In Halle betonen Kommunalpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen, Freien Wählern, Linken und SPD in einer gemeinsamen Erklärung, dass ihre Stadt "nicht zum Anziehungspunkt extrem rechter Subkultur" werden dürfe. Der parteilose Oberbürgermeister bezeichnet die geplante Messe als "bedenklich" und "nicht im Sinne unserer pluralistischen Stadtgesellschaft". Die Petition zur Verhinderung der Veranstaltung auf change.org zählt inzwischen an die 31.000 Unterzeichner.
Auch Theresa Donner, Inhaberin der Hallenser Buchhandlung heiter bis wolkig, wäre es am liebsten, wenn die geplante Büchermesse aufgrund des öffentlichen Drucks gar nicht stattfinden würde. Doch aus ersten Vernetzungstreffen der Messe-Gegner hat sich unter anderem die Initiative für ein groß angelegtes Kulturfestival entwickelt – Theresa Donner, eine der Initiatorinnen, ist quasi über Nacht zur Sprecherin der Initiative geworden, zu der unter anderem die Waisenhausbuchhandlung, die Buchhandlung Jacobi & Müller, der Hasenverlag, der Mitteldeutsche Verlag, aber auch das Neue Theater, die Germanistik-Fakultät der Uni, das Puschkino, der Volkspark Halle, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein und zahlreiche Autorinnen, Übersetzer und Buchkünstlerinnen gehören. "Wahrscheinlich habe ich das Redeholz bekommen, weil wir uns immer hier im Laden getroffen haben", sagt Donner lachend. "Mit der Buchhandlung habe ich einen öffentlichen Raum, werde anders wahrgenommen." Der Name des Festivals war aus dem Stand klar: "Wir lesen". Eingebracht hat ihn die Grafikerin und Buchkünstlerin Petra Reichenbach, Mitgründerin des Netzwerks book art center Halle (b. a. c. H.). "Petra hatte ihren Vorschlag schon visualisiert", erinnert sich Theresa Donner, "und alle, die im Raum waren, haben sofort zugestimmt." Inzwischen hängt der Schriftzug an der Eingangstür ihrer Buchhandlung.