Webshops

Amazon nichts schenken

9. Oktober 2020
von Michael Roesler-Graichen

Website und Webshop sind für Buchhandlungen überlebenswichtig:
Das hat der Corona-Lockdown deutlich gezeigt. Was muss ein guter Onlineauftritt leisten können? Antworten von Patrick Hünemohr, CEO der Greven Medien Gruppe. 

Während des Corona-Lockdowns hat vor allem der unabhängige Buchhandel mehr online verkauft. Wie wichtig ist eine eigene Website?
Corona hat bestätigt, dass jede dritte Suchanfrage über Google lokal ist. Menschen, die an einen Standort gebunden sind, suchen Informationen zu Händlern vor Ort, mit denen sie ins Geschäft kommen wollen. Es gibt eine hohe lokale Verbundenheit zwischen Kunden und Händlern – aber zugleich die Gefahr einer »Abrisskante«. Lokale Buchhandlungen sind im Netz oft nicht zu finden, oder es stehen nicht genügend Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung. Während des Lockdowns haben die meisten Kunden telefonisch bestellt und dann ihr Buch abgeholt. Die Buchhandlungen, die gut im Netz sichtbar und über ihre Website erreichbar waren, konnten die Verluste aus dem Ladenverkauf zum Teil überkompensieren.

Auf welchem Serviceniveau bewegt sich der unabhängige Buchhandel mit seinen Websites und Onlineshops?
Ich habe gerade 15 inhabergeführte Buchhandlungen in Köln auf ihre Netztauglichkeit geprüft, mit nicht immer schmeichelhaftem Ergebnis: 
60 Prozent der gecheckten Buchhandlungen haben falsche Kommunikationsdaten im Netz, zum Beispiel eine falsche Rufnummer. 20 Prozent sind gar nicht im Internet zu finden. Das bedeutet, dass die Minimalanforderungen für die Suchmaschine – die Öffnungszeiten des Ladens, eine Beschreibung des Angebots – nicht erfüllt sind. Man muss aber wissen: Auch bei lokalen Anfragen beginnt die Suche im Google-Eingabefeld. Da ist noch viel ungenutztes Potenzial.

Was sind die Minimalanforderungen für eine Buchhandlungswebsite?
Zunächst einmal spielt es keine Rolle, ob die Buchhandlung über einen Shop verfügt oder nicht.
Punkt 1: Es müssen konsistente Daten existieren, damit die Buchhandlung überhaupt von der Suchmaschine gefunden wird. Die Daten der Website, zum Beispiel die Öffnungszeiten, müssen aktuell sein.
Punkt 2: Die Website sollte mobil optimiert sein. Als Smartphone-Nutzer auf dem heimischen Sofa ist man sonst gehandicapt.
Punkt 3: Es muss eine gut erkennbare Kontaktaufnahmemöglichkeit mit Bestellfunktion geben. Der Kunde muss seinen Wunsch äußern können und die Bestätigung zurückerhalten, wann er sein Buch abholen kann oder geliefert bekommt.
Punkt 4: Wenn Buchhandlungen einen Webshop betreiben, dann muss es Ziel der Website sein, Interaktion mit dem Kunden herzustellen. Nur dann, wenn die Klickstrecke auf der Seite die Antworten gibt, die der Kunde haben will, landet der entscheidende Klick nicht bei Amazon oder anderen Portalen.
Ich frage mich manchmal, weshalb Buchhändler, die doch privat selbst im Netz einkaufen, ihr Konsumentenverhalten so von ihrer Branche entkoppeln.

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