Jubiläum

40 Jahre Buchhandlung Welte

3. Juli 2025
Jule Heer

40-jähriges Bestehen feiert die Buchhandlung Welte in Hechingen in diesem Jahr. Inhaberin Teresa Welte blickt auf bewegte Zeiten zurück und erzählt, wie sich das Sortiment von Atlanten bis Romantasy gewandelt hat – und warum junge Leser:innen selten nachkommen.

Teresa Welte mit Dirk Steinfort und Holger Meischner, bei einer Vorstellung ihrer Lieblingsbücher

Teresa Welte mit Dirk Steinfort und Holger Meischner, bei einer Vorstellung ihrer Lieblingsbücher

Wie fühlt es sich an, auf 40 Jahre Buchhandlung Welte zurückzublicken? "Wir haben Anfang Mai schön gefeiert", erzählt Inhaberin Teresa Welte. In den Schaufenstern der in Hechingen am Rande der Schwäbischen Alb gelegenen Buchhandlung hingen großformatige Fotos aus vier Jahrzehnten Buchhandlungsgeschichte. Im dazugehörigen Café liefen auf Bildschirmen weitere Eindrücke aus der Vergangenheit – sie ermöglichten vor allem einen Rückblick auf die zahlreichen Veranstaltungen, die in der Buchhandlung stattgefunden haben.

Gegründet wurde die Buchhandlung 1985 von Dorothea Welte, Teresa Weltes Mutter. Damals, so erzählt Teresa Welte, war der Buchhandel ein ganz anderer. "Wir hatten noch schöne, dicke Kataloge vom VLB, mit denen man gut arbeiten konnte – die Umstellung war eine riesige Veränderung." Seit rund 25 Jahren ist die Buchhandlung in den heutigen Räumen am Marktplatz 4 untergebracht. In der Anfangszeit war das zentralste Regal, auf das man beim Eintreten frontal zuläuft, dem Thema Reisen gewidmet – mit Atlanten, Straßen- und Wanderkarten und vielem mehr. "Heute ist davon nur noch ein kümmerlicher Rest in einem kleinen Regalfach übrig", erzählt Welte.

Hier gibt es gute Lesekreise: Gruppen, die zum Beispiel Thomas Mann und andere Literaturnobelpreisträger lesen.

Teresa Welte

Viele junge Einwohner:innen ergreifen die Flucht

Meterweise Wörterbücher, Duden, Lernhilfen – früher ein vertrauter Anblick. "Das hat sehr schön ausgesehen, aber heute ist das nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll." Den größten Raum nehmen nun ein: Belletristik, Sachbuch, die SPIEGEL-Bestseller. Dazu regionale Themen rund um Hechingen, die Burg Hohenzollern – und Nonbooks. Auch Romantasy stellt einen Teil des Sortiments dar: "Die muss man zeigen", meint Welte.

Der Wandel macht sich auch bei der Kundschaft bemerkbar. "Viele unserer langjährigen Leser:innen sind inzwischen verstorben", sagt Teresa Welte offen. In einer ländlichen Region wie Hechingen sei das spürbar. Früher sei es oft so gewesen, dass Kinder mit ihren Eltern in die Buchhandlung kamen, später als Erwachsene zurückkehrten – und schließlich mit ihren eigenen Kindern. "Dieser natürliche Kreislauf ist heute weitgehend abgebrochen."

Obwohl es im Ort alle Schulformen gebe, "ergreifen viele junge Leute nach dem Schlussabschluss die Flucht", so Weltes Beobachtung. Für die Kinder gelte inzwischen außerdem: "Die Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer, die Konzentration auf Vorgelesenes fällt schwer, abgelenkt sind Kinder dafür leicht." Und dennoch: Es gibt sie, die Leser:innen – und sie lesen anspruchsvoll. "Hier gibt es gute Lesekreise: Gruppen, die zum Beispiel Thomas Mann und andere Literaturnobelpreisträger lesen."

Café und Lesungen

Ein wichtiger Meilenstein für die Buchhandlung war im Jahr 2013 die Eröffnung des "Café Blixen". Buchhandlung und Cafébetrieb ergänzen sich seither auf stimmige Weise – ein Ort, an dem man verweilt, ins Gespräch kommt und Lesungen gemütlicher werden.

Auch regionale Autor:innen sind regelmäßig zu Gast – darunter Claudia Buckenmaier, Gerhard Schick oder Alexander Pick. Und sogar als literarischer Ort ist die Buchhandlung verewigt: Im Krimi "Stumm vor Angst" von Ingrid Zellmer trinkt der Kommissar seinen Kaffee im "Café Blixen".

Schon zur Zeit der Gründung in der Synagogenstraße verstand sich die Buchhandlung nicht nur als Einzelhandelsgeschäft, sondern auch als kultureller Treffpunkt. Lesungen mit bekannten Autor:innen, Kooperationen mit dem Theater Lindenhof und Veranstaltungen mit prominenten Gästen wie den Fernsehköch:innen Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer prägten das Profil des Hauses.

"Auf jeden Fall"

Eine feste Konstante in der Buchhandlung: Weltes Mitarbeiterin Karin Heer, die seit 1991 Teil des Teams ist. Sie prägt das Haus nicht nur durch ihre langjährige Erfahrung, sondern auch durch ihr Engagement in der Leseförderung. Jahr für Jahr organisiert sie die Beteiligung am "Welttag des Buches" – Schulklassen aus Hechingen, Rangendingen und Jungingen besuchen dann die Buchhandlung und kommen mit Jugendliteratur in Kontakt. "Ich mache das wirklich gerne", erzählt Heer der Südwest Presse. "Ich glaube nämlich gar nicht, dass die Kinder nicht mehr lesen wollen. Man muss es ihnen halt schmackhaft machen."

Langfristige Pläne für die Zukunft der Buchhandlung macht Teresa Welte aktuell keine. "Veranstaltungen plane ich meistens spontan – wenn eine Neuerscheinung kommt, bei der ich denke: Das passt hierher." So wie die Romanbiografie über Tania Blixen, nach der das Café der Buchhandlung benannt ist. Die Autorin Maren Gottschalk kam mit "Jenseits der Ngong Berge" zur Lesung, weil es inhaltlich stimmte. "Wenn es thematisch reinpasst, dann plane ich eine solche Veranstaltung."

Wie aber sieht sie dem nächsten Jahrzehnt entgegen? Ganz ohne Zweifel: "Auf jeden Fall", sagt sie gegenüber der Südwest Presse, werde auch ein 50. Jubiläum gefeiert.