Mayersche eröffnet Selfpublisher-Portal Bookmundo

Buchhandel goes Selfpublishing?

9. August 2015
von Börsenblatt
Buchhandel und Selbstverleger – eine lange, keineswegs konfliktfreie Beziehung. Die einen scheuen größtenteils den logistischen Aufwand, die anderen vermissen eine (verkaufsfördernde) Präsenz im Buchhandel. Nun präsentiert die Mayersche Buchhandlung mit Stammsitz in Aachen das Selfpublisher-Portal Bookmundo. 

Die Mayersche Buchhandlung fällt immer wieder durch allerlei Aktivitäten abseits des Buchhandel-Mainstreams auf, etwa die Social Reading Plattform »Was liest Du?« Neuestes Projekt: Bookmundo. Maren Kahl, Kommunikation Mayersche, beantwortete hierzu einige Fragen.

BookBytes: Warum startet eine Buchhandlung ausgerechnet ein Selfpublisher-Portal?

Maren Kahl: Mit unserer neuen Selfpublishing-Plattform, mit der wir Mitte Juli gestartet sind, möchten wir primär den Service für unsere Bestandskunden ergänzen. Wir verstehen uns als Partner des Lesens – da gehört es angesichts der großartigen neuen technischen Möglichkeiten ganz selbstverständlich dazu, dass wir unsere Kunden auch auf dem Weg zu ihrer eigenen Veröffentlichung begleiten.

Insofern haben Sie hier eher einen zusätzlichen Kundenservice im Auge, ähnlich etwa ruckzuckbuch.de des Verlagshauses Monsenstein & Vannderdat, weniger ein originäres Selfpublisherportal wie Neobooks, Epubli etc.?

Mit (M)Book, dem technischen Partner unserer Plattform Bookmundo, möchten wir unseren Kunden eine einfache Möglichkeit bieten, ihre Texte (ganz gleich ob Lyrikbände, Romane, Hausarbeiten oder Familienchroniken) als Buch in Händen zu halten. Ob als frei verfügbare Publikation mit ISBN oder als Privatveröffentlichung bleibt dabei ganz ihnen überlassen. Wir freuen uns sehr, dass der Service auf Interesse stößt und von den Kunden angenommen wird.

Könnten dies dann nicht auch Bücher sein, die über Sie in den Buchhandel kommen?

Prinzipiell können wir uns gut vorstellen, Selfpublishingtitel – zum Beispiel bei besonderem lokalen Bezug – auch in unseren Buchhandlungen anzubieten.

Sehen Sie hier einen generellen Trend zu mehr Selbstverlegern im Buchhandel oder wird dies eine absolute Randerscheinung bleiben?

Viele Menschen haben den Wunsch, einmal ihr eigenes Buch in den Händen halten zu können. Darunter befinden sich natürlich auch viele Buchhandelskunden. Da eine Veröffentlichung durch die technischen Entwicklungen in den letzten Jahren sehr unkompliziert geworden ist, liegt es für eine Buchhandlung sicher nahe, ihren Kunden diesen Service ergänzend anzubieten. Prinzipiell bringt eine Buchhandlung natürlich auch die Voraussetzungen für den Vertrieb und Verkauf der Titel mit. Dabei ist die Möglichkeit, Zugang zum stationären Handel zu bekommen, für Selfpublishing-Autoren, die für die Sichtbarkeit ihrer Bücher kämpfen, natürlich äußerst attraktiv – genauso wie es die Zusammenarbeit mit erfolgreichen Autoren für eine Buchhandlung ist. Dennoch sollten die Möglichkeiten nicht überschätzt werden. Selfpublishing ist nicht das Kerngeschäft des Buchhandels – für uns ist es in erster Linie ein zusätzlicher Service. Wir können uns aber gut vorstellen, dass in Zukunft auch weitere Buchhandlungen diese Möglichkeit anbieten werden. In welchem Ausmaß bleibt aber abzusehen.

»Selfpublishing ist nicht das Kerngeschäft des Buchhandels«, Service aber sehr wohl: Besser als Maren Kahl könnte man es kaum beschreiben. Passen Selfpublishing-Portale durch die traditionelle Nähe von Autoren und Verlagen doch kongruent in das Geschäftsmodell Letzterer, siehe das Beispiel Droemer Knaur und Neoboks. Für den Buchhandel aber sind sowohl direkte wie indirekte Faktoren (etwa Autorengewinnung und Trendanalyse) als nachgelagerter Handelspartner im Content-Geschäft uninteressant. Dies soll nicht heißen, dass eine direkte Beziehung zwischen Autoren und Buchhandel nicht gewinnbringend sein könnte und nicht umsonst wird gerade die Beziehung zwischen selbstverlegten Autoren und Buchhändlern auf verschiedenen Ebenen diskutiert. 

Aber das eigentliche Kerngeschäft des Buchhandels ist Kuratierung und Service. Hier kann eine Plattform wie „Bookmundo“ durchaus eine Rolle spielen – in einem größeren Konzert an Maßnahmen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Lobenswert sind solche Aktionen aber allemal, und sei es nur als Beispiel für die Branche.

Die Fragen stellte Steffen Meier.