Heidelberger Bücher-Truhe schließt

"Eine Buchhandlung ist wie ein Freund – man muss ihn besuchen"

22. Dezember 2025
Jule Heer

Die Heidelberger Bücher-Truhe, erstes modernes Antiquariat der Stadt, schließt nach fast 40 Jahren endgültig ihre Türen. Inhaber Heiko Weisner-Stippich nennt strukturelle Probleme, Corona-Nachwirkungen und eine sinkende Nachfrage als Gründe für das Aus.

Bücher-Truhe Heidelberg

Bücher-Truhe Heidelberg

Die Bücher-Truhe Heidelberg, das erste moderne Antiquariat der Stadt, wird im Januar endgültig schließen. Nach fast 40 Jahren im Familienbesitz zieht Inhaber Heiko Weisner-Stippich einen Schlussstrich: "Es gibt zu viele Läden, um alle zu retten", sagt er, und verweist auf die strukturellen Probleme, die besonders inhabergeführte Buchhandlungen seit der Pandemie spüren.

Die Bücher-Truhe wurde 1984 im Stadtteil Neuenheim von seinem Stiefvater Michael Stippich gegründet. Nach dem Tod des Gründers 2015 übernahm Weisner-Stippich das Geschäft, nachdem zuvor seine Schwiegermutter kurzzeitig die Leitung übernommen hatte. "Ich habe den Laden 2016 vollständig übernommen, nachdem ich ihn schon seit 2012 unterstützt habe", erinnert sich der Inhaber.

Nachwirkungen von Corona und Rückgang der Nachfrage

Der Umzug der Buchhandlung in die Nadlerstraße 3 im vergangenen Jahr, zuvor Brückenstraße, habe nicht die erhoffte Wende gebracht. "Die Miete hier ist nur ein Drittel von dem, was ich früher gezahlt habe, dafür ist der Standort mehr abseits. Da geht die Stammkundschaft nicht regelmäßig vorbei." Hinzu kämen Nachwirkungen der Corona-Pandemie und ein allgemeiner Rückgang der Nachfrage, der gerade kleine, inhabergeführte Läden stark belaste. "Kurz nach Corona hatte ich das Gefühl, dass die Sehnsucht nach solchen Geschäften zwar gestiegen ist, aber das hat leider nicht angehalten", so Weisner-Stippich.

Die Kund:innen zeigen sich sehr traurig über die Nachricht. "Ich muss eher sie trösten, als dass ich selbst getröstet werde. Alle sind unglücklich, wenn ein inhabergeführter Laden schließt." Doch ohne den entsprechenden Umsatz sei es schlichtweg nicht möglich, den Laden weiterzuführen. "Eine Buchhandlung ist wie ein guter Freund: Den muss man ab und zu besuchen, dann ist er auch für einen da", meint der Inhaber. Ein paar treue Kund:innen gebe es jedoch, die jede Woche vorbeischauten – aber leider nicht genug.

"Es menschelt sehr"

Die Bücher-Truhe führte neben einem Sortiment an Büchern und Geschenkartikeln auch eine Auswahl an Kunst- und Grußkarten. Als modernes Antiquariat bot das Geschäft ausschließlich aktuelle Neuware zu besonders günstigen Preisen – meist Remittenden, Restauflagen oder Bücher, deren Preisbindung aufgehoben wurde.

Trotz der Schließung blickt Weisner-Stippich auf die Jahre in der Branche mit großer Dankbarkeit zurück. Woran er sich besonders gern erinnert? "Eigentlich an das Alltägliche, an die lustigen Anekdoten, die lustigen Menschen." Die Branche sei insgesamt voller lieber Menschen: "Es menschelt sehr in unserem Geschäft, und das ist vielleicht das, was mir am meisten gefällt."