Gustav Soucek (HVB) über den Lockdown in Österreich

"Uns fehlen wertvolle Wochen - und das dritte G"

22. November 2021
von Sabine Cronau

Gustav Soucek, Geschäftsführer beim Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, über ein Weihnachtsgeschäft, das dem Sortiment auch in diesem Jahr sehr viel abverlangen wird.

Wieder ein Lockdown: Was bedeutet das für die Buchhandlungen in Österreich, die ja gerade ins Weihnachtsgeschäft starten?

Das haben wir heute in einer gemeinsamen Erklärung mit der IG Autorinnen Autoren bereits zusammengefasst: 36 Prozent der jährlich verkauften Bücher werden im Weihnachtsgeschäft abgesetzt! Diese Zahl spricht für sich und macht die Gefahren des Lockdowns für die österreichischen Autor*innen, Verlage und den Buchhandel dramatisch sichtbar. (mehr dazu hier)

Bei der Mehrwertsteuersenkung setzen wir uns für eine eigene Übergangslösung - explizit für den Buchhandel - ein, die über den 31. Dezember 2021 hinaus reichen soll.

Gustav Soucek

In Deutschland zählte der Buchhandel im Frühjahr zur Grundversorgung. Hat der Buchhandel in Österreich Chancen auf eine Ausnahmeregelung?

Leider zählt in Österreich der Kauf von Büchern nicht zu den notwendigen Grundbedürfnissen des täglichen Lebens. Es gab eine andere Ausnahmeregelung, das war die Mehrwertsteuer-Reduktion auf 5 Prozent. Wir setzen uns hier sehr stark für eine eigene Übergangslösung - explizit für den Buchhandel - ein, die über den 31. Dezember 2021 hinaus reichen soll.

Der Lockdown soll für Geimpfte und Genesene spätestens am 13. Dezember enden. Noch rechtzeitig für einen starken Endspurt im Weihnachtsgeschäft?

Wenn der Handel dann mit 2G Regelung öffnen darf, fehlen dennoch wertvolle Wochen. Darüber hinaus fehlt zusätzlich das dritte G, die Getesteten, die in Österreich aktuell noch ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Es ist also wenig Zeit und weniger Kaufkraft im Markt. Ein dann doch noch passables Weihnachtsgeschäft hängt einmal mehr von den eigenen und an die Grenzen gehenden Anstrengungen des Buchhändlers/der Buchhändlerin ab.

Online-Shop, Abholung, Lieferservice: Kann der Buchhandel nahtlos an die Erfahrungen der letzten Lockdownphasen anknüpfen?

Im letzten Jahr haben die österreichischen Buchhändler*innen digital sehr stark aufgerüstet und verfügen über wettbewerbsfähige Online-Shops und individuelle Lieferservices. Es ist, so wie wir es verstehen, auch jetzt weiterhin Click & Collect im Handel und somit auch im Buchhandel erlaubt. Hoffentlich können alle ihre Erfahrungen und das Vertrauen ihrer Kund*innen aus den letzten Lockdowns in diese Phase jetzt mitnehmen.

Ihre Prognose fürs Weihnachtsgeschäft 2021?

Die Fallzahlen, die Entscheidungen der Regierung und die Stimmungslage in der Bevölkerung sind maßgeblich für den Geschäftsverlauf. Eine Verlustbegrenzung ist, wenn überhaupt, nur durch noch mehr Leistung des einzelnen Buchhändlers, der einzelnen Buchhändlerin möglich.