Umfrage im Buchhandel

Eingeschweißt oder nicht?

9. August 2023
von Börsenblatt

Was hat sich in jüngster Zeit in Sachen Folie getan - akzeptieren die Kund:innen die nicht eingeschweißten Titel? Und liefern Verlage inzwischen mehrheitlich unfoliert?

Kunden wollen keine Folie

Sonja Lehmann

Sonja Lehmann, Bücherwurm, Borken: "Die Zahl der Bücher, die uns eingeschweißt geliefert werden, ist deutlich rückläufig. Aktuell kommen noch etwa 20 Prozent der Bücher in Folie zu uns. In den 90er Jahren betrug der Anteil noch mehr als 80 Prozent. Da gab es einen klaren Wandel. Heute wollen die Kunden das auch nicht mehr, da das Bewusstsein für die Umwelt und für nachhaltiges Leben stetig gewachsen ist. Und die Gefahr, dass mehr Bücher beim Transport beschädigt werden, erkenne ich nicht."

Beschädigte Bücher sind Einzelfälle

Melena Renner, Buchhandlung am Färberturm, Gunzenhausen: "Ich habe das Thema sehr intensiv beobachtet und bin erfreut, dass die Zahl der eingeschweißten Bücher weiter abnimmt. Dabei steigt bei uns die Zahl beschädigter Bücher auch nicht an, das sind eher Einzelfälle. Bei den Kunden hat es sich herumgesprochen, dass nicht eingeschweißte Bücher inzwischen zur Normalität geworden sind. Da gibt es keine großen Diskussionen mehr. Wir sind als Buchhandlung auch für unser Umweltbewusstsein bekannt und haben bei den Kunden auch die entsprechende Klientel."

Melena Renner

Papiertüten nehmen zu

Porträt Beate Sturmeit

Beate Sturmeit

Beate Sturmeit, Buchhandlung Janssen, Bochum: "Die Zahl der eingeschweißten Bücher, die uns von den Verlagen oder vom Großhandel geliefert werden, hat deutlich abgenommen. Leider vertragen gerade helle Schutzumschläge das überhaupt nicht gut. Da hilft es, wenn Verlag auf Schutzumschläge verzichten und das Cover direkt aufs Buch drucken wie DuMont. Dazu kommt, dass Bücher in der Verlagsauslieferung auch nicht immer ordentlich gepackt werden. Wir hatten Lieferungen, bei denen wir ein Drittel der Bücher wegen Beschädigungen nicht verkaufen konnten. Die Kunden wollen ein Buch einfach neu und unbeschädigt. Daher sind Papiertüten als zusätzlicher Schutz auch mehr gefragt. Insgesamt gesehen, zeigen die meisten Kunden aber Verständnis, dass Bücher heute in der Regel nicht mehr eingeschweißt werden."

Vier Fünftel ohne Folie

Klaus Kowalke, Buchhandlung Lessing und Kompagnie, Chemnitz: "Bei uns kommen etwa vier Fünftel der Bücher ohne Folie, was wir sehr gut finden. Es gibt nur noch wenige Verlage, die komplett alles einschweißen. Beschädigungen bei Schutzumschlägen sind bei uns sehr selten. Und Stoßecken vom Transport betreffen Bücher, egal ob sie eingeschweißt sind oder nicht. Da hat sich nichts verändert. Die Kunden reagieren sehr positiv, bei uns gibt es im gesamten Laden auch kein einziges eingeschweißtes Buch mehr. Wenn die Bücher noch so geliefert werden, packen wir sie vor dem Verkauf immer aus. Das hat auch eine Signalwirkung nach außen. Folie ist etwas, das man einfach nicht braucht. Selbst wenn wir Bücher remittieren müssen, sind Beschädigungen in der Regel kein Problem.”

Klaus Kowalke

Mühsam von Hand auspacken

Uwe Dörner

Uwe Dörner, Buchhandlung Dörner, Wiesloch/Walldorf: "Die Tendenz bei den eingeschweißten Bücher ist rückläufig, aber es sind immer noch zu viele in Folie verpackt. Die Kunden haben Verständnis für diese Entwicklung, haben aber auch die Erwartung, dass ein Buch in Ordnung sein muss. Sonst kaufen sie es nicht. Die Umstellung ist hier noch ein langer Prozess. Gerade bei den Schulbüchern wird noch viel eingeschweißt, wohl auch um sie besser lagern zu können. Das gefällt den Schulen gar nicht und wir müssen dann in der Buchhandlung alle Exemplare mühsam von Hand auspacken. Schäden an nicht eingeschweißten Büchern gibt es immer wieder, vor allem bei den Paketdiensten sowie bei Einzelsendungen oder kleineren Einheiten. Bei manchen Beschädigungen hilft aber auch die Folie nichts."