Manuskripte von Atwood, Larsson oder McEwan

Urteil für den Manuskripte-Dieb gesprochen

27. März 2023
von Börsenblatt

Ein Verlagsmitarbeiter in London erschlich sich jahrelang unveröffentlichte Buchmanuskripte. Im Januar 2022 wurde der Bücherdieb vom FBI gefasst. Nun wurde das Urteil gesprochen.

Filippo Bernadini heißt der Manuskriptedieb, der im Januar 2022 vom FBI am New Yorker Flughafen John F. Kennedy verhaftet wurde. Er hat sich durch Identitätsdiebstahl unveröffentlichte Buchmanuskripte erschlichen. Angeklagt wurde er wegen Computerbetrag und schweren Identitätsdiebstahl. Er gab sich mit Hilfe von 160 leicht veränderten Mail-Adressen als eine in der Verlagsbranche tätige Person aus, um sich somit Manuskripte von Autor:innen wie Margaret Atwood oder Ian McEwan zu erschleichen. Dabei habe der ehemalige Mitarbeiter von Simon & Schuster sein Insiderwissen über die Verlagsbranche ausgenutzt.

„Diese vorveröffentlichten Manuskripte sind wertvoll, und die unbefugte Veröffentlichung eines Manuskripts kann die Wirtschaftlichkeit des Verlagswesens drastisch untergraben“, hieß es damals in der Anklageschrift. „Solche Raubkopien können auch dem Ruf eines Autors schaden, wenn ein früher Entwurf eines schriftlichen Materials in einer Arbeitsform verbreitet wird, die sich noch nicht in einem fertigen Zustand befindet.“

Keine Gefängnisstrafe für Bernadini

Nun sprach ein New Yorker Gericht das Urteil im Fall Bernadini. Er muss nicht ins Gefängnis, allerdings muss er 88.000 Dollar Strafe an den Verlag Penguin Random House zahlen und sieht seiner Abschiebung entgegen. Bernadini ist italienischer Staatsbürger, hat allerdings lange in London gelebt. Im Gerichtsverfahren bekannte er sich schuldig.

„Ich wollte und habe diese Manuskripte nie weitergegeben. Ich wollte sie für mich behalten und einer der wenigen sein, die sie genießen können, bevor sie in den Buchläden landen. Es gab Zeiten, in denen ich die Manuskripte las und eine besondere und einzigartige Verbindung mit dem Autor spürte, fast so, als wäre ich der Herausgeber dieses Buches“, wird Bernadini von der Süddeutschen Zeitung mit Verweis auf die New York Times zitiert.

Die Bundesstaatsanwaltschaft hatte ein Jahr Gefängnisstrafe gefordert. Die 88.000 Euro sollen für Penguin Random Houses Anwalts- und Sachverständigenkosten aufkommen.