Generation Z

Fast die Hälfte will Job wechseln

24. April 2025
Jona Piatkowski

"Unsere Umfrage zeigt, dass gerade bei Jüngeren harte Faktoren wie das Gehalt entscheiden": In den Ergebnissen der Wechselwilligkeitsstudie des Meinungsforschungsinstituts forsa geht es um Job-Sicherheit, Gehälter und flexible Arbeitsmodelle.

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85 % der 3.418 Angestellten, die in der Wechselwilligkeitsstudie der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen befragt wurden, sind mit ihrem Beruf zufrieden – und nichtsdestotrotz können sich 36 % vorstellen, ihre:n Arbeitgeber:in zu wechseln. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 48 %.
Seit 2012 erforscht die Umfrage im Auftrag des Job-Netzwerks Xing jährlich, welche Motive bei einer beruflichen Umorientierung eine Rolle spielen und was Arbeitgeber:innen attraktiv macht.

Sicherheit spielt den Ergebnissen zufolge die größte Rolle: 69 % der Befragten gaben an, dass ihnen bei der Jobsuche eine langfristig gesicherte Anstellung wichtig ist. Dabei hat nur ein gutes Drittel vor, bis zur Rente bei ihrem gegenwärtigen Arbeitgeber zu bleiben – darunter vor allem Ältere.
Akute Verunsicherung ist indes nicht zu beobachten: Insgesamt hatten 91 % aller Befragten keine Befürchtungen, dass ihr aktueller Job im kommenden Jahr gefährdet sei und 64 % sind zuversichtlich, innerhalb von sechs Monaten wahrscheinlich eine neue Anstellung finden zu können, sollten sie darauf angewiesen sein.

Viele haben während Corona erkannt, was für sie im Leben wirklich zählt. Sie sind nicht mehr bereit, unpassende Rahmenbedingungen, schlechte Führungskräfte oder fehlende Entwicklung auszuhalten.

Bernd Slaghuis, Karriere- und Business-Coach

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Vor allem Jüngere (bis 29-Jährige) priorisieren eine bessere Bezahlung, wie auch das Höchster Kreisblatt Xing-Arbeitsmarktexperten Julian Stahl zitiert: "Zu Beginn des Berufslebens können die Gehaltssprünge bei einem Jobwechsel teilweise noch erheblich sein, weswegen jüngere Menschen einen starken Anreiz haben zu wechseln." Das Klischee, der Generation Z ginge es vor allem um sinnstiftende Tätigkeiten zur Selbstverwirklichung, spiegele sich nicht in den Daten wider. "Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass gerade bei Jüngeren harte Faktoren wie das Gehalt entscheiden."

Bernd Slaghuis, der Karriere- und Business Coach, den die Studie als Xing-Insider zitiert, macht einen Mentalitätswechsel an der Corona-Krise fest: "Viele haben damals erkannt, was für sie im Leben wirklich zählt. Sie sind nicht mehr bereit, unpassende Rahmenbedingungen, schlechte Führungskräfte oder fehlende Entwicklung auszuhalten." Identifikation mit und Bindung an eine:n Arbeitgeber:in spielten keine große Rolle mehr.
Bei Absolvent:innen und jungen Berufseinsteiger:innen beobachtet er einen Wunsch nach "Freiheit in Sicherheit" als charakteristisch: "Sie wünschen sich ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, viel Halt und Struktur sowie eine Führungskraft, die klare Leitplanken setzt. Gleichzeitig wünschen sie sich Flexibilität der Arbeitszeit, möchten selbst über den für sie idealen Arbeitsort entscheiden und viel mitgestalten."

Wechseln oder nicht wechseln

Zu den Motiven, die Arbeitnehmer:innen altersübergreifend an einen Jobwechsel denken lassen, sagt Bernd Slaghuis: "Es sind häufiger die Rahmenbedingungen in einer Organisation als die Aufgaben und Tätigkeiten, die Arbeitnehmer zu einem Wechsel bewegen: Die Führungskraft als Micromanager, fehlender Freiraum für eigene Mitgestaltung, keine Entwicklungsperspektiven, zu viel langweilige Routine im Tagesgeschäft." Die Angabe "zu niedriges Gehalt" hat mit 38 % in der Umfrage nur eine knappe Mehrheit vor Gründen wie "hohes Stresslevel" (36 %) und "unzufrieden mit der direkten Führungskraft" (36 %) erhalten.

In der Liste der Wünsche an mögliche künftige Arbeitgeber:innen belegen ein höheres Gehalt (65 %) und gutes Führungsverhalten (63 %) sowie flexible Arbeitszeiteinteilung (60 %) hinter dem Wunsch nach Sicherheit die Plätze zwei bis vier. Insbesondere Frauen gaben an, dass ihnen eine freie Zeiteinteilung wichtig ist – nämlich 66 %, während es bei den männlichen Befragten nur 55 % sind.
Im Mittelfeld: 44 % wünschen sich die Möglichkeit, remote vom Home Office aus arbeiten zu können. Mehr Menschen (53 %) ist wichtig, dass der Standort des Unternehmens gut erreichbar ist.

Die Mehrheit der Arbeitnehmenden hat indes nicht konkret vor, die Anstellung zu wechseln. Welche Gründe sprechen gegen einen Jobwechsel? Allem voran, wie sich zeigt, die sozialen: 61 % derjenigen Befragten, die aktuell keine Wechselabsichten haben, gaben an, aufgrund von kollegialem Zusammenhalt bei ihrem Arbeitgeber bleiben zu wollen. Dicht darauf folgt mit 60 % erneut das Sicherheitsbedürfnis. Dass sich für Treue zum Unternehmen auf Aufstiegschancen hoffen lässt, glaubt nur 11 % – das Schlusslicht der Tabelle.

Zusammengefasst

Langfristige Sicherheit, hohes Gehalt und ein gutes Führungsverhalten – das sind die wichtigsten Faktoren für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes, so die Wechselwilligkeitsstudie des forsa Meinungsforschungsinstituts.

Im Fazit heißt es: "Obwohl wir ein hohes Maß an Resilienz gegenüber den aktuellen Krisen sehen, weisen uns die Ergebnisse auch auf ein starkes Sicherheitsbedürfnis hin." Die Ergebnisse der Studie könnten, so das Schlusswort, Arbeitgeber:innen als Orientierung bei der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes dienen, um Angestellte zu halten und aus den 36 % Wechselwilligen passende Kandidat:innen rekrutieren zu können.