Die Idee kam am Rande eines zufälligen Treffens auf dem Parkplatz eines Supermarkts: Schriftsteller Christian Seltmann machte der Klassenlehrerin den Vorschlag, mit der Abschlussklasse der Grundschule eine Geschichte zu schreiben, die digital von ihm und der Lehrerin während des Shut-Downs betreut wird. Sie könnte Schreibaufgaben geben, jedes Kind seine Ideen einbringen, er fügt sie zusammen. Kapitel für Kapitel, solange, bis daraus ein Buch entsteht. Klassenlehrerin Marlene Körner war gleich dabei, die 22 Kinder der 4c der Pestalozzi-Grundschule auch. Denn die Klassenfahrt war abgesagt, das Ende der Grundschulzeit drohte sang- und klanglos unterzugehen, weil alle Kinder zu Hause im Homeschooling saßen und die Idee überzeugte: "Etwas Gemeinsames schaffen, etwas, das verbindet, und etwas, das die Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit mitnehmen könnten, in ihren Händen, aber auch als Erinnerung und Erfahrung in ihren Köpfen und Herzen", sagt Körner.
Irgendwann schrieben einige Schüler*innen weit mehr als die gewünschten zehn Sätze, steckten die anderen an. Die Aufgaben von Seltmann und Körner konnten immer unkonkreter, freier werden, "und die Ideen der Kinder sprudelten umso mehr. Diese Ideen gaben dann nicht nur den Auftakt in das neue Kapitel, nein, sie füllten den Großteil des gesamten Kapitels. Es wurde damit zu einer Abfolge von Geschehnissen mit den Textpassagen der Kinder, teilweise wortwörtlich", erinnert sich Körner.