Italien als Gastland 2024

"Sie bauen Brücken"

19. Oktober 2023
von Börsenblatt

Ein aus dem Buch kommendes Pflänzchen wächst, es wird ein Baum und trägt Früchte: das ist das Logo des Auftritts von Italien, das 2024 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse wird. Paola Passarelli, Generaldirektorin für Bibliotheken und Urheberrecht im italienischen Kulturministerium, betonte bei der Eröffnungskonferenz die besondere Rolle, die den Übersetzer.innen zukommt.

Gemeinschaftspräsentation Italiens auf der Frankfurter Buchmesse 2023

Bis heute hat der italienische Kulturminister 1,8 Milliarden Euro für Übersetzungen zur Verfügung gestellt, nicht nur für Bücher ins Deutsche, sondern auch ins Französische, Englische etc., berichtete Paola Passarelli, Generaldirektorin für Bibliotheken und Urheberrecht im italienischen Kulturministerium. Sie hob hervor, dass Italienisch zu den Sprachen gehöre, die am meisten gelernt werden und kam auf die besondere Rolle der Autoren zu sprechen: "Schriftsteller schaffen eine Identifikation mit der Sprache und dem Land. Die Übersetzer hingegen verlassen die Komfortzone und tauchen in eine andere Sprache ein und vermitteln zwischen zwei Kulturen, sie bauen eine Brücke. Sie schaffen eine Literatur der Literatur." Schon 2022 habe man begonnen, Übersetzungen ins Deutsche zu fördern "und es wird weitergehen".

5184 Verlage und mehr als 3000 Buchhandlungen gebe es in Italien, 3.388 Millionen Eueo werden in Italien mit Büchern umgesetzt, veröfentlichte Innocenzo Cipoletta die neuesten Zahlen von 2022. "Wir vertreten  Nord-, Mittel - und Süditalien als Gastland - wir sind physisch nicht nur das, was wir essen, sondern intellektuell auch das, was wir lesen", so der Präsident des italienischen Verlegerverbands AIE. Die italienische Verlagsarbeit sei unglaublich vielfältig, "es gibt viele kleine Verlage, die großartige Scoutingarbeit leisten, wir haben Bestseller, die wir in die ganze Welt verkaufen", erläuterte Renata Gorgani, AIE-Vizepräsidentin, und auch sie hielt neue Zahlen bereit.  7.889 Übersetzungen zeigten die Weltoffenheit des Landes. Mehr als die Hälfte der Lizenzverkäufe gehen nach Europa (62%), dann komme Asien mit 18%. Ein Schwerpunkt zeige sich ganz klar im Kinder- und Jugendbuch (35%), dann komme das Sachbuch (19 und die Belletristik (19%). "Wir möchten, dass die jungen Leser von heute die erwachsenen Leser von morgen werden."

 

"Wir haben als Komponisten Puccini ausgewählt, der uns 2024 über begleiten wird", gab Armando Varricchio bekannt, der italienische Botschafter. "Im Februar 2024 starten wir auf der Berlinale, das Kino ist sehr nahe bei der Literatur - wir schaffen Verbindungen." Alle 20 italienischen Regionen würden eingebunden und vertreten sein. "Mit Deutschland haben wir lange und sehr gut gepflegte Verbindungen, wir haben gemeinsam schon viel erreicht, im kulturellen wie im wirtschaftlichen Bereich. Wir finden hier in Deutschland immer ein offenes Ohr und auch Kenner unseres Landes", lobte der Botschafter.

Die Kreativität müsse beim Gastland-Auftritt freien Lauf haben, "wir brauchen Ideen, Kultur, wir brauchen aber auch unsere Seele. Der Heilige Augustinus meinte, es ist wichtig, sich immer zu erinnern, dürfe aber auch die Gegenwart nicht vergessen, man müsste die Zeiten verbinden - so hat unser Gastland-Motto "Verwurzelt in der Zukunft" drei Dimensionen: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. "Wir warten sehnsüchtig auf die Zukunft und hoffen, dass sie besser wird.", sagte Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung für den Gastland-Auftritt. Er betonte, wie viel Unterstützung er vom Kultur- und Außenministerium bekomme. Mazza hat früher im staatlichen Sender RAI "als Journalist die Welt erklärt", wie  die Moderatorin Incoronata Boccia, Vizedirektorin TG1 der der RAI., erklärte. Das Logo stelle die Hoffnung dar, dass ein aus dem Buch kommendes Pflänzchen wächst, aus ihm ein Baum wird, der Früchte trägt. Nach welchen Kriterien wird ausgewählt, was gezeigt wird? Auf die Frage antwortete Mazza nicht konkret; man habe keine Ausländerfeindlichkeit, alle seien willkommen. "Mir ist wichtig, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt." Es gelte, an Bestehendes anzuknüpfen und: "Wir müssen wieder mehr tun im kulturellen Bereich."