Nachruf auf Arno Spitz

Ein erfülltes Verlegerleben

24. Juni 2014
von Börsenblatt
Der bekannte Berliner Verleger Arno Spitz ist am 25. Mai kurz nach seinem 94. Geburtstag verstorben. Ein Nachruf von Volker Schwarz, Geschäftsführer des Berliner Wissenschafts-Verlags.
Die Berliner Buchhändler bedauern den Verlust eines der kreativsten Kollegen der Nachkriegszeit, der sich erst mit 43 Jahren seinen Lebenstraum erfüllen konnte, als Verleger einen Beitrag zur Überwindung der gesellschaftlichen und politischen Konfrontation zwischen Ost und West zu leisten. Nach einem bewegten Leben, das ihn nach dem Abitur 1948 zur Auswanderung nach Amerika und dort als Bauunternehmer zum Erfolg führte, wendete er sich der Wissenschaft zu und studierte an internationalen Fakultäten Völkerrecht, Staatswissenschaft und Journalismus.

Konkreter Anlass für seine Rückkehr nach Deutschland bzw. Berlin war der Mauerbau am 13. August 1961, der viele Unternehmer veranlasste, die Stadt zu verlassen. Arno Spitz sah sich verpflichtet, sich in dieser Situation zum Standort Berlin zu bekennen und gründete als Zeichen seines Vertrauens in die Zukunft der freien Stadt in Berlin-Dahlem den "Berlin Verlag Arno Spitz". Es war ihm bewusst, dass er als wissenschaftlicher Verleger neben den großen Verlagshäusern nur bestehen konnte, wenn er etwas Neues in seinem Programm anbot.

Seine Beziehungen zu den politikwissenschaftlichen Lehrstühlen in den USA und seine Offenheit gegenüber den Vertretern der marxistisch-leninistischen Staats- und Rechtstheorie erleichterten ihm den Aufbau seines Verlagsprogramms auf den Gebieten Völkerrecht, Staatslehre und Politikwissenschaft.

Innerhalb der folgenden 30 Jahre erreichte sein Verlag hohes Ansehen. Bei der Gestaltung seines Programms stand nicht der Profit sondern der wissenschaftliche Beitrag einer Publikation zur Entwicklung einer linksliberalen-humanistischen Gesellschaft im Vordergrund. Insbesondere in den Schwerpunktbereich "Osteuropa" hat er viel investiert, um den wissenschaftlichen Dialog zu fördern.

1992 verkaufte Arno Spitz den Verlag an die Nomos Verlagsgesellschaft und 2002 ging der Verlag an den Berliner Wissenschafts-Verlag über, dessen Gesellschafter dafür sorgten, dass das verlegerische Erbe von Arno Spitz weiter gepflegt wurde. So hatte sich die Hoffnung von Arno Spitz "sein Leben als Kontinuum des Guten" zu verwirklichen, erfüllt.