Legendäre Verlegerin und Fotografin

Inge Feltrinelli ist tot

20. September 2018
von Börsenblatt
Die deutsch-italienische Verlegerin und Fotografin Inge Feltrinelli ist am 20. September im Alter von 87 Jahren gestorben. Das teilte der Mailänder Feltrinelli Verlag mit.

"Condividiamo questo triste momento con tutti voi prendendoci l’impegno di continuare a percorrere la strada da lei tracciata", schreibt der Verlag auf seiner Website (auf Deutsch etwa: "Wir teilen diesen traurigen Moment mit Euch allen und nehmen die Verpflichtung an, den von ihr eingeschlagenen Weg fortzusetzen").

Inge Feltrinelli wurde am 24. November 1930 als Tochter von Siegfried und Trudel Schönthal geboren. Ihr jüdischer Vater emigrierte 1938 in die Niederlande, Inge musste kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, im März 1945, ihr Göttinger Gymnasium verlassen. Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre begann sie als Fotoreporterin zu arbeiten, wurde schnell berühmt. Sie interviewte unter anderem Ernest Hemingway (1953; ihr internationaler Durchbruch), Pablo Picasso und Simone de Beauvoir. Ende der 50er Jahre lernte sie den italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli kennen, den sie 1960 heiratete − und von der Fotografie zur Verlagsarbeit wechselte. 1969 wurde sie zur Vizepräsidentin der Giangiacomo Feltrinelli Editore ernannt, drei Jahre später dann zur Präsidentin. Nach dem Tod des Verlagsgründers Giangiacomo Feltrinelli (1926−1972; er wurde das Opfer eines Sprengstoff-Attentats) setzte sie dessen Arbeit fort. Inzwischen wird der Verlag von ihrem Sohn Carlo Feltrinelli geleitet.

Die Verlegerin wurde vielfach ausgezeichnet: 1986 wurde sie etwa Cavaliere des Verdienstordens der Italienischen Republik, 1999 erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. 2002 wurde sie Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres, 2006 mit dem internationalen Verlegerpreis Reconocimiento al Mérito Editorial (der Buchmesse von Guadaljara) ausgezeichnet. Hinzu kamen zahlreiche Ehrendoktorwürden (darunter 2011 durch die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg). 2011 wurde ihr die Karlsmedaille für europäische Medien verliehen. 2013 wurde sie als Großoffizier des Verdienstordens der Italienischen Republik geehrt, zwei Jahre später dann als Cavaliere del Lavoro. Feltrinelli war Ehrenbürgerin der Stadt Mailand.