Lesetipp der Woche

Der Mörder und die Makler

10. März 2017
von Börsenblatt
Sie glauben, die beste Zeit der skandinavischen Krimis sei vorüber? Dann lassen Sie sich von Sofie Sarenbrant auf den neuesten Stand bringen: Mit ihrem Debüt liefert die schwedische Autorin einen flüssig erzählten und mit Psychothriller-Elementen angereicherten Kriminalroman, der den Leser rasch packt und nicht mehr loslässt.

Es sollte die letzte Nacht werden, die Cornelia mit ihrem gewalttätigen Mann unter einem Dach verbringen muss. Am nächsten Tag wollte sie mit der sechsjährigen Tochter Astrid ausziehen und einen Neuanfang wagen. Deshalb steht ihr Haus auch zum Verkauf, die Maklerfirma führt bereits regelmäßig Interessenten durch Wohnräume und Keller. Am Morgen verlässt Cornelia dieses Haus; allerdings ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat: Hans wird ermordet aufgefunden - von der kleinen Astrid, die in der Nacht einen fremden Mann gesehen haben will. Doch es gibt keinerlei Einbruchsspuren. Kommissarin Emma Sköld steht vor einem Puzzle, dessen Teile nicht recht passen wollen. Zudem fällt es ihr schwer, die professionelle Distanz zu wahren, schließlich ist Cornelia eine Freundin ihrer Schwester.

Sofie Sarenbrants Stärke sind die Zeichnung und Führung ihrer klar charakterisierten Figuren, die untereinander in einem erst nach und nach sichtbaren Beziehungsgeflecht stehen. Im Fokus sind dabei besondere Frauen: Cornelia, die vom Opfer zur Verdächtigen wird und daran zu zerbrechen droht, wäre da nicht ihre eigenwillige kleine Tochter. Und natürlich Emma Sköld, die eigentlich die Ermittlungen leitet, der aber plötzlich die Souveränität im Leben zu entgleiten scheint.

Perspektivwechsel und viele kurze Kapitel sorgen für hohes Tempo - im Fortgang der Geschichte und beim Umblättern. Und wenn man die letzte Seite erreicht hat, wartet noch ein Bonbon: Obwohl wir ja wissen, wer was warum getan hat, endet der Fall mit einem feinen Cliffhanger - bis zur Fortsetzung, die in Schweden bereits gefeiert wird.

Fazit: Gute Krimi-Unterhaltung, die ganz ohne unmotivierte Brutalität und abstruse Wendungen auskommt und eine Polizistin vorstellt, von der man mehr erfahren möchte.
In einem Rutsch zu lesen und für fast alle Krimi-Kunden empfehlenswert.

 

Sofie Sarenbrant: "Der Mörder und das Mädchen". Aus dem Schwedischen von Hanna Granz. Rütten & Loening, 368 Seiten, 16,99 Euro