Gastspiel von Constanze Kleis

Erlesenes Urlaubsideal

30. April 2025
Redaktion Börsenblatt

Unsere Kolumnistin Constanze Kleis war zarte sieben Jahre alt, als sie zum ersten Mal auf den Spuren literarischer Helden reiste. Sie kann gut verstehen, dass es Menschen in Dupins Bretagne oder Pessoas Lissabon zieht.  

Constanze Kleis

Constanze Kleis ist Journalistin und Bestseller-Autorin, gemeinsam mit Susanne Fröhlich (zuletzt: "Älter werden ist wie jung sein, nur krasser", Knaur)

So viel vorneweg: Die Idee, mit Büchern nicht nur die Fantasie auf Reisen zu schicken, sondern sich selbst zu den Orten zu begeben, an denen die Geschichten spielen, wurde mir schon als Kind nahe­gebracht. Ich war sieben, als sich unsere Mutter mit mir und meinen zwei Geschwistern in die Bahn setzte und wir nach Schlangenbad, in das Taunus Wunderland vor den Toren Wiesbadens fuhren. 

Eine bizarre WG

Dort sollten die wichtigsten unserer Kinderhelden ihre Heimat­adresse haben. Was wir zu sehen bekamen war eine bizarre WG, in der unter anderen Dornröschen und Robinson Crusoe, Freitag, Dinosauriern, Hänsel und Gretel, der Riese Gulliver, Fix und Foxi, Pluto und Donald Duck zusammenlebten und durch ein Automatenrestaurant mit Kuchen und Eis ihre Haushaltskasse aufbessern mussten. 

Gut, es war nicht ganz dasselbe, wie heute eine Reise durch Rosamunde Pilchers Cornwall, Lilly Bretts New York oder Fernando Pessoas Lissabon. Aber ich konnte damals schon ein wenig nachfühlen, was später als das Paris-­Syndrom bekannt werden sollte: Das Phänomen nämlich, dass Japaner regelrecht krank wurden und pronto die Rückreise antreten mussten, sobald ihr Ideal von der angeblich romantischsten Stadt der Welt an der scharfkantigen Realität einer europäischen Metropole zerschellte – in der Menschen eben nicht dauernd Baguette-schwenkend durch die Straßen ziehen und sich küssend in den Armen liegen. 

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