Shut-Down-Projekt

23 Autor*innen schreiben einen Roman

24. Juli 2020
von Börsenblatt

Lesungen: Fehlanzeige. Präsenzunterricht: Fehlanzeige. So hat Arena-Autor Christian Seltmann während der Shut-Down-Phase gemeinsam mit einer vierten Klasse einen Mystery-Roman geschrieben, der am Samstag in der Coburger Buchhandlung Riemann präsentiert wird.

Die Idee kam am Rande eines zufälligen Treffens auf dem Parkplatz eines Supermarkts: Schriftsteller Christian Seltmann machte der Klassenlehrerin den Vorschlag, mit der Abschlussklasse der Grundschule eine Geschichte zu schreiben, die digital von ihm und der Lehrerin während des Shut-Downs betreut wird. Sie könnte Schreibaufgaben geben, jedes Kind seine Ideen einbringen, er fügt sie zusammen. Kapitel für Kapitel, solange, bis daraus ein Buch entsteht. Klassenlehrerin Marlene Körner war gleich dabei, die 22 Kinder der 4c der Pestalozzi-Grundschule auch. Denn die Klassenfahrt war abgesagt, das Ende der Grundschulzeit drohte sang- und klanglos unterzugehen, weil alle Kinder zu Hause im Homeschooling saßen und die Idee überzeugte: "Etwas Gemeinsames schaffen, etwas, das verbindet, und etwas, das die Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit mitnehmen könnten, in ihren Händen, aber auch als Erinnerung und Erfahrung in ihren Köpfen und Herzen", sagt Körner.

Irgendwann schrieben einige Schüler*innen weit mehr als die gewünschten zehn Sätze, steckten die anderen an. Die Aufgaben von Seltmann und Körner konnten immer unkonkreter, freier werden, "und die Ideen der Kinder sprudelten umso mehr. Diese Ideen gaben dann nicht nur den Auftakt in das neue Kapitel, nein, sie füllten den Großteil des gesamten Kapitels. Es wurde damit zu einer Abfolge von Geschehnissen mit den Textpassagen der Kinder, teilweise wortwörtlich", erinnert sich Körner.

Zweiter Versuch

Auch beim Schlusskapitel brachten die Viertklässler*innen ihre Ideen zu Papier, argumentierten und stimmten schließlich ab. "Die Mehrheit war für ein logisches Ende und als sie es schließlich in den Händen hielten, waren die Meinungen einstimmig- und niederschmetternd: 'Nicht spannend genug!', 'Langweilig!'", erinnert sich die Klassenlehrerin. Seltmann, gerade erst vom Germanistischen Seminar der Universität Siegen mit dem Siegener Preis für Erstleseliteratur ausgezeichnet, startete einen zweiten Versuch: "Diesmal baute er die Ideen ein, die zuvor weniger Zuspruch gefunden hatten. Mit Erfolg! Die Kinder fanden es gut, viel besser als die erste Version und waren einfach nur begeistert", so Körner.

In dem Mystery-Roman "Coburg - eine Klasse - ein Geheimnis. Das unvorstellbare Abenteuer" kommt die Klasse 4c aus dem Unterricht und alle sind verschwunden, Coburg ist menschenleer. Die Schüler*innen verfügen jedoch über verblüffende Fähigkeiten und lüften mit ihrer beherzten Lehrerin in der Coburger Innenstadt ein haarsträubendes Geheimnis nach dem anderen – bis sie hinter die Lösung des Rätsels kommen.

22 Autor*innen in der Buchhandlung

Die Stadt Coburg hat die Finanzierung des Drucks übernommen, das für 7,80 Euro verkauft wird – der Erlös geht an drei lokale caritative Einrichtungen: Round Table 151, das Blaue Kreuz Coburg und die Stiftung für krebskranke Kinder Coburg. Morgen präsentieren die Viertklässler*innen das Buch von 10 bis 12 Uhr in der Buchhandlung Riemann am Coburger Markt.