"Salon der grafischen Literatur"

Comic-Treff in Berlin

26. Mai 2025
Margit Lesemann

Am 22. Mai fand in der Berliner Bibliothek am Luisenbad wieder der "Salon der grafischen Literatur" statt. Rund 350 Personen hatten sich angemeldet, um sich an den Verlagsständen aus erster Hand zu informieren und Lesungen, Gesprächsrunden, Präsentationen und Workshops zu besuchen.

Besucher:innen stöbern im Innenhof der Berliner Bibliothek am Luisenbad

Die Besucher:innen stöbern an den Ständen der Comicverlage und Kinderbuchverlage

Alles über Comics erfahren

Trotz des kühlen Winds war das Interesse so groß wie nie zuvor. Rund 350 Personen hatten sich angemeldet, um sich an den Verlagsständen aus erster Hand zu informieren und Lesungen, Gesprächsrunden, Präsentationen und Workshops zu besuchen.

Im Hof der Bibliothek präsentierten 19 Comicverlage und Kinderbuchverlage mit einem umfangreichen Comicsegment ihre aktuellen Programme und gaben einen Ausblick auf den Herbst. An weiteren Ständen von Bildungsträgern und des VdÜ sowie im begleitenden Fachprogramm konnten sich die Besucher:innen zudem über den Einsatz von Comics in der Leseförderung oder der Medienbildung und das Übersetzen von Comics informieren. Die Verlagsmitarbeiter:innen kamen den ganzen Tag lang rund um ihre Stände mit Journalist:innen, Bibliothekar:innen, Literaturveranstalter:innen, Künstler:innen, Studierenden und Auszubildenden ins Gespräch. Auch Mitarbeiter:innen aus 25 Buchhandlungen waren unter den Besucher:innen.

Der Organisator und Pressesprecher der Veranstaltung, Filip Kolek

Der Organisator und Pressesprecher des "Salon der grafischen Literatur" Filip Kolek

Branchentalk

Er denke jedes Jahr, jetzt ist der Höhepunkt erreicht, dennoch sei immer noch eine Steigerung möglich gewesen, sagte der in der Branche bestens vernetzte freie Pressesprecher Filip Kolek. Er hat die Veranstaltung von Anfang an gemeinsam mit dem Team der Bibliothek perfekt organisiert und im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut.

Das Rahmenprogramm im Puttensaal der Bibliothek war unter anderem mit Isabel Kreitz ("Die letzte Einstellung", Reprodukt), Jens Harder ("GAMMA", Carlsen), Simon Schwartz ("Karl Lagerfeld", C.H. Beck) und Birgit Weyhe ("Schweigen", avant-verlag) wieder prominent besetzt. In der traditionellen "Elefantenrunde" am Mittag ging es diesmal um den Themenkomplex "Comicreportagen, Sachcomics und Comicjournalismus". In dem von Gesa Ufer (rbb) moderierten Branchentalk mit Birgit Weyhe, avant-Verleger Johann Ulrich, Hanna Wollmeiner (Leiterin des Rechercheverlags CORRECTIV), Nathalie Frank (ARTE-Reporterin und Künstlerin) und Volker Sponholz (Comickollektiv PURE FRUIT) wurde deutlich: Comicreportagen und Sachcomics bieten Leserinnen und Lesern neue Perspektiven auf komplexe politische und historische Themen.

Nathalie Frank und Birgit Weyhe haben beispielsweise an dem avant-Titel "Wie geht es dir? – 60 gezeichnete Gespräche nach dem 7. Oktober 2023" mitgewirkt, der durch die grafische Darstellung der persönlichen Schicksale die Menschen in den Vordergrund holt. Judith Poznan machte neugierig auf "Im Jugendarrest". "Für den Comic, der in wenigen Wochen erscheint, hat Patricia Thoma jugendliche Straftäterinnen ein Jahr lang in der Haft begleitet und ihnen das Comiczeichnen beigebracht. Die jungen Menschen berichten darin von ihrem Alltag hinter Gittern, ihren Hoffnungen und Enttäuschungen", so Judith Poznan. Natürlich komme auch die Opferperspektive nicht zu kurz.

Judith Poznan, Nathalie Frank und Birgit Weyhe bei der "Elefantenrunde"

Judith Poznan, Nathalie Frank und Birgit Weyhe bei der "Elefantenrunde"

Comics mit großem Potential

Fazit: Da sich solche Sachcomics für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen eignen, sprechen sie eine große und vielleicht auch andere Zielgruppe an. Und mehr noch: "Comics erreichen die Menschen anders", so Hanna Wollmeiner, denn die Comicform könne auch bei Fakten Emotionen transportieren. Anlass zur Gründung des CORRECTIV-Verlags war vor zehn Jahren die grafische Reportage "Weisse Wölfe" über rechten Terror, die jetzt neu aufgelegt wurde. Hanna Wollmeiner: "Wir können die Demokratie nur stärken, wenn unsere Gesellschaft informiert ist."