Von aufmüpfigen Kartoffeln über eine witzige Familie und harte Konflikte bis zu Einblicken in eine Restaurierungswerkstatt: Zweimonatlich wählt eine Jury (Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck, Kulturjournalistin Verena Hoenig, Buchhändlerin Katrin Rüger und Literaturkritiker Ralf Schweikart) für das Börsenblatt die besten Kinder- und Jugendbücher aus. Hier die Titel für den Juli:
Der Leselotse
Aufmüpfige Kartoffel
Rund zweieinhalb Kilo Kartoffeln hat Birte Müller für das Bilderbuch verstempelt: Die Betrachter machen Bekanntschaft mit einem fidelen und wissbegierigen Erdapfel, der partout nicht in die Suppe will, sondern hinein ins pralle Leben hüpft.
Birte Müller: »Die Kartoffel und der Sinn des Lebens«, Freies Geistesleben, 32 S., 16 €, ab 5
Dunkle Federn
Sexualisierte Gewalt zu thematisieren, ist ein Drahtseilakt. Teich arbeitet mit Metaphern, die Geschichte vom kleinen Kater Bruno beschönigt und verschleiert nicht, noch retraumatisiert sie. Dieses Bilderbuch sensibilisiert behutsam, stärkt und gibt Vertrauen.
Stefanie Taschinski, Karsten Teich: »Bruno«, Dragonfly, 40 S., 15 €, ab 4
Spürsinn und Herzklopfen
Ein Kiosk, ein Mädchen und Werner, der auf den Jackpot hofft – und plötzlich verhaftet wird. Mittendrin Finja, die – von Werners Unschuld überzeugt – den Fall lösen will. Dazu tummeln sich etliche Verliebte in dem warmherzig erzählten und toll illustrierten Krimi.
Jutta Wilke, Ulf K.: »Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde«, Coppenrath, 286 S., 15 €, ab 9
Hier ist was los!
Eines der komischsten Kinderbücher des Jahres! Familie Hackebart braucht eine Million und will zu Günther Jauch ins Fernsehstudio. Wie sie das trickreich mit vereinten Kräften schafft, ist unschlagbar witzig.
Markus Orths, Horst Klein: »Crazy Family – Die Hackebarts räumen ab!«, Loewe, 159 S., 13,95 €, ab 10
Poetry-Slam meets Umweltaktivismus
Der politisch hochaktuelle Abenteuer- und Liebesroman um Johanna und Ben basiert auf Teamwork: Der Autor und seine Tochter haben gemeinsam recherchiert, mit Menschen im Hambacher Forst gesprochen und eine besondere Textform für sich entdeckt.
Manfred Theisen: »Wir sind die letzte Generation«, cbt, 304 S., 10 €, ab 14
Die Menschen zu verstehen lernen
Hoffnung auf Frieden im Nahost-Konflikt beschwört die Autorin in ihrem packenden Debüt, das in zwei Zeitebenen spielt. Die Leser:innen nehmen Anteil an den Schicksalen von Tessa, Mo, Anat und Karim – und beginnen Geschichte zu verstehen.
Anja Reumschüssel: »Über den Dächern von Jerusalem«, Carlsen, 332 S., 16 €, ab 14
Buntes Markttreiben
Von Stand zu Stand schlendern, hier ein Krabbenbrötchen probieren und dort Gewürze schnuppern: Dieses informative Wimmelbuch führt auf 24 berühmte Märkte. Dazu gibt’s Tipps, Suchaufgaben und Rezepte zum Nachkochen. Horizonterweiternd.
Maria Bakhareva, Anna Desnitskaya: »Märkte in aller Welt«, Gerstenberg, 80 S., 26 €, ab 10
Unglaubliche Einblicke
Schadstoffe, Pilze, Schmutz, Sonnenlicht etc. setzen Kunstwerken zu. Zwei Restauratorinnen berichten von ihrer Care-Arbeit, die oft so spannend wie ein Krimi ist. Eine originelle, visuell höchst abwechslungsreiche und mit viel Humor durchsetzte Entdeckungsreise.
F. Meyer, S. Wulff, M. Leykamm: »Wie rettet man Kunst?«, Karl Rauch, 80 S., 30 €, ab 8
Kunst machen
Kinder mit kreativen Aufgaben, Malvorlagen und bunten Aufklebern an abstrakte Kunst heranführen: Das gelingt hier hervorragend in der Konzentration auf Kasimir Malewitsch, der 1915 mit seinem »Schwarzen Quadrat« eines der geheimnisvollsten Gemälde der Moderne schuf.
Oksana Sadovenko: »Malewitsch und du«, Edition Bracklo, 56 S., 27 €, ab 5
