Neugründung in Leipzig

"Der Bedarf an Austausch und Vernetzung ist riesig"

2. Mai 2025
Nils Kahlefendt

In Leipzig wurde ein Junges Literaturbüro gegründet – mit dem 1. Leipziger Kinderbuchfestival Festlesen! macht es Mitte Mai den ersten großen Aufschlag. Ein Interview mit der Vereinsvorsitzenden Franziska Hauffe. 

Franziska Hauffe

Franziska Hauffe

Warum haben Sie in Leipzig ein Junges Literaturbüro gegründet?

Ich sollte vorausschicken, dass das Gründungsteam aus vier Frauen besteht: Der Illustratorin und Autorin Gerda Raidt, der Autorin Katharina Bendixen, der Literaturpädagogin Kristina Hagen (LeseLust Leipzig e. V.) und mir. Wir haben festgestellt, dass Leipzig zwar gern als "Buchstadt" gelabelt wird, es hier aber trotzdem viele Leute gibt, die auf dem Feld der Literatur für Kinder und Jugendliche illustrieren, schreiben, übersetzen, verlegen oder ehrenamtlich vermitteln – und die kaum in der Stadt sichtbar sind. Das Kulturamt kennt viele von ihnen nicht. Das haben wir in anderen Städten auch anders erlebt und wollen wir ändern. 

 

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land…

Der Zustand hat uns jedenfalls nicht zufrieden gestellt. Bereits auf einem "Fachtag Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche", der im April 2023 auf Initiative des Sächsischen Literaturrats im Leipziger Haus des Buches stattfand, wurde klar, wie groß der Bedarf an Austausch und Vernetzung ist – und dass es in der Stadt ein ungeheuer großes Potenzial gibt, das nur gehoben werden müsste. 

Damals war ja auch schon, quasi von unten, ein Netzwerk von Autorinnen und Autoren entstanden…

Stimmt. Das Netzwerk Kinder- und Jugendliteratur Leipzig ist eine tolle Initiative, die auf das vom Deutschen Literaturfonds aufgelegte Programm "Tausende literarische (Wieder-) Begegnungen" zurückzuführen ist. Wir kooperieren eng mit den dort vernetzten Urhebern, Gerda Raidt und Katharina Bendixen waren auch dort an der Gründung beteiligt.

Das Junge Literaturbüro war zunächst eine Initiative…

…weil wir uns über die anzustrebende Rechtsform noch nicht im Klaren waren. Letztlich ist es dann ein Verein geworden, nicht zuletzt wegen des erleichterten Einwerbens von Fördermitteln. Seit Anfang 2025 sind wir ein eingetragener Verein – und immer noch auf der Suche nach aktiven Mitstreitern. Wir wollen keine elitäre Runde sein! Je mehr Leute sich einbringen, desto schlagkräftiger können wir am Ende sein.

 

Wie ist Ihre Fördersituation?

Aktuell erhalten wir Fördermittel von der Stadt Leipzig, aber auch vereinzelt von der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. Langfristig erhoffen wir uns, wie viele, eine institutionelle Förderung, um nicht bei jedem einzelnen Projekt von vorn anfangen zu müssen. Dass das keine Kurzstrecke, sondern ein Marathon ist, das ist uns schon bewusst. 

Mit dem 1. Leipziger Kinderbuchfestival Festlesen! im soziokulturellen Stadtteilzentrum Mühlstraße e.V. wollt ihr euch nun noch stärker in die Sichtbarkeit bringen?

Absolut. Wobei die Idee recht spontan entstand; sie wurde ausgelöst von der Ausschreibung zum kommunalen Themenjahr 2025 "Mehr als eine Geschichte - Buchstadt Leipzig". Obwohl unsere Strukturen noch gar nicht entwickelt waren, bekam unsere Festival-Idee am Ende die meisten Stimmen. Da das Kulturamt aufgrund der angespannten Haushaltslage momentan "auf Sicht" fährt, bekamen wir erst vor zwei Wochen die Finanzierungszusage. Glücklicherweise haben wir aber weitere Förderer gewinnen können, wie etwa die DPFA Akademiegruppe, die Schulen und Kitas betreibt. 

 

Was haben Sie vor?

Für den Festival-Freitag haben wir vier Veranstaltungen mit Halina Kirschner und Johannes Herweg an Leipziger Schulklassen verlost. Am Familientag-Samstag bespielen wir das ganze Haus und den wunderbaren Garten. Neben Lesungen für Kleine und Große gibt es einen Büchermarkt Leipziger Kinderbuchverlage, dazu verschiedenste Mitmach-Aktionen rund ums Kinderbuch – vom Lesezeichen-Basteln mit den Bleiläusen bis zur Hörbuchstation des Buchfunk Verlags. 

 

Für den Freitagnachmittag planen Sie einen geschlossenen Branchen-Workshop?

Wir hatten im Januar eine Save-the-Date-Nachricht an die von uns identifizierten Wunsch-Akteure geschickt; das Feedback war so überwältigend, dass wir gar keine richtige Einladung mehr aussenden konnten – wir waren schlicht ausgebucht! Wir mussten jetzt aus organisatorischen Gründen bei 40 einen Cut machen. Das Spektrum der Beteiligten reicht von Leipziger Verlagen wie Orlanda, Klett Kinderbuch oder Seemann Henschel über Vereine wie LeseLust Leipzig e. V., Mentor Leipzig e. V., das Junge Literaturinstitut bis zu aktiven Erzieherinnen, Lehrkräften, Mitarbeiterinnen von Stadtteilbibliotheken und Buchhandlungen. Also wirklich sehr, sehr viele von denen, die in Leipzig mit Kinder- und Jugendbuch zu tun haben. 

 

Über Franziska Hauffe

Franziska Hauffe, geboren 1985, ist Vorsitzende des Jungen Literaturbüros Leipzig. Sie studierte Buchwissenschaft, Germanistik und Romanistik in Mainz und Lissabon/Portugal, danach volontierte sie in einem kleinen Kinderbuchverlag in Frankfurt/Main. Von 2012 bis 2024 arbeitete sie im Klett Kinderbuchverlag in Leipzig. Im Januar 2025 hat sie sich hier mit einer eigenen PR-Agentur selbständig gemacht: Franziska Haufe - Agentur für Kommunikation.