Büchermesse SeitenWechsel Halle/Saale

"Wir lesen" soll heller strahlen

14. Juli 2025
Nils Kahlefendt

Die Neue Rechte lädt im November zur Büchermesse nach Halle ein. Ein großes Kulturfestival unter dem Titel "Wir lesen" stemmt zeitgleich ein Alternativprogramm.

Theresa Donner

Theresa Donner ist Sprecherin des Kulturfestivals "Wir lesen".

Zur Leipziger Buchmesse hatte Deutschlandfunk Kultur über Su­sanne Dagens Pläne für eine Büchermesse in Halle/Saale berichtet – seitdem wird heftig über die befürchtete Raumnahme der Neuen Rechten debattiert. Damals rechnete die Buchhändlerin, die mit Michael Bormann das BuchHaus Losch­witz in Dresden führt, bei der Messe SeitenWechsel im kommenden November mit rund 5.000 Besuchern, inzwischen hält sie die doppelte Anzahl durchaus für möglich. Widerspruch und Protest werden als Aufmerksamkeits-Verstärker dankend entgegengenommen. Fast fühlt man sich an den Satz des US-amerikanischen Zirkuspioniers und Politikers P. T. Barnum erinnert: "Schreiben Sie über mich, was Sie wollen", pflegte der zu sagen, "aber schreiben Sie meinen Namen richtig!" Klassisches Dilemma.  

Das Bündnis "Wir lesen"

In Halle betonen Kommunalpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen, Freien Wählern, Linken und SPD in einer gemeinsamen Erklärung, dass ihre Stadt "nicht zum Anziehungspunkt extrem rechter Subkultur" werden dürfe. Der parteilose Oberbürgermeister bezeichnet die geplante Messe als "bedenklich" und "nicht im Sinne unserer pluralistischen Stadtgesellschaft". Die Petition zur Verhinderung der Veranstaltung auf change.org zählt inzwischen an die 31.000 Unterzeichner. 

Auch Theresa Donner, Inhaberin der Hallenser Buchhandlung heiter bis wolkig, wäre es am liebsten, wenn die geplante Büchermesse aufgrund des öffentlichen Drucks gar nicht stattfinden würde. Doch aus ersten Vernetzungstreffen der Messe-Gegner hat sich unter anderem die Initiative für ein groß angelegtes Kulturfestival entwickelt – Theresa Donner, eine der Initiatorinnen, ist quasi über Nacht zur Sprecherin der Initiative geworden, zu der unter anderem die Waisenhausbuchhandlung, die Buchhandlung Jacobi & Müller, der Hasenverlag, der Mitteldeutsche Verlag, aber auch das Neue Theater, die Germanistik-Fakultät der Uni, das Puschkino, der Volkspark ­Halle, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein und zahlreiche Autorinnen, Übersetzer und Buchkünstlerinnen gehören. "Wahrscheinlich habe ich das Redeholz bekommen, weil wir uns immer hier im Laden getroffen haben", sagt Donner lachend. "Mit der Buchhandlung habe ich einen öffentlichen Raum, werde anders wahrgenommen." Der Name des Festivals war aus dem Stand klar: "Wir lesen". Eingebracht hat ihn die Grafikerin und Buchkünstlerin Petra Reichenbach, Mitgründerin des Netzwerks book art center Halle (b. a. c. H.). "Petra hatte ihren Vorschlag schon visualisiert", erinnert sich Theresa Donner, "und alle, die im Raum waren, haben sofort zugestimmt." Inzwischen hängt der Schriftzug an der Eingangstür ihrer Buchhandlung. 

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