Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2017

Mathias Énard für "Kompass" ausgezeichnet

8. Dezember 2016
von Börsenblatt
Der französischen Schriftsteller und Übersetzer Mathias Énard erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2017 für seinen Roman "Kompass" (Hanser Berlin). Die Preisverleihung findet zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 22. März statt, die Laudatio hält Leyla Dakhli.

In ihrer Begründung verweist die Jury darauf, so die Presseinformation des Kulturamts der Stadt Leipzig, dass die Zeit der großen gefährlichen Simplifizierungen über uns hereingebrochen sei − begleitet von einem Zynismus, der vor allem auf einem gründet: Unkenntnis. Die Erfolge der Populisten, das Umsichgreifen von Vorurteilen, die sich gegen alles vermeintlich Fremde richten, geben davon dramatisch Zeugnis. Besonders die arabische Welt falle dieser Entwicklung zum Opfer. In einer Zeit also, in der allenthalben Spaltung und Hass zu erleben ist, trete Mathias Énard als einzigartiger Vermittler auf, allerdings nicht als Prediger, sondern als leidenschaftlicher Orientforscher, der sich durch einen stupenden Kenntnisreichtum auszeichnet sowie durch literarische Sprachkraft.

In einer Welt, in der sich Orient und Okzident zunehmend in einer Schockstarre aus Feindseligkeit, Angst, aus Drohung und Gegendrohung gegenüberstehen, schenke Énard den Lesern einen von großer menschlichen Anteilnahme geprägten Einblick in den arabischen Kulturraum. In seinem von Wissen sprühenden Roman "Kompass" zeige er auf, wie die islamische, die christliche und die jüdische Tradition ineinandergreifen. "Und belegt den jahrhundertelangen Einfluss des Orients auf die europäische Kultur: Ohne den Orient können wir den Okzident nicht denken. Am Ende dieses großen melancholischen und doch weltzugewandten Romans, der eine literarische Feier unseres gemeinsamen kulturellen Erbes ist und zugleich die gegenwärtigen barbarischen Akte der Zerstörung im arabischen Raum heraufbeschwört, steht ein einfacher Satz, eine Widmung. Er lautet: 'Für die Syrer'", so die Jury.

Der Jury für das Preisjahr 2017  gehören an: Alida Bremer, Michael Krüger, Johannes Riis, Elisabeth Ruge und Gundula Sell.

Die Preisverleihung an Mathias Énard findet anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 22. März 2017 im Gewandhaus zu Leipzig statt, teilt das Kulturamt der Stadt Leipzig weiter mit. Die Laudatio hält die Geschichtswissenschaftlerin Leyla Dakhli.

Zum Preis

Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, seit 1994 jährlich vergeben und mit 20.000 Euro dotiert, zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Das Preiskuratorium bilden der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. und die Leipziger Messe.

Ausführliche Informationen zum Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, den bisherigen Preisträgern, dem Kuratorium und der Jury sind unter www.leipzig.de/buchpreis zu finden.