalb Farben wurden für die Illustrationen verwendet. Ein ins Neon gehende Orange, ein grünliches Petrol und ein strahlend-bläuliches Mint. Die an Linolschnitt erinnernde Anmutung der Illustrationen ist eine Kombination aus einer alten Kratztechnik und moderner Computergrafik. Aber jetzt mal von Anfang an. "Alice im Wunderland" ist in einem kleinen Format erschienen, in Halbleinen gebunden. Auf dem Cover: Ein Blättermeer in oben genannten Farben mit Dominanz des Grüns. Unter den Blättern, natürlich Alice: Mit Hut, Kleid und Turnschuhen. Hinein ins Wunderland: Ein wunderschön gestaltetes Vorsatzpapier – Figuren und Symbole aus dem Roman und gleich weiß der Leser - jetzt wird es skurril. Titel und Schmutztitel verraten: diese moderne Alice reist mit Rucksack und Brille.  Und „Hinab geht es ins Kaninchenloch“ bis wir (oder Alice) nach ca. 178 Seiten aufwachen. Eine schwarze Seite mit einem Schlüsselloch ENDE.

Weitergeblättert, alles verkehrtherum. Na klar! Hinter dem Spiegel. Also Buch zugeschlagen und umdrehen. Da wo der Buchrücken wäre, schauen wir auf das Cover von „Alice hinter den Spiegeln“. Wieder Blätter, nun mehr in Orange und Alice auf dem Baum. Der Titel – spiegelverkehrt. Solche Details machen dieses Buch unwiderstehlich. Die charmantwitzigen Illustrationen von Floor Rieder begleiten durch die Geschichte und lassen genug Raum für eigene Phantasie. Das Dreifarbenspiel konsequent durchgehalten – bis hin zu zwei unterschiedlich farbigen Kapitalbändern. Ich hoffe dieses Buch wird lange die Läden und Regale schmücken. Und sollte es eine zweite Auflage geben, dann sicher auch mit zwei Lesebändchen. Eins in Orange und eins in Mint!

Bibliografie:

Lewis Carroll / Floor Rieder:

Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln

Gerstenberg Verlag

384 Seiten,  25 Euro

 

 Bisher erschienen:

"Für immer und jetzt. Wie man hier und anderswo die Liebe feiert" von Michaela Vieser und Irmela Schautz (Kunstmann Verlag)

"A Modern Way to Eat" von Anna Jones (Mosaik Verlag)