Wenn Regine Kiepert in ihrer feuerroten Ape durch Berlin düst, zieht sie jede Menge Blicke auf sich. »Wir haben erst in der Pandemie festgestellt, welch wirkungsvolles Werbemittel das ist«, sagt die Inhaberin der Buchhandlung Schropp Land & Karte in Berlin. Denn so richtig zum Einsatz kommt der dreirädrige Kleintransporter hier erst, seit eine Vielzahl von Bestellungen zu den Kunden nach Hause geliefert wird. Inzwischen ist das Schropp-Mobil, das von einem leuchtenden Globus gekrönt wird, bis ins Einkaufsquartier rund um den Kurfürstendamm zum Hingucker avanciert.
»Ich fahre abends extra an belebte Orte und rolle etwa vor dem KaDeWe auf und ab. So haben schon Neukunden zu uns gefunden«, berichtet die Buchhändlerin und Geografin, die das 1742 als Landkartenhandel gegründete Unternehmen vor über 40 Jahren übernommen und seither viele Veränderungen in der Sparte erfolgreich gemeistert hat. Umso mehr schmerzen die »extremen Umsatzeinbußen« von etwa 40 Prozent samt verkürzten Öffnungszeiten und kleinerer Besetzung aufgrund von Kurzarbeit, die der Einbruch der Reisebranche 2020 mit sich brachte. Diese Entwicklung hat sich in der Spezialbuchhandlung im neuen Jahr fortgesetzt, auch wenn die Buchhandlungen in Berlin anders als in den meisten anderen Bundesländern durchgehend geöffnet bleiben durften.
Zwar ist die Nachfrage nach Wander- und Radreiseführern für Deutschland bekanntermaßen gestiegen. »Regionen wie zum Beispiel das Vogtland, das Erzgebirge und Franken wurden wiederentdeckt. Und auf das große Wachstum im Segment ›Caravaning / Wohnmobil‹ haben die Verlage sofort reagiert und es breit angelegt«, erläutert die Buchhändlerin. Auch Globen, Wandkarten, Kochbücher und Reiseerzählungen zum Fortträumen seien nach wie vor gefragt. Doch das alles kann nicht den Ausgleich dafür schaffen, dass Ziele außerhalb Deutschlands so sehr in die Ferne gerückt sind wie schon lange nicht mehr – und damit ein großer Teil der 200 Quadratmeter Ladenfläche in den Dornröschenschlaf fiel.