Daniel Hagemann macht Mut

KulturPass? Bitte noch mitmachen!

12. September 2023
von Börsenblatt

Buchhändler Daniel Hagemann freut sich über die 18-Jährigen, die der KulturPass zum ersten Mal in seine Läden schickt – und findet auch die technische Abwicklung gar nicht so kompliziert.

Daniel Hagemann

Nach französischem und italienischem Vorbild gibt es in Deutschland seit Mitte Juni mit dem KulturPass für die 18-Jährigen 200 Euro geschenkt. Das Geschenk der Bundesregierung ist für »Kultur« gedacht, also auch für Bücher. Mirakl und SAP haben sich zusammengeschlossen, um eine Online-Plattform zu schaffen, auf der junge Menschen per Handy ihre Bestellungen platzieren können. Wer immer in Deutschland Kulturanbieter ist (eben auch Buchhandlungen), konnte sich ab Mitte Mai dort registrieren und auf Bestellungen hoffen.

Hübsch langsam

Den von vielen befürchteten Ansturm ab dem 15. Juni hat es bei uns nicht gegeben. Wir hätten ihn auch gar nicht bewältigen können, denn Ferienbeginn und Schulbuchgeschäft binden ja schon einen Menge Kapazitäten genau in dieser Zeit des Jahres. Ich für meinen Teil bin ganz froh, dass nicht alle auf einmal kamen. Es ging hübsch langsam, zum Angewöhnen sozusagen, und jetzt trudelt immer mal wieder eine Bestellung ein. Nicht dramatisch viel, aber auch nicht nichts.

Ich hatte das Glück, dass mein Warenwirtschaftsanbieter 4bit schnell eine Lösung für KulturPass-Bestellungen parat hatte. Andere Anbieter haben nachgezogen. Praktisch jedenfalls, sich nicht bei Mirakl einloggen zu müssen, um Bestellungen zu bearbeiten; geht alles per elektronischem Abruf und QR-Code-Scan. Aber auch ohne mein WWS wären wir zurechtgekommen, da hatte ich mir schon Lösungen überlegt. 

Ja, es sieht auf den ersten Blick kompliziert aus, ist es aber nicht. Mirakl ist eben eine Multichannel-Plattform, die allen Anbietern wie Theatern, Konzertveranstaltern und Kinos gerecht werden muss, und eben nicht nur dem Buchhandel. Und wie glücklich können wir uns schätzen, dass es das VLB gibt, die Buchpreisbindung und die Kataloge der Barsortimente, die auch fremdsprachige Titel einbinden. Im Übrigen gibt es mittlerweile, wenn man mal doch nicht weiterweiß, genug Kolleg:innen, die gern mit Rat und Tat unterstützen. 

Den KulturPass nutzen in meinem Einzugsgebiet fast ausschließlich junge Menschen, die vorher nicht unsere Kund:innen waren. Eine bessere Möglichkeit, diese Gruppe zu erreichen, ist mir in vielen Jahren im Buchhandel noch nicht eingefallen. Doch wie so oft im Buchhandel denken nun alle, sie müssten das Rad neu erfinden. Warum kann man dieses Geschenk nicht einfach annehmen? Ich mache mir jeden Tag klar, dass ich keinen Anspruch auf diese 200 Euro habe, darauf, dass die jungen Menschen dieses Geld bei mir ausgeben. Sie könnten es an vielen Orten und für viele andere Dinge. Aber sie kommen doch – zumindest teilweise – zu mir. Und ich bin froh und dankbar über dieses Geschenk, denn es ist eines, nicht nur für die 18-Jährigen. Daher hoffe ich sehr, dass es mit dem KulturPass weitergeht. Damit das klappt, hoffe ich ebenso, dass viele Anbieter inklusive Buchhandlungen sich beteiligen. In diesem Sinne: Auf geht’s.

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