Gespräch zur Zukunft der Leipziger Buchmesse

Claudia Roth: „Ich lasse mir diese Buchmesse nicht wegnehmen!“

31. März 2022
von Nils Kahlefendt

In einem hochrangig besetzten Zukunftsgespräch haken sich Bund, Land und Kommune mit der Branche unter und zeigen für die Leipziger Buchmesse Flagge.   

Nach dem rund anderthalbstündigen „Zukunftsgespräch“ zur Leipziger Buchmesse, zu dem Claudia Roth und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer Vertreter aus Branche und Politik eingeladen hatten, trat die Kulturstaatsministerin gewohnt energisch vor die Presse – nicht nur als hochrangige Vertreterin des Bundes, sondern als leidenschaftlicher Buchmesse-Fan: „Ich lasse mir diese Buchmesse nicht wegnehmen – um alles in der Welt nicht!“ Roth markierte die große Bedeutung des Leipziger Frühjahrs-Branchentreffen auf mehreren Feldern: Sie sei gerade in diesen Zeiten wichtig, da sie „in Richtung Mittel- und Südosteuropa Türen öffnen und Brücken bauen“ könne; Leipzig sei aber auch traditionell „die Buchmesse der Leserinnen und Leser“ und habe enorme Signalwirkung für die „Verlagsvielfalt und Diversität“. Roth versprach „alles zu tun, was in meiner Macht steht, damit es nächstes Jahr in Leipzig wieder eine tolle Buchmesse gibt“.

Burkhard Jung: "Wir wollen diese Messe

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sah schon in der prominenten Beteiligung am Zukunftsgespräch einen Ausweis für die Relevanz und Wichtigkeit der Leipziger Buchmesse. „Leipzig ist ein Forum der Demokratie, ein Ort der Selbstvergewisserung und der produktiven Verunsicherung.“ Hier sei es möglich, „mit den Augen der anderen auf die Probleme der Welt zu schauen“. Ausdrücklich bedankte sich Kretschmer für die „klare Ansage“ der erst kurz im Amt befindlichen Kulturstaatsministerin und das „gemeinsame Unterhaken“ von Politik und Kulturwirtschaft.

„Wir wollen diese Messe“, betonte auch Burkhard Jung. Die enge Verbindung der Kommune, die gleichzeitig Gesellschafterin der Messe ist, illustrierte der OBM mit einem Bonmot: „Die Leipziger Messe als Mutter aller Messen“ sei die einzige Messe der Welt, die sich „eine eigene Stadt“ halte.

Für Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe GmbH, hat die Vorbereitung auf die Leipziger Buchmesse 2023 bereits heute begonnen: „Sie ist auf den Schienen.“ Zwei Aufgaben nimmt der Messe-Manager aus der heutigen Runde mit: „Wir werden Formate in einem Stufenmodell entwickeln – gemeinsam mit Ausstellern, Autoren, Verlagen und Medienhäusern. Und wir werden vieles bringen, was wir nach den erfolgreichen Jahren bis 2019 in den Schubladen lassen mussten.“

Martin Dulig: Die Buchmesse 2023 wird nicht einfach die Fortsetzung von 2019 sein!

Auf „unterschiedliche Szenarien“ vorbereitet zu sein, ist auch für Alexander Lorbeer, den CEO der Holtzbrinck Buchverlage, essentiell. Leipzig sei für sein Haus auch deshalb wichtig, weil die Buchmesse „sehr stark an den Bedürfnissen der Leserinnen und Leser“ ausgerichtet sei – „ein sehr, sehr hohes Gut“.

Für den sächsischen Wirtschaftsminister und Aufsichtsratsvorsitzenden der Leipziger Messe GmbH Martin Dulig geht es nicht nur ums schiere „Stattfinden“ der Veranstaltung im kommenden Jahr. Die Verabredung sei, auch im Vorfeld weiter im Gespräch zu bleiben: „Die Buchmesse 2023 wird nicht einfach die Fortsetzung von 2019 sein! In den Jahren, wo Leipzig nicht stattfinden konnte, hat es mit Pandemie und geändertem Freizeitverhalten, inzwischen einem heißen Krieg in Europa dramatische Veränderungen gegeben. Deshalb muss sich auch diese Messe verändern.“

Vor Ort nahmen am Leipziger Zukunftsgespräch unter anderem auch der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, die VS-Vorsitzende Lena Falkenhagen und die Merlin-Verlegerin Katharina Eleonore Meyer, Vorstand der Kurt Wolff Stiftung, teil. Zugeschaltet waren auch Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Thomas Rathnow, CEO Penguin Random House, Christian Schumacher-Gebler, CEO Bonnier Media Deutschland, und – coronabedingt – Oliver Zille, der Direktor der Leipziger Buchmesse.