Neue Bibel-Ausgaben

Geht doch!

8. April 2021
von Stefan Hauck

Bibel-Lektüre muss nicht mühsam sein: Drei Beispiele aus der Frühjahrsproduktion, bei denen Verlage Leser*innen auf die Sprünge helfen und Hemmschwellen beim Lesen senken.

Kein Satz hat mehr als 16 Wörter

In mehr als 100 000 Stunden haben mehr als 40 Wissenschaftler*innen die 31 170 Verse der Bibel neu übersetzt, bearbeitet und an 34 461 Stellen zusätzliche Erklärungen eingefügt: Die neue »BasisBibel« ist ein Opus magnum. 2003 wurde die Arbeit daran begonnen, jetzt ist das Werk nach 17 Jahren vollendet. »Anfang des Jahrtausends gab es konkrete Anfragen nach einer neuen Bibelübersetzung, da gerade Konfirmanden und ›Erstleser‹ der Bibel die vorliegenden Übersetzungen als schwer verständlich empfanden«, erläutert Folkert Roggenkamp, Verlagsleiter der Deutschen Bibelgesellschaft, die Beweggründe für die Neuübersetzung, deren Übersetzer*innen unmittelbar vom Grundtext (Hebräisch, Aramäisch, Griechisch) ausgingen.
Das Ziel war damit vorgegeben: bessere Lesbarkeit, mehr Verständlichkeit  und dennoch größtmögliche Nähe zu den Urtexten: »Kein Satz soll mehr als 16 Wörter beinhalten, Schachtelsätze sind möglichst zu vermeiden.« Spielt die Einfache Sprache als Vorbild eine Rolle? »Nein«, so Roggenkamp, »die ›BasisBibel‹ verwendet weder geschlechtergerechte noch Einfache Sprache.« Stattdessen unterstützt die Typografie das Leseverständnis: In der 3 000 Seiten umfassenden »Komfortablen Ausgabe« ist der Text großzügig nach Sinn­abschnitten gesetzt, was das Leseverständnis ungemein erleichtert: Eine Sinneinheit entspricht einer Zeile. Folglich ist die »Komfortable Ausgabe« mit 3 000 Seiten auch ein Drittel umfangreicher als die im fortlaufenden Fließtext gesetzte »Kompakte Ausgabe«. Mit rundum gefärbtem Schnitt, ausführlichem Karten­material und weiteren Extras ist sie auch fast doppelt so teuer: 49 Euro in der Subskription bis 30. April, danach 59 Euro.
Und welche Ausgabe verkauft sich besser? Schwer zu sagen. Vier Wochen nach Verkaufsstart waren alle Ausgaben restlos vergriffen, nun sind sie wieder lieferbar. »Wir haben ein extrem positives Feedback aus allen Altersstufen und Lese­milieus erhalten«, freut sich Roggenkamp. Dazu hat auch der ZDF-Fernsehgottesdienst am 7. Februar beigetragen, in dem die neue Übersetzung vorgestellt wurde. Danach standen die Telefone in der Deutschen Bibelgesellschaft nicht mehr still. »Eine neue Bibelübersetzung ist ein Langzeitprojekt«, sagt Roggenkamp, »da rechnet man eher in Jahrzehnten als in Jahren. Aber möglicherweise setzt sich die ›BasisBibel‹ in Kirchen und Gemeinden schneller durch, als wir es erwartet hatten. Die Zeichen dafür stehen gut.«

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