In diesem Jahr fördert die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) 85 Projekte zur Bewahrung historischer Originaldokumente. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder stellen dafür Gelder bereit.
Schleichender Zerfall und Katastrophenereignisse können Handschriften, Urkunden und Akten unwiederbringlich zerstören: "Gerade in Zeiten multipler Krisen gilt es, Einrichtungen beim Kulturguterhalt zu unterstützen. Bund und Länder setzen mit der Förderung ein wichtiges Zeichen für die Bewahrung unseres kulturellen Gedächtnisses", sagt Ursula Hartwieg, Leiterin der KEK. Mit rund 1,8 Millionen Euro fördert der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) 51 Vorhaben im BKM-Sonderprogramm. Gemeinsam mit der Ländergemeinschaft über die Kulturstiftung der Länder werden zudem 34 KEK-Modellprojekte mit rund 292.000 Euro unterstützt.
Während das BKM-Sonderprogramm Mengenverfahren wie Reinigung, Entsäuerung und Verpackung in den Blick nimmt, investiert die KEK-Modellprojektförderung in exemplarische Verfahren. Zwei Beispiele aus der Förderung unterstreichen die zentrale Bedeutung schriftlichen Kulturguts für das Verständnis von Geschichte und Kultur: Der Nachlass der Juristin Elisabeth Selbert (1896– 1986) im "AddF - Archiv der deutschen Frauenbewegung" wird im BKM-Sonderprogramm für Forschung und Nachwelt gesichert. Als politisch Unbelastete war Selbert maßgeblich am politischen und juristischen Aufbau des neu geschaffenen Bundeslandes Hessen beteiligt. Sie wirkte auch an der Formulierung des Grundgesetzes der Bundesrepublik mit – die Aufnahme des Gleichberechtigungsparagrafen ist maßgeblich ihr zu verdanken. Im Projekt wird der Nachlass im Verfahren der Massenentsäuerung gesichert.
Ein KEK-Modellprojekt der Reiss-Engelhorn-Museen widmet sich dem Nachlass des kolonialzeitlichen Tierhändlers Josef Menges (1850-1910), der sich auch als sogenannter "Afrikaforscher" betätigte. Der Bestand liefert Informationen zur Tiergeografie, Wirtschaft und Kolonialgeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Im Projekt werden alterungs- und gebrauchsbedingte Schäden restauratorisch behandelt. Mit dem Originalerhalt wird zudem eine Digitalisierung des Materials vorbereitet, wodurch eine KI-basierte Analyse des Nachlasses ermöglicht werden soll.
